Reiseliteratur weltweit

Geschichten rund um den Globus


1668 - Volquard Iversen
wieder in Kapstadt als Soldat der Kompanie

Als ich allhier aufs Land gekommen, habe ich mit Verwunderung gesehen die große Veränderung, so in dreizehn Jahren vorgegangen; wie die Holländer während der Zeit so trefflich gebaut; zuvor war nur ein Fort und ein Garten dabei, welcher um 15 Morgen Landes vergrößert ist, und eine ziemliche Stadt ist dabei gesetzt; es hat eine schöne große Kirche und viele wohl gebaute steinerne Häuser auf holländische Manier, denn sie brennen selbst Kalk und Steine. Es gibt in der Stadt unterschiedliche Wirtshäuser, in welchen man wohl accommodieret werden kann, es ist aber etwas teuer: für eine Mahlzeit 15 Stüver, auch wohl eine Mark Lübisch, eine Kanne Braunschweigische Mumme [Bier] einen Reichstaler, so viel gilt auch der spanische Wein; der Franzwein gilt 12 Stüver mehr. Branntwein und Arack kann man auch haben, aber noch einmal so teuer als in Holstein.
    Es sind viele Bürger und Bauern, die sich aus allerhand Nationen mit den holländischen Schiffen hierher begeben haben, um zu wohnen; sie treiben ihre Hantierung und haben gute Nahrung dabei. Die Bauern bauen das Land, und es geht ihnen wohl vonstatten. Bauern und Bürger haben Vieh, sonderlich Schafe, und ziehen zu den und verkaufen an die Seefahrer, wenn sie Erfrischung holen kommen. Es sind meist freie Leute, und sie geben nur den Holländern einen geringen Tribut.
    Sie haben auch, außer dem Fort, welches mit gar vielen Stücken und starker Garnison besetzt ist, eine Schanze, in welcher Wache gehalten wird, wie auch 50 Mann Reiterei, die ihre Ställe außerhalb der Festung haben, um gute Aufsicht zu haben; wenn die wilden Leute oder Hottentotten ihr Vieh, Ochsen, Kühe und Schafe, zum Verkauf bringen und sich von fern präsentieren, so reiten etliche zu ihnen und begleiten so viele von ihnen, wie sie zulassen wollen, zur Stadt und Festung; da wird dann gekauft, was aber nur im Tausch besteht: der Kommandant gibt ihnen für das Vieh Tabak, kupferne Ringe, gläserne und andere Korallen, Messer, Spiegel und dergleichen Spielzeug. Ich habe gesehen, daß der Kommandant selbst einmal 50 Ochsen und 60 Schafe für einen geringen Wert, der nicht viel über 10 Reichstaler kam, kaufte. Selbige gab er teils wieder aus an die Bürger und Bauern, die sie halten, und die sie an die Schiffe, die aus Europa oder Indien kommen, weitergeben.
    Wenn andere Nationen als Holländer hier anlangen, müssen sie Ankergeld geben; auch ihr Frischwasser dürfen sie nicht umsonst schöpfen und einnehmen. Sie wissen ihren Profit hier wohl zu machen und werden mit der Zeit, weil sie nunmehr einen festen Fuß in das afrikanische Land mit so leichter Mühe gesetzt, wohl weiter gehen und ihren Vorteil suchen. Die wilden Leute, die mit keinem Kriegsgewehr versehen sind und sich vor Pulver fürchten, werden ihnen wenig Widerstand tun können.

Von Volquard Iversen von Husem Ostindischen Reise und unglücklicher Schifffahrt
in: Andersen, Jürgen / Iversen, Volquard: Orientalische Reisebeschreibung Herausgegeben durch Adam Olearium
Schleßwig 1669; Faksimile Tübingen 1980

Abgedruckt in:
Keller, Ulrike (Hg.)
Reisende in Südafrika 1497 – 1990
Wien 2000

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