Um 25 v. Chr. . Strabo
Theben und die Memnonkolosse
Nach der Stadt Appollons, Thebai; jetzt heißt sie Diopolis, des Zeus Stadt.
Hundertpfortig ist Thebai, und wohl zweihundert der Männer
Wandern aus jeglicher Pforte zusammt mit Rossen und Wagen.
So spicht Homeros; er erwähnt auch ihres Reichtums:
... auch nicht, was gen Thebai,
Jenem ägyptischen, geht, wo so viel Gut liegt in den Häusern.
So sprechen auch andere, und setzen Thebai als Hauptstadt in Ägypten. Noch jetzt zeigen sich ihrer Größe Spuren auf achtzig Stadien Länge [etwa 15 km]. Auch sind dort viele Tempel, aber auch diese hat Kambyses größtenteils verstümmelt. Jetzt ist sie fleckenweise bewohnt. Ein Teil liegt in Arabien [auf dem Ostufer], wo die eigentliche Stadt ist, ein anderer am Gegenufer, wo das Memnoneion. Von zwei hier einander nahe stehenden einsteinigen Riesenbildern ist das eine erhalten, vom anderen sind bei einem Erdbeben, wie man sagt, die oberen Teile vom Sitz an abgefallen. Geglaubt wird, daß einmal an jedem Tage von dem auf dem Stuhl und Grundgestell verbliebenen Teil ein Ton, wie eines nicht starken Anschlags, ausgehe. Auch ich, der mit Aelius Gallus und vielen ihn begleitenden Freunden und Kriegern am Ort war, hörte den Ton um die erste Stunde; ob aber aus dem Grundgestell, oder aus dem Standbild, oder ob einer der umher und um das Grundgestell Stehenden absichtlich den Ton bewirkte, kann ich nicht entscheiden; denn bei Unbekanntheit der Ursache kommt mir alles viel glaublicher vor, als daß der Laut aus den so geordneten Steinen ausgesendet werde.
Strabo
Erdbeschreibung in siebzehn Büchern
übersetzt von C. G. Groskurd
Berlin und Stettin 1831- 1834
Abgedruckt in:
Keller, Ulrike (Hg.)
Reisende in Ägypten 2200 v. Chr. – 2000 n. Chr.
Wien 2001