Reiseliteratur weltweit

Geschichten rund um den Globus

1647 - Johann Jakob Merklein
Auf Java

 

Das Land Java ist sehr fruchtbar von Reis, allerley Indianischen Baumfrüchten, Rindviehe, Hüner, Endten, wenig Schaafe; aber an dem Seegestade, auch in den Flüssen, ein Uberfluß von allerley Fische, so gesaltzen und gedörret, ein gantzes Jahr können gehalten werden; welches alles wolfeil zu bekommen ist. Aber an schädlichen Thieren, befinden sich viel Tigerthiere und schreckliche Crocodilen, bey ihnen Caiman genant, deren etliche 16. oder 18. Schuh lang, und 3. oder 4. breit sind, und solche harte Häute haben, daß sie mit keinem Gewehr leichtlich zu eröffnen. So befinden sich auch viel abscheuliche, grosse Schlangen, welche alle an Menschen, Vieh, und Wild grossen Schaden thun; Dann bey meiner Zeit eine grosse Schlang ins Castell Batavia gebracht worden, die eine gantze Indianische Frau; eine andere, die 36. Schuh lang war, und ein zimlich grosses, wildes Schwein gantz eingeschluckt gehabt. Derohalben auch vom General ein gewisses Geld darauf gesetzt ist, demjenigen, welcher ein solch schädlich Thier lebendig oder todt zu ihm bringt, zu geben.
   Das Thier Rhinoceros wird auch auf Java gefunden, welches einer unglaublichen Stärke, also daß es auch zimliche starke Bäume umreissen kan; massen dann im Jahr 1647 eines, nachdem es zween, aber nicht tödliche Schusse, bekommen, lebendig gefangen worden; und weil es noch sehr jung, als thät man grossen Fleiß, dasselbige zahm zu machen, und aufzubringen. An demselben befande man, wiewol es kaum drey Spannen hoch war, solche Stärke, darüber sich jederman verwunderte; und wiewol an ihm kein Fleiß gesparet wurde, konte es doch nicht gebändigt werden, sondern starb in wenig Tagen: Denn es wolte nichts fressen; und wann man seine Wunden berührte, obschon 10. oder 12. starke Männer dasselbe mit Stricken hielten, rieß es doch dieselben alle über einen hauffen. Sonsten werden ihrer öfters gefället, und dem General die Häubter oder Rüssel, samt dem Horn, welches in hohem Werth gehalten wird, gebracht; sind aber, wegen ihrer Stärke und Grausamkeit, nicht wol lebendig zubekommen.
   Und wiewol in andern Indianischen Ländern viel wilde Elephanten gefunden werden gibt es doch auf Java keine, als nur zahme, die von andern Ländern auf Schiffen dahin gebracht, werden; also daß ich von der Antipathia, und stetem Krieg zwischen dem Elephanten, und dem Rhinocero (davon viel Autoren geschrieben) nichts melden kan.
   Etliche schreiben, die Insel Java sey sehr fruchtbar von Specereyen, als Pfeffer, Muscaten, Negeln, Zimmet, etc. Dieweil aber Bantam und Japara Handelsstädte sind, die nicht allein von Javanen, sondern auch von Chinesen, und andern Nationen bewohnet werden; derohalben vielerlei Kauffmannschaft dahin geführt wird: Als haben diejenigen, die vor diesem, ehe Batavia gebaut worden, auf gemeldte Städte gehandelt; weil sie solche Wahren allda feil gefunden, dardurch Anlaß genommen, der Insel Java solche Fruchtbarkeiten zuzuschreiben, welches sich aber nicht befindt: Denn in dritthalb Jahren, die ich zu Batavia zugebracht, hab ich niemals vernehmen können, daß gemeldte Früchte auf der Insel im Uberfluß wachsen.
   Die Innwohner sind zimlicher Statur, nicht sehr lang, aber stark und untersetzt, schwartzbraun von Farb, geben gute Kriegsleute; werden auch beschnitten, und scheuen das schweinen Fleisch. Im übrigen aber kan man wenig Zeichen der Mahumetischen Religion an ihnen spüren. Sie haben eine besondere Sprache; welche aber gewohnt sind, mit uns, oder andern Ausländischen zu handeln, lernen die Malaysche Sprache; welche vielen Indianern gemein, auch von den unserigen sehr gelernet, und gebraucht wird, wie bey uns die Lateinische.

 

Merklein, Johann Jakob
Reise nach Java, Vorder-und Hinterindien, China und Japan 1644-1653
Neu herausgeben nach der zu Nürnberg  im Verlag von Johann Freidrich Endter 1672 gedruckten verbesserten Ausgabe des im Jahre 1663 zum ersten Mal erschienenen Textes
in der Reihe: Reisebeschreibungen von deutschen Beamten und Kriegsleuten im Dienst der Niederländischen West- und Ost-Indischen Kompagnien 1602-1797; Herausgegeben von S. P: L'Honoré Naber, 3. Band, Haag 1931

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