Um 210 - Periplus des Erythräischen Meeres
Sokotra
Die sogenannte Insel des Dioskurides [Sokotra] [ist] sehr gross, aber fast unbewohnt, obwohl wasserreich, mit Flüssen, Krokodilen, sehr vielen Schlangen und sehr großen Eidechsen, deren Fleisch man ißt, das Fett aber flüssig macht und statt des Öles gebraucht; die Frucht aber des Weinstockes und irgend eine Getreideart erzeugt die Insel nicht.
Die wenigen Bewohner wohnen auf einer Seite, der nach Norden gelegenen, wo sie nach dem Festlande gerichtet ist; es sind aber Eingewanderte, und gemischt aus Arabern und Indern und einige sogar von den Hellenen, die des Handels wegen dahin fahren.
Es hat aber diese Insel die echte und die Landschildkröte, wie auch die weisse, und diese in sehr grosser Anzahl und ausgezeichnet durch grössere Schalen, ebenso eine übergroße Gebirgsschildkröte, welche die dickste Schale hat, deren wertlose Teile um den Bauch sich nicht zerschneiden lassen, da sie eben zu hart sind; vollständig aber werden die brauchbaren Teile zu Kästchen, Täfelchen, Schalen und anderer derartiger Ware zerschnitten. Es wird auf der Insel auch das sogenannte indische Drachenblut erzeugt, daß man in Form von Tränentropfen an den Bäumen sammelt.
Fabricius, B.
Der Periplus des Erythräischen Meeres von einem Unbekannten
Leipzig 1883