325 v. Chr. – Strabo
Pytheas umsegelt Großbritannien – und keiner glaubt ihm
Noch unsicherer aber [als Kenntnis über Irland] ist der Entfernung wegen die Kunde von Thule; denn dieses setzt man unter (allen) bekannten Ländern als das nördlichste an. Dass aber alles, was Pytheas über dieses so wie die übrigen dortigen Gegenden erzählt, erdichtet ist, wird aus den bekannten Ländern offenbar. Denn (auch) über diese hat er das meiste erlogen, wie schon früher [an anderen Stellen bei Strabo] bemerkt worden ist, so dass er sicherlich über die entlegeneren noch mehr gelogen hat. Was jedoch die Himmelserscheinungen und mathematischen Beobachtungen betrifft, mag er die Gegenstände ziemlich gut behandelt haben.
Auch bemerkt er nicht unpassend, dass sich in den der kalten Zone benachbarten Gegenden an zarteren Früchten und Tieren teils völliger Mangel, teils Seltenheit zeige, und dass man sich von Hirse, von wild wachsenden Gemüsen und Früchten und von Wurzeln nähre; diejenigen aber, bei denen Getreide und Honig vorhanden sei, hätten auch ihr Getränk davon. Das Getreide dreschen die Einwohner, weil sie keinen heiteren Sonnenschein haben, in großen Gebäuden, nachdem die Ähren dorthin gebracht sind; denn die Feldtennen sind durch den Mangel an Sonnenschein und durch Regengüsse unbrauchbar.
Strabo
Geographica, Viertes Buch, Kapitel 5 (201)
in der Übersetzung von A. Forbiger
Stuttgart 1857
Abgedruckt in:
Ulrike Keller (Hrg.)
Reisende in Schottland seit 325 v. Chr.
Wien 2008