Reiseliteratur weltweit

Geschichten rund um den Globus

670 - Olfert Dapper
Über die Körperpflege

Weil es fast das ganze Jahr hindurch, des dürren Erdreichs wegen, in Ägypten so überaus sehr staubt und die Menschen fort und fort so übermäßig schwitzen, daß sich an ihren Leibern viel Unflat sammelt, daraus Gestank und Läuse entstehen; so pflegen sie sehr viel in Badstuben zu gehen, die Leiber zu reinigen, zuerst die Frauen; welche sich sonderlich befleißigen, ihren Leib, damit sie den Männern um so besser gefallen möchten, schön und rein zu halten, auch mit allerhand wohlriechenden Salben zu bestreichen.
   Diese Frauen bekümmern sich zwar nicht viel, ihr Haar auszuzieren; sondern bewinden es nur, nach Landes Gewohnheit, mit einem seidenen Schleier, in Gestalt eines Beutels. Aber hingegen wenden sie großen Fleiß an, ihre Scham und andere heimliche Glieder des Leibes auszuschmücken, Denn sie waschen nicht allein ihre Scham fort und fort mit köstlichen wohlriechenden Wassern aus, sondern sie halten dieselbe auch sonst glatt und kahl, weil es in Ägypten für eine Schande gehalten wird, wenn eine Frau eine rauhe Scham hat. Ja wenn sie die Scham lange genug gewaschen und gereinigt, lassen sie es dabei nicht bleiben, sondern salben sie auch danach mit unterschiedlichen wohlriechenden Salben: nämlich mit Muskes, Araber, Aloe, Zibeth. Die gemeinen Frauen nehmen hierzu geringere Salben, die nicht so kostbar sind und überall zu bekommen. Die andere Ursache ist, warum die Frauen in Ägypten sich so vielmals baden, weil sie nämlich dadurch, wenn sie mager und spilde sind, fett zu werden gedenken. Denn die Ägypter haben ein großes Gefallen an dicken und wohlleibigen Frauen. Und eben daher kommt es, daß man unter ihnen so viele fette Frauen findet; welche eben als fette Mastschweine auf der Erde liegen.
   Nach dem Bade reiben sie alle Glieder des Leibes: und dieses ist bei den Ägyptern so gemein, daß niemand ungerieben aus der Badstube geht. Dieses Reiben geschieht auf dreierlei Weise. Erstlich reiben sie den ganzen Leib mit der flachen Hand, welche sie mit Öl von Sesam bestrichen haben. Danach reiben sie sich mit einem rauhen leinenen Tuche und endlich mit einem anderen rauhen Tuche von Ziegenhaaren. Wenn dieses Reiben geschehen, bestreichen sie den ganzen Leib über und über mit gemeiner Seife. Hierauf waschen sie die Haut mit warmem süßem Wasser und wischen den Unflat ab. Nach dem Waschen wird die Scham haarlos und kahl gemacht. Am Ende legen sie ein Pflaster darauf, davon das Haar zur Stunde ausgeht.
   Endlich wird auch eine Pappe (Brei), die man aus kleingestoßenen Blättern Alkanna oder Ägyptischem Mundholze - Archenda genannt - und mit gemeinem Wasser gemacht, auf die Füße gelegt; welches die schwachen Füße stärkt, ihren feuchten Schweiß auftrocknet und den Gestank vertreibt. Zu Alkair und Alexandrien hat man überaus viele solche Badstuben, darin unterschiedliche Zimmer oder Gewölbe gefunden werden, welche man zum Schwitzen, Baden und Reiben gebraucht. In diesen Häusern findet man fort und fort warme, laue und kalte Bäder; sonderlich aber mäßig warme: weil dergleichen Bäder am meisten gebraucht werden, die Leiber feucht zu machen und den Unflat herauszuziehen. Denn die Ägypter gebrauchen ihre Bäder nicht allein, den Leib von außen zu reinigen und die Haut klar zu machen, sondern auch vielen Seuchen dadurch zuvorzukommen, oder wenn sie damit schon behaftet, sie zu vertreiben.

Dapper, Olfert
Umbständliche und Eigentliche Beschreibung Afrikas
Amsterdam 1670
Nachdruck Stuttgart 1964

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