Reiseliteratur weltweit

Geschichten rund um den Globus

1691 - William Dampier
In Kapstadt

In der Nacht zuvor, ehe wir in den Hafen einliefen, welches Anfang April war, und da wir wohl wußten, daß wir nahe am Lande waren, taten wir alle Stunden einen Kanonenschuß, um damit zu erkennen zu geben, daß wir uns nicht zum besten befänden. Am Morgen kam ein holländischer Kapitän zu uns an Bord; als er uns so abgemattet sah, daß wir nicht mehr die Segel ausspannen konnten, um das Schiff zu wenden und in den Hafen einzulaufen - wiewohl wir das auf See noch richtig getan hatten -und da er überdies auch von unserem Kapitän gebeten wurde, uns zu helfen, so schickte er alsbald an Land und ließ hundert starke Leute holen. Die mußten uns in den Hafen bringen, wo wir Anker auswarfen; sie machten auch die Segel los und taten alles, was man von ihnen forderte; dafür gab ihnen Kapitän Heath eine stattliche Mahlzeit.
    Sie hatten besseren Appetit als wir und aßen von unseren Schiffsspeisen wacker darauf los. Und weil sie überall ein- und ausgehen durften, nahmen sie alles mit sich, was ihnen in die Hände kam, insbesondere von dem gesalzenen Rindfleisch, welches unsere Leute nicht essen konnten, sondern zu sechs, acht bis zehn Stücken übereinander aufgehängt hatten. Dies alles war weg, ehe wir nur daran dachten oder darauf hätten acht geben können. Es war nachts auch ein Ballen baumwollener Leinwand aufgemacht und ein Großteil davon weggenommen worden. Ob das aber von den holländischen oder von unseren Leuten geschehen, weiß ich nicht, denn obgleich diese dem Tode noch so nahe waren, so gab es doch einige darunter, die ihre geschickten Diebesgriffe nicht lassen konnten.
    Sobald wir nun Anker geworfen hatten, schickten wir sofort unsere Kranken an Land; diejenigen aber, denen es nur möglich war, blieben an Bord; ihnen wurde täglich gutes, frisches Hammel- und Rindfleisch zugeführt.
    Der merkwürdigste Ort des Landes gegen die See zu ist ein hoher Berg, Tafelberg genannt, der oben gleich und eben ist. An der Westseite des Kaps, jedoch etwas gegen Norden, ist ein großer Hafen, und ein ziemliches Stück Weg davon eine niedrige und ebene Insel, an der man an beiden Seiten sicher vorbei fahren kann; denn die Schiffe, die dort ankern, liegen nahe an Land auf Reede.
    Der Boden am Kap ist dunkelgrau, nicht tief, trägt aber nichtsdestoweniger Gras, Kräuter und Bäume genug. Das Gras ist kurz und gleicht dem, das auf den Dünen der Provinzen Wilt oder Dorset [in England] wächst. Die Bäume hier sind klein und selten; ich habe auch gehört, daß es weiter landein ebenfalls nicht viele geben soll. Dort ist der Boden beschaffen wie beim Hafen; er kann zwar nicht fett genannt werden, ist jedoch ganz gut zum Ackerbau und gibt fleißigen Wirten eine reiche Ernte zu genießen. Es ist dort auch eine ziemliche Anzahl Vorwerke gebaut, und die holländischen und aus Frankreich geflüchteten reformierten Familien nehmen einen Strich Landes von zwanzig bis dreißig Meilen ein; nahe am Hafen aber gibt es wenig Vorwerke.
    Es wächst viel Weizen, Gerste, Erbsen und dergleichen, auch allerhand Baumfrüchte, wie Äpfel, Birnen, Quitten und so große Granatäpfel, wie ich sie sonst niemals gesehen habe.
    Das vornehmste sind die Weintrauben, die sehr gut wachsen, und man hat seit etlichen Jahren dort so viele Weinberge angelegt, daß sehr viel Wein gekeltert wird, so daß nicht nur die Einwohner damit versehen werden können, sondern auch anderen davon verkauft wird, daß also die Schiffe, die dort anlanden, Wein genug bekommen können. Dieser Wein ist dem weißen französischen, der in den hohen Ländern wächst, gleich, jedoch blaßgelb, süß, angenehm und stark.
    An zahmen Tieren gibt es Schafe, Ziegen, Schweine, Kühe, Pferde, usw. Die Schafe gedeihen wohl, sie werden überaus groß und fett, denn das Land ist trocken und das Gras kurz, wie es für diese Tiere sein soll. Für das größere Vieh ist es aber nicht so gut, das Rindfleisch ist auch in seiner Art nicht so wohlschmeckend wie das Schöpsenfleisch. Von wilden Tieren soll es viele geben, die nach den Schafen trachten; deswegen schließt man sie jede Nacht in Ställe ein.
    Es ist auch eine Gattung sehr schöner wilder Esel anzutreffen, die überaus artige schwarze und weiße Streifen haben, welche vom Kopfe bis zum Schwänze gehen und sich unter dem Bauch, der weiß ist, verlieren. Diese Streifen sind zwei bis drei Finger breit und laufen ganz genau nebeneinander her, wobei stets ein schwarzer einem weißen in der richtigen Ordnung folgt. Ich habe zwei solche getrocknete Häute gesehen, die man aufhob, um sie als Kuriosität nach Holland zu schicken; sie schienen groß genug, daß ein Eselfüllen hätte darin stecken können.
    Nahe an der Küste, dem Hafen gleich gegenüber, haben die Holländer eine Festung gebaut, in welcher der Gouverneur wohnt. 200 oder 300 Schritte davon gegen den Westen des Hafens ist ein kleiner Flecken, der von den Holländern bewohnt wird. Dort habe ich fünfzig bis sechzig niedrige Häuser gezählt, die aber alle gut und aus Steinen gebaut sind; die Steine sind aus einem nicht weit davon liegenden Steinbruch genommen worden.
    Hinter diesem Flecken, gegen die Berge zu, hat die Holländische Ostindische Kompanie ein großes Haus erbauen und dabei einen prächtigen Garten anlegen und mit einer steinernen Mauer einschließen lassen. Dieser Garten ist voll mit allerhand Arten von Kräutern, Blumen, Wurzeln und Früchten; er ist mit schönen großen Gängen abgeteilt, die mit Sand bestreut und an den Rändern mit Bäumen besetzt sind. Er wird von einem Bach, der aus dem Gebirge herabkommt und der durch vielerlei Gräben durch den Garten geleitet wird, bewässert. Das Buschwerk, womit die Gänge besetzt sind, ist neun bis zehn Fuß hoch und wird stets unter der Schere und auch sonst sehr nett gehalten. Hinter den hohen Pflanzungen sind andere, niedrigere, die die Fruchtbäume von den anderen absondern, damit sie nicht allzu sehr im Schatten stehen. Jede Art hat ihren eigenen Platz. Die Äpfel, Birnen, Quitten und Granatäpfel wachsen vollkommen schön, vornehmlich aber die Granatäpfel. Die Wurzeln und Küchenkräuter haben auch ihren besonderen Platz, und es ist alles in so guter Ordnung, daß nichts angenehmeres oder schöneres gefunden werden kann. Man bringt aus dem einen oder andern Teil der Welt eine große Anzahl Sklaven herein, welche unaufhörlich beschäftigt sind, auszuputzen, zu beschneiden oder andere nötige Arbeiten zu verrichten. Die Fremden können darin spazierengehen, und es wird ihnen auch erlaubt, von den Früchten zu essen, wenn sie die Bedienten darum ersuchen; wer es aber heimlich tun wollte, würde sie betrügen.
    Hinter diesem Garten, weiter ab von der See und näher am Gebirge, sind noch einige andere kleine Gärten und Weinberge, die anderen Leuten gehören; weil aber die Berge nahe daranstoßen, sind es nicht sehr viele.
    Die Holländer, die in den Flecken wohnen, werden durch die häufig allda anlegenden Schiffe sehr reich, jedoch am meisten durch diejenigen anderer Nationen, die sich dort erfrischen wollen. Brot und Fleisch sind um nichts wohlfeiler als in England. Überdies kaufen sie von den ankommenden und abfahrenden Schiffen dasjenige sehr wohlfeil, was ihnen die Einwohner auf dem Lande wiederum teuer bezahlen müssen. Denn wie man mir gesagt hat, sind die nächsten Wohnungen zwanzig Meilen vom Hafen entfernt und also die Leute zu weit, um das, was sie brauchen, aus erster Hand zu bekommen; folglich sind sie gezwungen, es den näher wohnenden Leuten abzuhandeln.
    Obwohl Getränke und Wein in großem Überfluß da sind, so machen doch die großen Auflagen, die die Kompanie auf alle Getränke legt, sie sehr teuer. Man kann davon auch nirgends als im Wirtshaus bekommen, es wäre denn heimlich. Im Flecken sind es nur drei Häuser, in denen starke Getränke verkauft werden; eins für Wein, das andere für Bier und Malzbier, das dritte für Branntwein und Tabak; alles aber ist überaus teuer. Eine Flasche Wein von drei Finten oder Quarten kostet achtzehn Stüver, wie ich selbst bezahlt habe. Ich habe aber auch, heimlich und gegen das Verbot, ebensoviel für acht Stüver bekommen. Wenn man es erfahren hätte, wäre die Person, die es mir verkaufte, ins größte Unglück geraten. Und das mag von dem Lande und dessen europäischen Einwohnern genug gesagt sein.
    Die natürlichen Einwohner des Kaps sind die Hottentotten. Sie sind von mittelmäßiger Größe, kleinen Gliedmaßen, daher schlanken Leibes, aber sehr hurtig. Ihr Angesicht ist platt und länglich rund wie das aller Schwarzen, die Augenbrauen sind groß, die Nase aber nicht so eingedrückt, noch die Lippen so aufgeschwollen wie bei den Schwarzen in Guinea. Sie sind schwärzer als die Indianer, aber nicht so sehr wie die Mohren oder die Einwohner von Neu-Holland [Australien], wie denn auch ihre Haare nicht gar so kraus sind. Sie beschmieren sich überall mit Fett, entweder um ihre Glieder gelenkig zu machen oder um ihre Blöße durch Verstopfung der Schweißlöcher vor der rauhen Luft zu bewahren. Damit dies aber noch besser wirkt, reiben sie die fett eingeschmierten Teile ihres Leibes, insbesondere das Gesicht, noch dazu mit Ruß ein, was denn ihre natürliche Schönheit noch vorteilhafter anzeigt, wie wenn man sich in Europa schminkt. Daher kommt es aber, daß sie sehr stark riechen, was ihnen selbst zwar annehmlich genug, andern aber recht zuwider ist. Sie sind auch sehr froh, wenn sie aus irgendeiner Küche etwas stinkendes Fett bekommen können, womit sie sich so oft wie möglich einschmieren. Das Haupt bedecken die Hottentotten nicht, hängen aber zur Zierde kleine Muscheln in ihre Haare. Ihre Kleider bestehen aus Schaffellen, welche sie wie einen Mantel über die Schultern hängen, die Wolle nach innen gekehrt. Außer diesem Mantel haben die Männer noch ein Stück Fell wie eine kleine Schürze vorne herunterhängen, die Weiber aber auch noch eines um die Lenden gebunden, das ihnen wie ein kurzer Rock bis an die Knie reicht. Ihre Beine sind zwei bis drei Finger dick mit Schafdärmen umwunden, manche bis zu den Waden, manche von unten bis an die Knie, so daß man, wenn man sie von weitem sieht, denkt, sie hätten Stiefel an. Diese Därme wickeln sie um, wenn sie gerade erst ausgenommen sind; die Därme werden dann mit der Zeit ganz hart und steif, denn sie nehmen sie nicht wieder ab, es sei denn, sie wollten sie essen. Das geschieht nur, wenn sie auf Reisen sind und wenn sie sonst nichts zu essen haben; dann sind sie für sie, wenn sie sie auch sechs, acht, zehn oder zwölf Monate getragen haben, dennoch ein vortrefflich köstliches Essen. So haben es mir die Holländer erzählt. Die oben beschriebene Kleidung legen die Hottentotten niemals ab, außer um die Läuse daraus zu suchen, denn weil sie ihre Felle niemals vom Leibe nehmen, stecken sie voller Ungeziefer, und so sitzen sie oft zwei bis drei Stunden in der Sonne und müssen dasselbe heraussuchen.
    Ich habe mein Lebtage keine geringeren Hütten gesehen als die der Hottentotten. Sie sind nur etwa neun bis zehn Fuß hoch und zehn bis zwölf breit und bestehen aus Stäben, die unten in die Erde gesteckt und oben, wo sie alle zusammenlaufen, aneinander gebunden sind. Die Wände und das Dach sind mit Baumruten zwischen den Pfählen gar ungeschickt durchflochten und überall mit langem Grase, mit Rohr oder Stücken von Tierhäuten bedeckt. Von weitem sieht ein solches Haus eher einem Heuschober ähnlich. Auf der einen Seite wird nur ein kleines Loch, drei oder vier Fuß hoch, freigelassen, das als Tür dient und durch das man auf Händen und Füßen ein- und auskriechen kann. Kommt der Wind nun an die Seite, wo dieses Loch ist, so wird es zugemacht und gegenüber eines aufgemacht. Das Feuer machen sie mitten im Hause, und der Rauch nimmt durch die Ritzen, das heißt: nach allen Seiten, seinen Ausgang. Auf Betten schlafen sie nicht, sondern auf dem Fußboden oder der bloßen Erde um das Feuer herum.
    Ihr Küchengerät besteht meistens nur aus ein paar Töpfen, worin sie ihr Essen kochen. Sie leben überaus elend und arm; man sagt auch, daß sie auf Reisen zwei oder drei Tage hintereinander fasten können.
    Ihre gewöhnliche Speise besteht aus Kräutern, Fleisch oder Muscheln, welche sie zwischen den Klippen oder anderswo suchen, wenn das Meer niedrig ist, denn sie haben weder Schiffe noch Barken noch Kanus, um zum Fischfang auszufahren. So muß ihre übliche Nahrung entweder von Tieren auf dem Lande oder Kräutern, die die Erde von Natur hervorbringt, kommen. Mein Wirt, ein Holländer, sagte mir, sie hätten Schafe und Rindvieh gehabt, ehe sich die Holländer bei ihnen seßhaft niedergelassen, und die auf dem platten Lande wohnenden Hottentotten hätten auch noch viel dergleichen Vieh, das sie den Holländern für Tabak verkauften. Der Preis einer Kuh oder eines Schafes ist ein Stück gerollten Tabaks von der Länge, daß man damit von den Hörnern bis zum Schwanze messen kann. Denn Tabak ist ihr Liebstes, und sie tun alles in der Welt, um nur etwas davon zu erlangen. Viele Leute haben mir bekräftigt, daß sie auf solchen Tausch eingehen, allein dem gemeinen Manne ist nicht erlaubt, auf diese Art das Vieh zu kaufen, es darf auch niemand mit den Hottentotten handeln, sondern diesen Vorteil hat sich die Kompanie vorbehalten. Mein Wirt, bei dem viel Volk herbergte, setzte uns immer zum größten Teil Schafsfleisch vor, welches er zum Teil in der einzigen Fleischbank im Flecken kaufte, zum größeren Teil aber selbst schlachtete. Die Hottentotten brachten ihm bei Nacht ein oder mehr Schafe und halfen ihm, dieselben abzuziehen und zurechtzumachen, wofür er ihnen nur die Haut und das Gedärme gab. Ich glaube, er holte diese Schafe weit aus dem Lande, denn er war zuweilen ein oder zwei Tage weg und nahm zwei oder drei Hottentotten mit sich.
    Die Hottentotten, die nahe um den Flecken wohnen, ernähren sich meistenteils von den Holländern, denn es gibt kein Haus, in dem nicht einer oder mehrere zu finden sind, die Knechtsarbeiten tun; dafür bekommen sie ihren Unterhalt und das Fett, womit sie sich beschmieren. Es warten wohl auch drei oder vier ihrer nächsten Anverwandten an der Tür oder nicht weit davon, um nur das, was vom Essen übrig bleibt, zu bekommen. Wenn etwa während des Essens einem Holländer einfällt, einen Boten wohin zu schicken oder sonst etwas verrichten zu lassen, sind sie schnell bereit, für ein geringes dem Befehl nachzukommen. Für einen Fremden aber gehen sie für weniger als einen Stüver nicht von der Stelle.
    Ob sie irgendeine Religion haben, ist mir ganz unbekannt, denn ich habe weder je gesehen noch gehört, daß sie Tempel oder Götzenbilder oder auch irgendeinen Ort zum Gottesdienst hätten. Indessen haben aber ihre nächtlichen Freudenfeste zur Zeit des neuen und des vollen Mondes etwas Abergläubisches. Wenn der Mond voll ist, singen, tanzen und schreien sie die ganze Nacht. Ich bin um diese Mondveränderungszeit des Abends, wenn der Mond sich über dem Horizont zu zeigen begann, zweimal zu ihren Hütten gegangen und habe ihnen eine Stunde und länger zugesehen. Sie gebärden sich, als ob sie viel zu tun hätten. Männer, Weiber und Kinder tanzten auf dem Grase bei ihren Hütten auf recht seltsame Weise. Sie liefen etliche Male untereinander ohne alle Ordnung herum, klatschten oft in die Hände und sangen laut. Das Gesicht hatten sie bald gegen Morgen, bald gegen Abend gewendet, doch sah ich nicht, daß sie mehr Bewegungen oder andere Gebärden gemacht, wenn sie sich dem Monde zukehrten, wie wenn sie ihm den Rücken wandten.
    Im übrigen sind die Hottentotten sehr faule Leute, die zwar ein weites und herrliches Land zum Ackerbau besitzen, aber dennoch lieber nach Art ihrer Vorfahren, das heißt: sehr elend, leben, als durch Arbeit sich zu besserem Unterhalte verhelfen wollen. Damit nun genug von den Hottentotten; ich will jetzt wieder auf unsere Reise zu sprechen kommen.
    Sobald wir an Land angelangt waren, mietete Kapitän Heath ein eigenes Haus und ließ sich kurieren. Diejenigen von seinen Leuten, die es sich leisten konnten, taten ein Gleiches; die aber keine Mittel hatten, wurden vom Kapitän mit Wohnungen versehen und freigehalten. Drei oder vier Personen, die sehr krank an Land kamen, starben da, die andern erholten sich bald wieder, wozu der Medicus der Festung und nicht weniger die Luft, die Speisen und der Wein, die alle sehr gut waren, viel beitrugen. Denjenigen, die sich auf dem Schiffe für besondere Arbeit auf der Reise nach dem Kap hatten einschreiben lassen, zahlte der Kapitän allhier, was er ihnen versprochen hatte; das kam ihnen wohl zustatten, um sich für die bevorstehende Reise mit Getränken zu versehen. Sonst aber hatten wir so wenig Volk, daß wir die Arbeit auf dem Schiffe nicht bestreiten konnten. Deswegen bat Kapitän Heath den Gouverneur, ihm etliche Personen zuzuweisen; man erzählte mir, der Gouverneur habe versprochen, von einem gewissen Kompanie-Schiff, das jeden Augenblick auf seinem Weg nach Europa erwartet wurde, etliche Leute abzugeben, weshalb wir auf dieses Schiff warteten. Dann langten zwei Schiffe, die James and Mary und die Josiah von London auf ihrer Rückreise nach Europa am Kap an; wir dachten, wir würden von diesen Schiffen die benötigten Leute bekommen; aber sie hatten selbst nicht genug. Deshalb mußten wir auf die holländische Flotte warten, die zwar endlich ankam, aber uns auch keine Leute geben konnte.
    Deshalb war Kapitän Heath genötigt, insgeheim alles anzunehmen, was er an Leuten bekommen konnte, Soldaten oder Matrosen. Weil aber die Holländer wußten, daß wir Schiffsvolk brauchten, mußten diejenigen, die mit uns nach Europa wollten, etwa vierzig Mann, sich ganz heimlich bei uns anmelden, wobei wir ihnen den Ort nannten, wo sie unsere Schaluppe zur Nachtzeit abholen würde. Wir nahmen aber nur drei oder vier auf einmal, die sich auf unserem Schiff verborgen halten mußten, besonders dann, wenn etwa eine holländische Schaluppe vorbeigefahren kam.
    Gegen den 23. Mai gingen wir in Gesellschaft der beiden Schiffe James and Mary und Josiah vom Kap ab und nahmen unseren Weg nach der Insel St. Helena.

Dampier, William
Neue Reise um die Welt (1679-1691)
1. Band; Leipzig l 702

Abgedruckt in:
Keller, Ulrike (Hg.)
Reisende in Südafrika 1497 – 1990
Wien 2000

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