Reiseliteratur weltweit

Geschichten rund um den Globus

1866 - Gerhard Rohlfs, Forschungsreisender
In Kuka am Tschadsee
Nigeria

 

Frühmorgens zogen meine Diener neue Kleider an, die ich zu diesem Behufe gekauft hatte; dann wurde abmarschiert. Vormittags um 9 Uhr hielt meine Karawane an dem Nordtore von Kuka.
   Obwohl ich nicht der erste Europäer war, der die Hauptstadt Bornus besuchte, hatte doch die Kunde von meiner Ankunft eine große Menge Neugieriger vor das Tor gelockt, die den Christen, den Weißen mit den hellen Augen und dem blonden Haar, sich in der Nähe betrachten wollten. Die zu meinem Empfange bestimmte Ehren-Eskorte erwartete mich jedoch am Westtore, durch welches die Karawanen gewöhnlich in die Stadt einziehen, und dort hatte sich eine ebenso große Volksmenge versammelt. Meine Leute luden ihre Flinten mit dreifacher Ladung und ließen sie tüchtig knallen, sodaß die Kukaer verwundert meinten, die Flinten der Christen knallen so stark wie Kanonen. Hauptgegenstand der Neugier bildeten aber natürlich ich und mein Hund. »Seht den Christen, seht seine Kleider, seine Schuhe (ich hatte europäische Halbstiefel an, war überhaupt europäisch gekleidet) - Er hat Augen wie eine Katze, der Ungläubige, der Heide - Wo mag er her sein? Ist er ein Engländer oder ein Deutscher? - Und seht doch sein Tier, es soll eine Hyäne sein oder der Sohn einer Hyäne - Ob seine Diener auch Christen sind?« So schwirrte es in dem Haufen durcheinander. Dazwischen rief man mir auch von vielen Seiten ein Willkommen zu: »Sei gegrüßt in Bornu! - Gott Lob, daß du angekommen bist! - Ist es dir gut gegangen in der Wüste? - So Gott will, hast du keinen Durst gelitten! -Friede sei mit dir!« Jetzt kam ein Reiter, ein Beamter des Sultans, vom Westtore her angesprengt. Ich stieg von meinem Kamel und ging auf ihn zu oder wurde vielmehr von dem mich umdrängenden Volke zu ihm hingeschoben. Wir begrüßten uns auf Kanuri: »L'afia - ndo tegé - afi l'abar - hamd'ul Lahi« (Friede - Wie ist deine Haut? - Was gibt es neues? - Gott sei gelobt!). Hierauf erklärte er mir, er sei beauftragt, mich zu dem mir angewiesenen Hause zu geleiten.
   Gefolgt von dem ganzen Volkshaufen, aus dem ich zwar noch öfter die Worte »Ungläubiger« und »Heide« vernahm, der mir aber keineswegs feindselig gesinnt zu sein schien, gingen wir durch mehrere Straßen und traten dann zunächst in das Haus eines gewissen Tittaui. Derselbe, ein Bruder des Chasnadar von Mursuk und das Faktotum aller Europäer, die Kuka besuchen, nahm mich, wahrscheinlich als willkommene Beute, äußerst freundlich und zuvorkommend auf. Ich traf bei ihm einen Bekannten aus Mursuk, den reichen Tripolitaner Scherif Hascheschi, der einige Monate früher als ich von dort nach Bornu abgereist war. Beide begleiteten mich nach dem zu meiner Wohnung ausersehenen, nichts weniger als komfortabel eingerichteten Hause. Auf meine Beschwerde entgegneten indes sowohl Tittaui als der Beamte des Sultans, ein wohlbeleibter Neger mit verschmitzter Miene und einem zweistöckigen spitzen Strohhut auf dem Kopfe, der ihm fast das Aussehen eines Chinesen gab: ein anderes sei nicht verfügbar, ich dürfte überhaupt in Kuka keine Häuser wie in Tripolis oder Stambul erwarten. Da ich hierauf nichts weiter erwidern konnte, gebot ich meinen Dienern, das Gepäck herbeizuschaffen.
   Das Haus enthielt zwei Zimmer, eins von 10 Fuß und eins von 6 Fuß im Geviert, die durch einen kleinen Hof verbunden waren. Letzteren ließ ich, um doch etwas mehr Wohnraum zu gewinnen, mit einem Mattendache überdecken. Für die Diener war eine Art Vorzimmer da, und hinter dem Hause befand sich ein geräumiger Hof, dessen Umfassungsmauern aber eingestürzt waren; an ihrer Stelle wurden auf Tittauis Anordnung Wände von Matten errichtet und mittels Stangen befestigt. Ehe sich der Beamte entfernte, versicherte er wiederholt, der Sultan sei über meine Ankunft sehr erfreut, er biete mir ein herzliches Willkommen und werde es mir, als seinem Gaste, an nichts fehlen lassen; Tittaui insbesondere habe Befehl, alle meine Wünsche zu erfüllen. Ich fragte ihn noch, wann ich dem Sultan meine Aufwartung machen könne, und erhielt zur Antwort, ich möge erst ausruhen, der »Mai« (König oder Sultan) werde mich schon benachrichtigen, zu welcher Zelt er mich empfangen wolle.
   Im Laufe des Tages überbrachten zuerst Diener Tittauis das Gastgeschenk ihres Herrn; ein Schaf, ein Becken voll Reis und ungefähr 20 Pfund Butter; sodann schickte der Sultan eine Kamelladung Reis, eine Kamelladung Weizen (zu je 3 Zentner), eine lederne Büchse voll Butter (zirka 100 Pfund), zwei Töpfe Waldhonig, zwei Kürbisse, Gänseeier (von den wilden Gänsen des Tschad) und 30 Hühner. Der Großvezier, in Bornu Dug-ma oder Dig-ma genannt, sandte mir eine Kuh, der Scherif Hascheschi ein Schaf, und auch von einzelnen Privatpersonen wurden mir Hühner und anderes Eßbare ins Haus geschickt. Leider mußten alle diese Gastgeschenke honoriert, das heißt den Dienern, welche sie überbrachten, hohe Trinkgelder gezahlt werden. In Fesan beruht das Trinkgeldergeben wenigstens auf Gegenseitigkeit, hier in Kuka aber war davon keine Rede. Für die Geschenke, welche ich dem Sultan sowie den ersten Beamten und Vornehmen des Landes zuschickte, erhielten meine Diener nichts, während ich für jedes geschenkte Huhn, für jede Schüssel Reis eine fest normierte Trinkgeldsteuer zu entrichten hatte. Sicher wäre ich weit besser gefahren, wenn ich die Speisen für mein Geld hätte kaufen können.
   Bald empfing ich auch Besuche von Kaufleuten aus Tripolis, Mursuk, Masser, Mekka, Kano und von andern vornehmen Weißen, die neugierig waren, den so lange vorher angekündigten Christen zu sehen, und sich überzeugen wollten, ob alles wahr sei, was man über ihn berichtet hatte. »Bist du wirklich in Fes gewesen? - Hast du Abd ul-Asis gesprochen? - Bist du Konsul? - Ist es in der Tat jetzt gänzlich verboten, mit Sklaven zu handeln? – Schickt dich dein König hierher? - Hast du wirklich einen Firman-ali? - Bist du wirklich in Tuat gewesen?« Diese und ähnliche Fragen hatte ich Immer von neuem zu beantworten, denn bis zum Abend löste ein Besuch den anderen ab. Als endlich das Haus leer wurde, brachten wieder Diener des Sultans sechs große Schüsseln voll Speisen, von denen jede für zehn Mann genügt hätte. Zugleich kam Tittaui, um mir mitzuteilen, daß der Sultan mich am folgenden Tage erwarte.
   Durch einen starken Gewitterregen ward ich verhindert, mich am Vormittage zum Sultan zu begeben. Als nachmittags das Wetter sich aufklärte, holte mich Tittaui zu Pferde ab, auch für mich ein Pferd mitbringend, da das Residenzschloß fast eine Stunde von meiner Wohnung entfernt war. Ich hatte mir noch kein Pferd kaufen können, sondern mußte damit bis zum nächsten Markte warten, der nur einmal in der Woche abgehalten wird.
   Vor dem Schlosse angekommen, wurde ich zuerst dem Dug-ma, namens Ibrahim, vorgestellt, der kein Wort Arabisch versteht, und dann durch mehrere Vorhöfe nach einem überbauten, von zwei Höfen eingeschlossenen Platze geführt. Er war von Eunuchen, Hofleuten und Beamten angefüllt. Auch mehrere Söhne des Sultans befanden sich darunter, noch unerwachsen und deshalb in einfache blaube Toben, nicht so reich wie die Eunuchen gekleidet. Der Dug-ma hieß mich hier niedersitzen und warten, doch waren weder Teppiche noch Matten zu sehen. Kaum hatte er uns verlassen, so ergingen sich die Eunuchen Im Verein mit den Beamten und den Kindern des Sultans in den albernsten und beleidigendsten Spötteleien: »Sind die Christen nicht Heiden? - Haben sie eine Idee von Gott? -Können sie lesen und schreiben? - Warum kommen die Hunde hierher? - Der Sultan sollte sie umbringen lassen, wie es der Sultan von Wadai macht«. Ich schwieg und tat als verstände ich Ihr Kanuri nicht, denn man hatte mir gesagt, daß nirgends die Eunuchen so angesehen sind wie am Hofe von Bornu. Obgleich der Sultan auf meinen Besuch vorbereitet war, mußte ich über eine halbe Stunde in dem höchst unbehaglichen Raume verharren. Endlich kam der Dug-ma zurück und winkte uns, Ihm zu folgen. Ich trug mit Ausnahme des Fes ganz europäische Kleidung: Hosen, Weste und Rock aus grauem Sommerzeug und Halbstiefel, während alle Reisenden vor mir sich als Mohammedaner vermummt hatten, ohne daß sie sich indes die Demütigungen, denen jeder Christ hier ausgesetzt ist, dadurch ersparen konnten. Über einen zweiten Hof gelangten wir in eine Art großen, durch Erdsäulen gestützten Saal, und in einem Winkel desselben, auf einer mit Teppichen belegten Erhöhung, sah ich den Sultan Omar sitzen. Diese erste Vorstellung hatte den Charakter einer Privataudienz und nur den Zweck, die Neugier des Sultans zu befriedigen. Bei offiziellem Empfang, der immer morgens stattfindet, erscheint der Sultan inmitten des versammelten Rates und von seinen Söhnen und nächsten Anverwandten umgeben. Ich begrüßte den Herrscher, und er hieß mich willkommen, indem er mit der Hand auf den Boden deutete, der aber ebenfalls nicht mit Teppichen oder Matten belegt war. Nachdem ich mich gesetzt oder vielmehr hingehockt hatte, begannen die gewöhnlichen Fragen nach der Gesundheit, wie ich das Reisen vertrage, u. s. w., die von mir in gleicher Weise erwidert wurden, wobei ich nicht unterließ, nach arabischem Sprachgebrauch - der Sultan versteht sehr gut Arabisch, und die ganze Unterredung wurde in arabischer Sprache geführt - hier und da einzufügen: »Gott erhalte die Seele des Sultans! - Gott verlängere das Leben unseres gnädigen Herrn! - Gott gebe dem Sultan Segen und Frieden.« Sodann aber frug er mich: »Wie befindet sich dein Sultan? Bringst du mir einen Brief von ihm? Ist es der, der über halb Deutschland im Norden regiert?« - Und ich erwiderte: »Mein Sultan befindet sich sehr wohl. Da ich als Privatmann reise, konnte er mir keinen Brief für dich mitgeben, was er sicher getan haben würde, wenn seine Regierung selbst mich zu der Reise abgesandt hätte!« - »Wie geht es Abd el-Kerim (Heinrich Barth)? Der war ein großer Freund von mir, er war Engländer.« - »Er ist leider tot, doch er war kein Engländer, sondern ein Deutscher wie ich.« - »Nicht möglich; wir kannten ihn hier nur als Engländer. Wann ist er gestorben? Gott habe Erbarmen mit ihm!« - »Als ich in Mursuk war, brachte mir der Kurier noch einen Brief von ihm; mit dem nächsten Kurier aber erhielt ich durch meinen Bruder die Nachricht von seinem Tode. Das sind jetzt ungefähr acht Monate her.« - »Hast du einen Brief vom Sultan von Stambul? Wie geht es Abd ul-Asis? Ist er in Frieden mit den Christen? Hat er keinen Krieg mit Musku (Rußland)?« - »Abd ul-Asis befindet sich ganz wohl. Ich habe einen Firman-ali von ihm. Mit den Christen, auch mit Musku, war er in Frieden, als ich Mursuk verließ.« - »Wohin gedenkst du zu gehen? Willst du nach Wadai, nach Bagirmi? Ich will dich sicher hinbringen lassen. Sei mir willkommen! Aber ehe die Regenzelt aufhört, kannst du nicht reisen. Es soll dir hier an nichts fehlen.« - »Mein Wunsch ist, über Bagirmi nach Wadai zu gehen, und ich erflehe den Segen Gottes auf dein Haupt, wenn du mich dahin geleiten lassen willst.« - »Wir werden sehen. Sei nochmals willkommen! Alles, was du wünschest, soll geschehen.« Mit diesen Worten und einer Handbewegung, wie sie ein Ludwig XIV. nicht königlicher hätte machen können, verabschiedete er mich.
   Ich stand auf, grüßte militärisch, indem ich den Fes aufbehielt, und verließ mit Tittaui den Saal, während der Dug-ma noch darin zurückblieb. Die Kleidung, welche der Sultan bei dieser Gelegenheit trug, war ganz die eines reichen tripolitaner Kaufmanns: schwarzer Tuchburnus, weißseidener Haik, Kaftan von rotem Tuche, weißer Turban; seine weiten Beinkleider konnte ich, da er mit untergeschlagenen Beinen saß, nicht sehen; die gelbledernen Pantoffeln standen vor ihm auf dem Boden. Daneben lag zu seiner Rechten ein Säbel in kostbarer silberner Scheide, ein Geschenk der Königin von England, das ihm von Vogel überbracht worden war, zur Linken ein Paar reich ausgelegte Pistolen. An der Wand hinter dem erhöhten Sitze hingen einige Bilder, neben dem Porträt des Sultans Abd ul-Asis zu Pferde auch ein gewöhnlicher Bilderbogen mit Soldaten. Der Saal hat keine Fenster, sondern erhält sein Licht außer durch die Haupttür durch eine kleinere hinter dem Sitze des Sultans und eine an der Decke befindliche Öffnung; auch sonst entbehrt er jeden Zierrats. Matten und Teppiche fehlen wahrscheinlich deshalb, damit die Untertanen, wenn sie vor dem Sultan erscheinen, ihr Gesicht in den Staub drücken und Sand auf ihr Haupt streuen können.
   Aus dem Schlosse führte mich Tittaui zur Wohnung des Dug-ma. Obgleich wir wußten, daß er nicht anwesend war, mußte der Etikette genügt werden, welche vorschreibt, daß man ihm zunächst nach dem Sultan die Aufwartung mache. Sodann stattete ich dem Anführer der Kavallerie und dem Befehlshaber der Infanterie meinen Besuch ab. Beide waren zu Hause und empfingen mich ohne viele Zeremonien. Ich fand in ihnen zwei Neger von großer und fetter Statur, deren Anzug durchaus nichts Militärisches hatte, so daß sie eher wie wohlgenährte Türsteher aussahen als wie Höchstkommandierende der bewaffneten Macht des Landes. Vor dem Hause des Generals der Infanterie standen 15 Kanonen verschiedenen Kalibers und ein kleiner Mörser. Tittaui sagte mir, sie seien in Kuka selbst fabriziert, und in Anbetracht der unvollkommenen Hilfsmittel konnte ich dem Fabrikat, obgleich es natürlich mit unseren Geschützen neuer Konstruktion keinen Vergleich aushält, meine Anerkennung nicht versagen. Schließlich besuchte ich noch den Malem (Schriftgelehrten, eigentlich Meister) Mohammed, einen einflußreichen Mann, und ritt dann nach meinem Hause zurück.
   Wie tags zuvor schickte mir der Sultan wieder eine Menge Speisen. Auch füllte sich der beschränkte Raum wieder mit lästigen Besuchern an. In der Nacht fiel ein starker Gewitterregen, und da das Haus, wie ich zu meinem Leidwesen bemerkte, keineswegs wasserdicht war, wurden meine Sachen, ja ich selbst arg durchnäßt.
   An einem der nächsten Tage kam eine Sklave zu mir, der sich Duncas nannte und in schlechtem Arabisch erzählte, mein Vetter Abd el-Uahed (Eduard Vogel) habe ihn als Knaben gekauft und bei seiner Abreise einem angesehenen Beamten namens Alamino zur Verwahrung übergeben; er betrachte mich also als seinen Herrn, und ich möchte nicht unterlassen, ihn von Alamino zurückzufordern. Ich vermutete jedoch gleich, daß er es nur auf eine Bettelei oder Gelderpressung abgesehen habe. Und ich hatte mich nicht geirrt. Denn als ich später Alamino besuchte, sagte dieser zwar, es sei richtig, daß ihm der Sklave von Vogel übergeben worden sei, und er erkenne mein Besitzrecht an demselben an, Duncas selbst aber bezeigte durchaus keine Lust, mir als seinem Herrn zu folgen. Übrigens würde ich ihn in keinem Fall genommen haben, denn ich mochte mir nicht einen so hohen und mächtigen Beamten wie Alamino zum Feinde machen.
   Es war nun Zelt, daß ich dem Sultan meine Geschenke überreichte. Ihr Wert belief sich im ganzen auf ungefähr 180-200 Taler, und Tittaui, dem ich sie vorher zeigte, hatte sie gut und würdig befunden. Das Hauptstück bildete der amerikanische Repetierstutzen, womit ich die zwei Flußpferde erlegt hatte. Dem Sultan war die Kunde von dem wunderbaren Schusse hinterbracht worden, und er wünschte das Gewehr zu sehen, das heißt zu besitzen; Ich konnte also nicht umhin, es ihm anzubieten. Stattdessen behielt ich einen sehr schönen Revolver in Mahagonikästchen, der eigentlich für ihn bestimmt gewesen. Ich hoffte, das seltene Gewehr, das alle Waffen im Arsenal des Sultans verdunkelte, werde mir dessen volle Zufriedenheit eintragen. Das war indes nicht der Fall. Wie sehr ich auch immer betonen mochte, daß ich kein Gesandter des Königs von Preußen sei, sondern als einfacher Privatmann reise, schien er doch etwas ganz besonderes von mir erwartet zu haben. Darum würdigte er die übrigen Geschenke: Burnusse, Seidenstoff, einige schön gearbeitete Messer, Zucker, Essenzen, Tee u. dgl. kaum eines Blicks, freilich alles Dinge, die er sich von Tripolis oder Kairo kommen lassen konnte und die ihm alljährlich von den Arabern und Berbern gebracht wurden. Selbst eine Sonnenuhr erregte nur in geringem Grade seine Aufmerksamkeit. Da kam ich auf den Einfall, ein etwas schadhaft gewordenes Aneroid, das für mich nicht mehr ganz brauchbar war, hinzuzufügen, und nachdem ich ihm den Gebrauch desselben erklärt, hatte ich endlich den gewünschten Eindruck hervorgebracht. Er war stolz auf den Besitz eines Instruments, welches das Wetter vorher anzeigte. Wenn er nun morgens in der Ratsversammlung sah, daß die Nadel seines Aneroid um einige Striche abwärts schwankte, prophezeite er mit wichtiger Miene für den Nachmittag Regen und Sturm, und da während der Regenzeit in Bornu fast jeden Nachmittag Gewitter losbrechen, traf seine Prophezeiung regelmäßig ein.

 

Rohlfs, Gerhard
Reise durch Nord-Afrika vom Mittelländischen Meere bis zum Busen von Guinea 1865 bis 1867
Gotha 1868

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