973 - Qazwini (Arabischer Diplomat)
Die Stadt Schleswig (Haithabu)
Schleswig ist eine sehr große Stadt am äußersten Ende des Weltmeers. In ihrem Innern gibt es Quellen süßen Wassers. Ihre Bewohner sind Siriusanbeter, außer einer kleinen Anzahl, welche Christen sind, die dort eine Kirche besitzen. At-Tartuschi erzählt: Sie feiern ein Fest, an dem sie alle zusammenkommen, um den Gott zu ehren und um zu essen und zu trinken. Wer ein Opfertier schlachtet, errichtet an der Tür seines Gehöftes (dar) Pfähle (chaschab) und tut das Opfertier darauf, sei es ein Rind oder ein Widder oder ein Ziegenbock oder ein Schwein, damit die Leute wissen, daß er es seinem Gotte zu Ehren opfert. Die Stadt ist arm an Gütern und Segen. Die Hauptnahrung ihrer Bewohner besteht aus Fischen, denn die sind dort zahlreich. Werden einem von ihnen Kinder geboren, so wirft er sie ins Meer, um sich die Ausgaben zu sparen. Ferner erzählte er (at-Tartuschi), daß das Recht der Scheidung bei ihnen den Frauen zusteht: das Weib scheidet sich selbst, wann sie will. Auch gibt es dort eine künstlich hergestellte Augenschminke; wenn sie sie anwenden, nimmt die Schönheit niemals ab, sondern noch zu bei Männern und Frauen. Auch sagte er: Nie hörte ich häßlicheren Gesang als den Gesang der Schleswiger, und das ist ein Gebrumm (dendene), das aus ihren Kehlen herauskommt, gleich dem Gebell (nubäh) der Hunde, nur noch viehischer (auhasch) als dies.
Jacob, Georg
Arabische Berichte von Gesandten an germanische Fürstenhöfe
Berlin und Leipzig 1927