Reiseliteratur weltweit

Geschichten rund um den Globus

hana 1670 - Olfert Dapper
Salzgewinnung - Goldgewinnung
Ghana

 

Unterschiedliche an der See gelegene Dörfer haben ihre Salzpfannen, wie Anten, Labbedee, Sinko und andere. Aber die besten Pfannen findet man zu Anten und Sinko, von wo das Salz durch das ganze Land zum Verkauf gebracht wird. Im Winter-, Neujahrs- und Schlachtmonat wird das Salz, das sie Inkin nennen, dort eingesammelt, und zwar soviel, daß sie das ganze Jahr hindurch genug daran zu arbeiten haben. Sie sieden es sehr zart und weiß und mit weniger Mühe, als es hierzulande gesotten wird- weil es sich selbst weiß und klein macht und nur einmal umgesotten werden darf. Sobald es fertig ist, tut man es zur Stunde in kleine Körbe von Schilfrohr geflochten, wie den Hutzucker, dem dieses Salz auch sehr gleich ist; und überdeckt es mit grünen Blättern, damit es die Sonne nicht braun mache. Hierin wird es so hart wie der Hutzucker und kann ebenso abgeschrapt werden. Aber wenn man mit einem Hammer daraufschlägt, fällt es voneinander.
   Etliche dieser Königreiche sind auch reich an Gold, welches bei ihnen Chika genannt wird. Selbst am Strande offenbart sich das Gold und wird mit der Springflut daraufgeworfen, welches dann die Frauen bei der Ebbe auflesen, zuweilen mit Stücklein von zwei oder drei Gulden (Größe). Aber das Gold, welches die Niederländer bekommen, wird meist aus den Flüssen gefischt, oder aus den Goldschächten gegraben und von den Schwarzen aus den Landschaften Fanting, Akanien, Adom, Akara und anderen ihnen auf den Strand zugebracht; wiewohl sie es in ihren Ländern nicht finden, sondern es von andern Schwarzen, welche weiter landeinwärts wohnen, für europäische Waren eintauschen.
   Gemeldete Goldschächte weiß selbst kein Schwarzer, der am Strande wohnt. Auch sind die Weißen niemals da herum gewesen. Sie werden verborgen gehalten und durch die Besitzer, nämlich die Könige, wohl bewahrt. Denn ein jeder König hat seine Fundgruben, daraus er durch seine Leute das Gold graben läßt und solches an andere Schwarze, die näher am Strande wohnen, verhandelt. Und also kommt dieses Gold aus einer Hand in die andere, bis es den Holländern verkauft wird. Man sucht auch zuweilen das Gold in den Flüssen, sonderlich im goldreichen Atzinischen Fluß unter den Klippen und Wasserfällen, welche aus dem Gebirge niedergeschossen kommen und das Gold mit sich führen.
   Das allermeiste Gold wird in den Erzwerken der Gebirge gegraben. Die Schwarzen pflegen von den Erzgruben oder Schächten wunderseltsame Fratzen zu erzählen: nämlich daß man dort ein solches Rasen und Rufen hörte, daß sich niemand unterfangen dürfe, dort zu bleiben; daß die Bergknappen und Gräber zuweilen mit Gewalt herausgejagt würden, obwohl sie doch niemanden sehen könnten, daß zuzeiten sich ein goldener Hund oder dergleichen Tier sehen ließe, aber stracks wieder zu verschwinden pflegte und dergleichen Gespenste mehr. Ja sie sagen auch, daß oftmals unterschiedliche Leibeigene vom großen Gestank oder starken Qualm in den Schächten ersticken, zuweilen auch, wenn die Erde herunterstürzt, darunter tot blieben. Es ist gewiß, daß die Schwarzen das Gold mit großer Arbeit und Mühe bekommen. Denn jemand, der zwei oder drei Englischen Goldes auf einen Tag finden kann, hat wohl gearbeitet und einen guten Tagelohn gewonnen.
   Die Schwarzen des Goldstrandes, wie sie guten Verstand haben, das Gold zu unterscheiden, ob es gut oder verfälscht sei, so wissen sie mit einer sonderlichen Behendigkeit ihr Gold, welches sie den Weißen verhandeln wollen, auf unterschiedliche Weise zu verfälschen. Die meiste Verfälschung geschieht bei den vergoldeten Armringen, welche sie auch mit Zinn und Kupfer verfälschen: und bei den Kakraven, darunter sie Messing mischen. Diese Kakraven sind viereckige Stücklein Gold so groß wie die Köpflein an den Stecknadeln, welche sie anstatt gemünzten Geldes gebrauchen.
   Die messingenen, wenn sie noch neu sind, können vom Golde nicht unterschieden werden. Aber wenn sie alt werden, beginnen sie zu verrosten und bleich zu werden. Mit Scheidewasser kann man sie gleichwohl stracks bewähren und den Unterschied wissen. Ihr geschmolzenes Gold - welche Weise zu schmelzen sie von den Portugiesen gelernt - verfälschen sie ebenmäßig, indem sie zu viel Kupfer oder Silber, weil es ohne eines von beiden nicht geschmolzen werden kann, darunter tun. Dieser Betrug ist bei den Fantinern sehr gemein. Noch haben sie einen andern Fund (Art) der Verfälschung, nämlich Silber und Kupfer mit Gold rundherum zu übergießen, also daß der Betrug inwendig verborgen bleibt und am Bewährsteine sich nicht offenbart, es sei denn, daß man es in der Mitte voneinander hackt, wie man mit solchem Golde gemeiniglich zu tun pflegt.

 

Dapper, Olfert
Umbständliche und Eigentliche Beschreibung Afrikas
Amsterdam 1670; Nachdruck 1964

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