1653 - Johann Jacob Merklein, Schiffsarzt auf einem holländischen Ostindienfahrer
Hunger in der jungen Kolonie
Kapstadt, Südafrika
Die Holländische Garnison an C. bonas Spei war über die Ankunft unserer Schiffe hoch erfreut; sintemal sie eine Zeitlang grossen Hunger, und Armuth anhero ausgestanden; darüber auch unterschiedliche gestorben waren. Denn wiewol das Land daselbst zimlich fruchtbar, und die See daherum sehr fischreich, wie hernach soll gemeldt werden; so waren sie doch mit Instrumenten, das Land zu bauen, noch nicht allerdings versehen ; und wurde ihnen auch keine Zeit vergönnet, auf der See zu fischen: Sintemal sie zu dem Schantzen, und Bau der Fortressen und Wohnhäuser, vom Commendeur Johan Ribeeck (weil der Innwohner Einfall, und der Engelländer Ankunft in etwas zu fürchten war) sehr stark und schwehr, über ihr Vermögen, angetrieben wurden. Drittens weil, zu ihrem grossen Unglück, unterschiedliche, aus Holland nach Indien segelende Schiffe, welche destinirt waren, allda anzulenden, und die Garnison mit Victualien, und anderer Nothdurft, zu versehen, durch widerwertige Winde nicht ankommen kunten; und also ihre Reise nach Indien fortgesetzt haben: Derohalben sie dann durch stetige Arbeit, und grossen Mangel der Lebensmittel, dermassen abgemattet waren, daß es zu erbarmen. Wodurch unser Admiral verursacht wurde, Ordre zu ertheilen, daß von einem jeglichen Schiffe etliche Säcke Biscuit, oder Zweibacken, und Reis ans Land solten geschickt; und das Volk, weil durch Ankunft unserer Schiffe, wenig Gefahr zubesorgen, zur Arbeit nicht so hart angetrieben werden.
Merklein, Johann Jacob
Reise nach Java, Vorder-und Hinterindien, China und Japan
1644-1653
Erstausgabe 1672; Neuausgabe Haag 1930