1810 - James Justinian Morier
Mit der Steinsäge in Persepolis
Nach den Trümmern ging ich früh bei guter Zeit. Sie lagen eine Meile von meiner Wohnung. Die Steinmetze begleiteten mich. Da ich die Menge von bildwerklichen Überbleibseln, die aus ihrer ursprünglichen Stellung gefallen waren und in verschwenderischer Fülle über den Trümmern ausgestreut lagen, erblickte, so stand ich nicht an, was mit am leichtesten nach England versendbar schien, an mich zu nehmen. Das Merkwürdigste unter den Trümmern hinsichtlich bildwerklicher Ausführung ist gewiß die Antlitzseite der Treppe, die zu dem großen Säulensaal führt; und hier fand ich manche herabgefallene Stücke, die auf die stehenden paßten. Einen großen Stein ließ ich umwenden, darauf waren die Brustbilder zweier großer Figuren. Den ganzen Block konnte ich nicht mitnehmen, da ich nur Maultier- und Eselsrücken zum Fortschaffen hatte. Die beiden Figuren mußten mithin getrennt werden; unglücklicherweise lief eine Ader des Steins nach oben und so wurde der Kopfputz einer der Figuren bei der Arbeit abgebrochen. Die Perser kennen den Gebrauch der Steinsäge nicht. Deshalb wurden meine angeordneten Zerschneidungen sehr grob ausgeführt.
Morier, James Justinian
Jacob Morier’s zweite Reise durch Persien, Armenien und Kleinasien nach Constantinopel, in den Jahren 1810 bis 1816
Weimar 1820