Reiseliteratur weltweit

Geschichten rund um den Globus

1896 - Georg Wegener
Andrée und sein Ballon
Spitzbergen

 

In gleißender Sonnenhelle liegt der „Virgo-Hafen“ – so ist die bisher namenlose, kleine Bucht an der Däneninsel getauft worden – inmitten ihrer Umrahmung von Schneebergen da. Es ist völlig windstill, und das ganze Bild mutet an wie ein wunderschöner Wintermorgen im Hochgebirge. Wir booten aus; am steinigen Strande ist ein kleiner Pier gebaut, und gleich dahinter erhebt sich ein flaches niedriges Plateau aus Steingeröll, auf dem die Ballonhalle steht. Man hat augenscheinlich auf einen erheblichen Fremdenverkehr gerechnet, denn sowohl an der Landungsbrücke wie an verschiedenen Stellen der Halle mahnen große gedruckte Plakate in vier Sprachen (deutsch, englisch, französisch und norwegisch): „Rauchen verboten!“
   Andrée selbst ist heute morgen an seiner Halle und empfängt uns mit großer Liebenswürdigkeit. Ich bin in der Lage ihm Grüße zu bestellen, die für ihn von besonderem Wert sind, und so sehe ich ihn Aug in Auge, besser noch als damals in London. Welch’ prächtige Erscheinung! Groß, breit, kräftig steht er in blauem Flausrock und mächtigen Wasserstiefeln vor mir, die kühn gebogene Nase ist von scharfem Schnitt, ein hellblonder Schnurrbart beschattet die Lippe. Aus den klugen, von kleinen Fältchen umgebenen Augen leuchtet neben der Willenskraft zugleich auch eine herzliche Güte und Heiterkeit: die ganze sonnige Zuversicht, die ich aus allem erwartet hatte, was ich bisher von ihm gelesen und gehört. Er führt uns nun in die Halle und gibt in deutscher Sprache unermüdlich seine Erläuterungen. Klare Sachkunde und ernste Sicherheit spricht aus jeder Bemerkung.
   Wenn ich jetzt von Andrées Plänen und Einrichtungen spreche, so werde ich manches meiner Leser wenig Neues sagen, denn es ist im vergangenen Juni und Juli auch in deutschen Zeitungen so vieles darüber geschrieben worden, daß wahrscheinlich jeder Gebildete einmal einen kürzeren oder längeren Aufsatz dieser Art gelesen hat. Allein die Schilderung eines Augenzeugen, der die Vorbereitungen an Ort und Stelle wirklich gesehen und über ihre Verwendung den Leiter der Expedition selbst ausführlich hat sprechen hören, haben doch vielleicht noch ein besonderes Interesse, um so mehr, als die Unternehmung ja im nächsten Jahre mit denselben Mitteln wiederholt werden wird.
   [Es folgt ein Exkurs über die Vorgeschichte der Expedition.]
   Am 22. Juni langte die Virgo bei der Dänen-Insel an, und man begann sofort mit dem Bau der Ballonhalle. Die Errichtung eines solches Bauwerkes war eine besondere Schwierigkeit, da jedes Teilchens desselben aus der Heimat mitgebracht werden mußte; und doch war sie ein unbedingt nötiges Hilfsmittel, damit der Ballon in Sicherheit vor jeglichem hinderlichen Winddruck darin gefüllt und bis zum günstigen Augenblick für die Abfahrt bereit gehalten werden konnte. Sie mußte auch auf schwierigem Terrain ohne Felssprengungen aufstellbar und doch imstande sein, einer Windstärke bis zu 25 m in der Sekunde zu widerstehen.
   Wie eifrig und glücklich die Männer der Expedition in den wenigen Wochen auf der Dänen-Insel gearbeitet hatten, bewies der stattliche Anblick der vollendet vor uns stehenden Halle. Denn die Überdachung, aus deren Mangel wir auf ihre Unfertigkeit geschlossen hatten, war als unnötig aufgegeben worden. Diese Halle ist ein achteckiges Gebäude aus gehobelten Brettern, von 24 m Höhe und ungefähr 20 m Durchmesser. Das stützende Gerüstwerk, aus Balken, eisernen Zugstangen und Drähten gebildet, umgibt die Wände von außen, denn im Innern dürfen sich keine Hervorragungen befinden, um nicht den in der Halle schwebenden Ballon irgendwo zu beschädigen. Der Boden der Halle ist ebenfalls aus Brettern gebildet, die ziemlich hoch über dem Felsboden liegen, so daß alle Feuchtigkeit durch den Boden abfließt. Andrée erläuterte uns, wie ein großer Teil der Halle, etwa ihr nördliches Drittel, binnen drei Stunden niedergelegt werden kann, indem man die Verbindung der einzelnen Tafeln, aus denen die Stockwerke bestehen, löst und dieselben einzeln herabwirft. So kann der Ballon frei nach Norden aus der Halle herausschweben. Der Standort des Gebäudes ist vortrefflich gewählt. Im Rücken, gegen Süden, erhebt sich ein breiter Berg, der die für den Moment der Abfahrt gefährliche Kraft des Südwindes mildern wird; nach Norden dagegen ist der Weg frei, denn jenseits des Danes Gat findet sich nur noch eine ganz  flache Moränenschutt-Halbinsel, ein Ausläufer der Insel Amsterdam, nördlich davon dehnt sich das freie Eismeer aus.
   Als wir die Halle betraten, hatte man bereits seit nahezu 24 Stunden begonnen, den Ballon zu füllen. Das Wasserstoffgas, das dazu nötig war, wurde unweit der Halle, in der Nähe des Pike-Hauses, in großen Apparaten aus Schwefelsäure, die mit Meereswasser gemischt ist, und Eisenfeilspänen hergestellt und in seidenen Schläuchen zum Ballon geleitet. In diesen 24 Stunden waren von den 4.500 cbm des Ballons schon 1.100 m gefüllt. In mächtiger flacher Wölbung erhob sich der aufgeblähte Teil des gelblichen Ballons bereist über dem Boden. Besonders eindrucksvoll war der Anblick der riesigen Kugel von der oberen Galerie der Ballonhalle aus. Der Erbauer des Ballons, Lachambre, ein kleiner, zartgebauter Herr, war ebenfalls anwesend und erklärte uns die Bauart des Ballons, der in seinen oberen Teilen aus vierfach, in seinen unteren aus dreifach zusammengelegter feinster chinesischer Seide hergestellt ist. Die einzelnen Lagen sind durch einen Klebstoff hydraulisch verbunden worden.
   Es ist bewundernswert, wie jede Einzelheit am Ballon, der Halle, der Gondel genau überlegt und für jede Eventualität der Reise Vorsorge getroffen war. Da fühlten sich z. B: die Seile des Netzes fettig an. „Gewiß“, sagte Andrée, sie sind eingefettet, damit sie nicht im Regen oder Nebel Wasser anziehen und dadurch das Gewicht des Ballons vermehren. Aus gleichen Gründen sind die Schleppseile, die noch draußen vor der Halle am Boden liegen, in Fett abgekocht.“
   Wir wandern mit Andrée hinaus zu den erwähnten Seilen und betrachten sie mit besonderem Interesse, denn sie stellen ja eine der wichtigsten Einrichtungen des Ballons und die originellste von allen vor. Andrée will nämlich vom Rande seiner Gondel drei starke Seile von ungefähr 400 m Länge und etwa 1.000 kg Gesamtgewicht herabhängen lassen, deren untere Enden, da er die Fahrt in durchschnittlich 250  m Höhe, d.h. unterhalb der niedrigsten Wolken und über den in diesen Gebieten meist nicht hohen Schichten des Nebels halten will, ungefähr 150 m lang am Boden nachschleifen werden. Sie sind aus Kokosfaser gebildet, damit sie im Meer schwimmen, und an den unteren Enden mit schwachen Stellen versehen, damit bei der Einklemmung an geeigneter Stelle und nicht weiter oben einreißen. Da Wälder in jenen Gegenden fehlen, und auch die Felsen sehr glatt zu sein pflegen, so beschränkt sich diese Gefahr auf die Eisspalten. Diese wiederum sind wenigstens im Innern größerer Eisfelder selten. Die auf den ersten Anschein befremdliche Einrichtung der Schleppfahrt hat folgende wertvolle Vorteile. Ein großer Übelstand bei den bisherigen Ballonfahrten ist der, daß man die gewünschte Fahrthöhe nur innehalten kann, indem beim Steigen des Ballons Gas ausläßt, beim Fallen Ballast abwirft. Beides sind unterwegs unersetzbare Güter, und ihr allmählicher Verlust ist mit ein Hauptgrund der kurzen Dauer der bisherigen Fahrten gewesen. Denn gesetzt den Fall, der Ballon wollte – infolge größerer Erwärmung des Gases durch Sonnenbestrahlung – höher steigen, als er soll, so muß er mehr und mehr von den schweren Seilen vom Boden hochheben, d.h. er vermehrt selbsttätig seinen Ballast so weit, bis das Gleichgewicht wieder hergestellt ist. Umgekehrt, wenn er sinken will - infolge von Abkühlung bei bedecktem Himmel -, so vermindert er von selbst seine Last, indem die über dem Boden schwebende Länge der Seile geringer wird.
   Die Schleppseile haben aber noch einen zweiten Zweck. Die bisherige völlige Unlenkbarkeit eines gewöhnlichen Ballons beruht, wie man weiß, darauf, daß er, wie etwa ein im Wasser treibender Kork, in und mit der Luft in vollständiger relativer Unbeweglichkeit ihr gegenüber dahinschwimmt. Die Reibung der Schleppseile an Andrées Ballon verlangsamt nun dessen Fahrt, so daß jetzt die Luft, schneller als er sich bewegend, an ihm vorüberfließt. Nunmehr befindet sich der Ballon nicht mehr in der Lage jenes treibenden Korks, sondern ungefähr der eines Schiffes vor dem Winde. Wie an diesem, so streicht auch an dem Ballon der Wind vorbei und wird auf etwaige an demselben angebrachte Segel einen Druck ausüben, den man mit Hilfe gewisser Vorrichtungen zum Steuern verwenden kann. […]
   Während wir noch mit Andrée an den mächtigen Schleppseilen stehen, die ausgebreitet über den Steinen des Ufers liegen, macht jemand die Bemerkung, daß sie ja verschieden lang seien.
   „In der Tat“, erwidert unser Führer, „und das hat seinen wohlerwogenen Zweck. Wenn die drei Seile nebeneinander von der Gondel herabhängen, liegt die Gefahr nahe, daß sie sich verwickeln; durch die verschiedene Länge wird dies aber verhindert. Denn das größte von ihnen schleppt mit dem längsten Stück am Boden, hat infolgedessen die stärkste Reibung und wird am meisten nach hinten gezogen. Das nächstkürzere wird wegen geringerer Reibung unter steilerem Winkel herabhängen, das kürzeste am steilsten. Die drei Seile wandern somit nicht neben-, sondern hintereinander über die Erde.“
   Indem Andrée diese Erklärung abgab, merkte man an seinem befriedigten Lächeln sehr wohl, welche Freude er selbst an der hübschen Lösung dieser kleinen Schwierigkeit fand; und in der Tat war sie typisch für eine Menge ähnlicher kleiner und großer Erfindungen für diesen Ballon, die alle größte Zweckmäßigkeit mit größter Einfachheit verbinden.
   So zeigte Andrée uns in der Halle z. B. verschiedene für die Landung des Ballons bestimmte Anker, bei denen durch eine eigenartige Vorrichtung der plötzliche Ruck beim Festfassen des Ankerhakens am Erdboden in eine gefahrlose Reibung des Ankertaus übertragen wird. Alles Eisen und Stahl muß wegen der Rücksicht auf die Magnetnadel vom Ballon verbannt bleiben, es war daher durch eine nach verschiedenen Prüfungen von Andrée eigens hergestellte Aluminiumbronze ersetzt worden. Da sahen wir ferner mehrere buntgefärbte Schwimmer in Gestalt großer Birnen mit einem Fähnchen an der Spitze. Sie waren bestimmt, Nachrichten aufzunehmen und unterwegs von dem fliegenden Ballon mittels einer am Boden sich von selbst auslösenden Leine herabgelassen zu werden. Sie waren so konstruiert, daß sie das Eis infolge ihres elastischen Baues nicht zu zerdrücken vermochte, und daß sie, sobald die Pressung nachließ, ihre frühere Gestalt wieder einnehmen mußten. Da war die große Seidenkappe, die über den obersten Teil des Ballons noch außerhalb des Netzes gezogen werden sollte, damit sich kein lastender Schnee in die Maschen setzen konnte. Da war auch der berühmte Kochapparat, den der Ingenieur Göransson für seinen Freund erfunden, damit unterwegs dieser nicht, wie ursprünglich beabsichtigt war, nur kalt zu speisen brauchte. Weil Andrée nämlich der Feuersgefahr wegen kein Zündholz an Bord der Gondel führen will, so hängt vom Boden derselben eine Leine herab und von dieser ein Spirituskochapparat, der durch eine geschickte Vorrichtung 15 m tief unter der Gondel entzündet werden kann. Mittels eines Spiegels beobachtete man von Bord aus, ob die Flamme brennt oder nicht, und durch einen Gummischlauch bläst man sie aus, ehe die fertige Speise zur Gondel hinaufgezogen wird.
   Das Boot, welches die Reisenden für den Fall, daß sie in unwirtlichen Gegenden herunterkommen, mit sich nehmen sollten, besteht aus demselben Zeuge wie der Ballon und wiegt nur 40 kg, kann aber außer der Besatzung der Gondel noch 300 kg Ladung, Instrumente, Proviant, und Munition, tragen. Ebenso gehört ein sehr leichter Schlitten zur Ausrüstung der Expedition.
   Für den Fall einer plötzlichen Beschädigung des Ballons während der Fahrt und eines trotz der Schleppseile gefährlich raschen Sinkens war noch eine große Anzahl leichterer Ballastleinen bestimmt, die rings um die Gondel herum etwa 50 m herabhängen sollen, damit die plötzliche Erleichterung, die eintritt, sobald sie den Boden erreichen, den Sturz des Ballons mildert.
   Nicht in der Ballonhalle selbst, sondern vorläufig noch in einem kleinen offenen Nebenraum, wurde die Gondel montiert. Erst in den letzten Stunden vor der Abfahrt sollte sie am Tragring des Ballons befestigt werden. Ihre Befestigung ist eine derartige, daß sie im Notfall mit einem einzigen Handgriff gelöst werden kann. Sie besteht aus Korbgeflecht, mit einem Deckel versehen, und ihr Raum ist sehr geschickt aufgeteilt, er enthält Schlafplätze für  zwei Personen, obwohl im allgemeinen nur immer eine schlafen wird. Andrée war sogar so liebenswürdig, den anwesenden Zuschauern in der Gondle etwas vorzuschlafen. Daneben enthält die Gondel Platz für die Bibliothek und für Gerätschaften und Instrumente. Die wichtigsten dieser Instrumente befinden sich auf dem Dach der Gondel, welches von einem Geländer umgeben ist.
   So war in bewunderungswürdiger Weise alles Erdenkbare getan, um den Bedürfnissen dieser eigenartigen Unternehmung entgegenzukommen und den Gefahren im voraus zu begegnen. Es ist klar, daß die letzteren namentlich am Anfang und am Ende der Expedition liegen, d.h. beim Aufstieg und Abstieg und bei der sich vielleicht daran anschließenden Reise durch unbewohnte Gebiete.
   Die Fahrt selbst, wenn sie glücklich von statten geht, ist, wie jeder weiß, der sich einmal um Ballonfahrten gekümmert, die sanfteste und ruhigste, die der Mensch überhaupt erfunden hat. […]
   Abwechselnd soll einer der drei Insassen des Ballons schlafen, währen die anderen wachen. Beabsichtigt ist in wissenschaftlicher Hinsicht vor allem eine Aufnahme des überflogenen Gebietes, sowohl zeichnerisch mittels des Kompaß und astronomischer Ortsbestimmungen, wie ganz besonders durch die Photographie. Ferner aber sollen ununterbrochene Beobachtungen über Luftbewegungen, Temperatur und Luftfeuchtigkeit, Meeresströmungen, Eisverhältnisse und soweit als möglich über erdmagnetische Erscheinungen angestellt werden. In allen diesen Wissenschaftszweigen ist je selbst die kleinste Notiz aus so hohen Breiten von ungemeinem Werte.
   Ich denke, es wird dem Leser aus den vorstehenden Schilderungen so viel wenigstens unzweifelhaft geworden sein, daß es sich bei Andrées vielbesprochenen Plänen nicht bloß um eine phantastische Tollkühnheit handelt, sondern daß hier ein ernster, durchaus kundiger Mann mit jahrelangem Eifer und schöpferischer Erfindungskraft, alle Mittel der modernen Technik zusammenfassend, das Werk bis ins einzelne vorbereitet hat,  und ebenso, daß auch, was die Zwecke betrifft, nicht eine kecke Sportleistung beabsichtigt wird, sondern eine in jeder Hinsicht ernst zu nehmende Forschungsreise, an deren Gelingen die Forschung das höchste Interesse hat. Gewiß liegt ein großer Teil des Plans jenseits der Grenzen aller zahlenmäßigen Berechnung, gewiß beruhte die freudige Zuversicht Andrées zum großen Teil auf wagemutigem Glauben und beruht auch noch heute, unerschüttert durch den diesjährigen Mißerfolg [ein Start war 1896 wegen ungünstiger Winde nicht möglich], darauf. Aber auch das ist gut, ohne das ist noch nie ein rechter Mann der Tat erschienen; der bloße kühle Rechner wird niemals einer der großen Pfadfinder der Menschheit werden, und es ist ein Wort voll tiefer Weisheit, daß dem Mutigen die Gottheit hilft.
   Nachdem wir alle Einrichtungen der Ballonhalle gründlich studiert und auch die Wasserstoffapparate besichtigt, statteten wir auch den Brieftauben, die Andrée mitgenommen und einstweilen in Pikes Haus untergebracht hat, einen Besuch ab. Taubenwärter spielte ein namhafter Journalist, der als Vertreter des Stockholmer „Aftonbladet“ die Expedition nach Spitzbergen begleitet hat. Sie bewährten sich aber anscheinend nicht in der erwarteten Weise; es war bisher keine von denen, die man versuchsweise hatte fliegen lassen, nach Norwegen zurückgekehrt. Allerdings liegt die Erklärung hierfür nahe. Die belgische Taube war erstens überhaupt nicht an das Klima gewöhnt, zweitens trug sie damals ihr Sommerkleid, das noch weniger für arktische Temperaturen geeignet ist. Nun pflegt die Taube, wenn sie losgelassen ist, zunächst in größere Höhe hinaufzusteigen und dann mit einer Geschwindigkeit, welche die unserer schnellsten Eilzüge bekanntlich bisweilen übertrifft, dahinzusausen. In den polaren Gebieten wird in jenen Höhen schon an sich eine eisige Temperatur herrschen, deren Wirkung durch die rasche Durchschneidung der Luft noch verstärkt wird. Die Taube wird also wohl bald erstarren und ins Meer stürzen. Gesetzt den Fall, sie erreicht die Bäreninsel, so ist sie erst recht verloren, denn jenes Eiland wimmelt von Raubzeug, das sich sofort über die Erschöpfte herstürzen wird.
   Zu Mittag besuchten uns Andrée und Strindberg auf dem „Erling Jarl“.

[Im Sommer 1897 flog der Ballon in die Katastrophe; die Toten wurden erst 1930 gefunden.]

 

Wegener, Georg
Zum ewigen Eise
2. Auflage, Berlin 1897

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