1826 - Hugh Clapperton
Beim König der Yoruba
Oyo Ile oder Katunga, Nigeria (1835 zerstört)
Um 11 Uhr 30 Minuten sahen wir von der Spitze einer hohen Bergreihe, wo Reste einer Lehmmauer waren die Stadt Katunga oder Eyeo. Zwischen derselben und uns lag ein gut angebautes Tal, das sich, so weit das Auge nur reichte, gegen Westen erstreckte; gegen Osten hinderte die Aussicht ein hoher Felsen, der in große Blöcke gespalten war. Die Stadt lag unter uns, umgeben und angefüllt mit grünen, schattigen Bäumen, wie ein Gürtel um den Fuß eines felsigen Berges, der aus Granit bestand, etwa drei Meilen lang, das Ganze gewährte einen überaus reizenden Anblick.
Um 12 Uhr 15 Minuten zogen wir in das nördliche Tor von Katunga ein; ein kleines Fetischhaus stand vor dem Tor, einige andere waren innerhalb desselben. Wir hielten an und gingen in eines der Häuser des Cabocir [des Vorstehers der Stadt], bis das Gepäck und die Bedeckung nachkamen. Hier erhielten wir Accassan, und Abacos Frau kochte eine Suppe nach Landesart für uns, der Topf zerbrach aber am Feuer, als sie eben fertig war, und das ganze Haus war in Aufruhr. Hätte ich mich nicht dareingelegt, so wäre es zu Schlägen gekommen.
Als um 1 Uhr nachmittags alles Gepäck angelangt war, kam ein Bote vom König, der uns sagen ließ, daß er uns sehen wollte. Eine Bande Musikanten begleitete uns, ebenso die Bedeckung und ein unzählige Menge von Männern, Frauen und Kindern; sie machten einen Staub zum Ersticken, obgleich die Wache alle Mühe aufwendete, sie ohne Gewalt in der Ferne zu halten. Nachdem wir eine Stunde, fünf Meilen, geritten waren, kamen wir zu dem Platz, wo der König unter der Veranda seines Hauses saß, es war ausgezeichnet durch zwei rote und blaue Schirme, deren Stäbe auf der Erde ruhten und von Sklaven gehalten wurden. Nachdem die vornehmsten Cabocirs mit dem König gesprochen hatten, kamen sie zu uns zurück. Es schien mir als ob sie über die Art, wie wir den König begrüßen sollten, geredet hatten. Ich erklärte ihnen, ich würde mich zu nichts anderem verstehen, als den Hut abzunehmen, mich zu bücken und dem König die Hand zu geben, wenn er dies wolle. Sie trugen dies dem König vor und sagten, er sei es zufrieden. Wir näherten uns daher und des Königs Leute hatten viel Mühe, uns durch die Menge einen Weg zu verschaffen, so daß wir in Ordnung gehen konnten. Stöcke und Peitschen wurden in Bewegung gesetzt, doch auf eine gutmütige Art, und ich muß bemerken, daß hier, wie bei allen anderen Gelegenheiten, die Youribas sich als ein mildes und freundliches Volk zeigten; sie waren freundlich gegen ihre Weiber und Kinder und gegeneinander, und der Herrscher, obgleich unumschränkt, verfährt mit der größten Milde.
Wie wir zu den beiden Schirmen kamen, war der Platz vor dem König und etwa 20 Yards an jeder Seite leer von Leuten. Wir gingen nach der Veranda mit bedecktem Haupte; als wir in den Schatten kamen, nahmen wir die Hüte ab, verbeugten uns und schüttelten dem König die Hand. Er hob dreimal unsere Hände empor und wiederholte Ako, Ako? (Wie befindet Ihr Euch?); die hinter ihm stehenden Weiber begrüßten uns mit dem Ruf Oh! Oh! Oh! (Hurrah), und die Männer draußen stimmten mit ein. Die Frauen des Königs konnten wir nicht zählen, so groß war die Menge und so dicht waren sie zusammengedrängt. Darf ich aus ihrem Lächeln schließen, so waren sie ebenso erfreut uns zu sehen wir ihr Gebieter.
Der König hatte eine weiße Tobe an und darunter eine blaue; um seinen Hals hingen drei Schnüre von blauen, geschliffenen Glaskorallen; auf seinem Kopfe hatte er eine Art Krone aus Pappe, mit blauer Baumwolle überzogen, wahrscheinlich hatte sie ein Europäer gemacht und sie ihm von der Küste geschickt.
Wir blieben eine halbe Stunde, so lange dauerten die Fragen nach unserem Befinden und den Anstrengungen der Reise. Dann zeigte uns der erste Verschnittene und einige Vertraute Zimmer im Haus des Königs mit der Erkundigung, wie sie uns gefielen. Sie waren recht gut, nur würden unsere Diener zu weit entfernt gewesen sein. Wir suchten daher eine Wohnung, worin sie uns näher blieben. Dann brachte man uns ein Mittagsmahl und Tee, wozu wir gute frische Milch erhielten. Als es ziemlich dunkel war, besuchte uns der König selbst, begleitet von seinem Lieblingseunuchen; die Frauen blieben draußen. Er war sehr einfach gekleidet und hatte einen Stock in der Hand. Wir baten ich, ehe er wegging, man möge uns zwei Tage ungestört lassen, damit wir uns von den Anstrengungen der Reise erholen könnten.
Clapperton, Hugh
Tagebuch der zweiten Reise des Capt. Clapperton ins Innere von Africa
Weimar 1830