1829 - William H. Breton
Die Gründung von Perth und Fremantle
Dieser Ort war den Franzosen schon lange bekannt, bevor die Engländer auch nur daran dachten, ihn zu besiedeln; aber sie haben wohl keine hohe Meinung von seiner Schönheit oder den Möglichkeiten gehabt, die er bot.
Die Küste sieht auf eine weite Strecke auf beiden Seiten der Flußmündung sehr armselig aus; es gibt nur nackte Felsen oder Sandstrand und dahinter eine eintönige Landschaft. Kurz gesagt, es läßt sich kaum ein weniger einladender Platz finden; und ein auf die Felsen getriebenes Schiff bot einen Anblick, der nicht dazu angetan war, die Szene zu erheitern.
Der Hafen oder die Reede, genannt Gage's Roads, liegt zum Teil im Schutz von Garden Island und zwei anderen Inseln mit Namen Rotten Nest und Pulo Carnac, ist aber sehr den Nordwestwinden ausgesetzt, die oft mit erheblicher Gewalt blasen.
Der beste Ankergrund findet sich in Cockburn Sound, zwischen Garden Island und dem Festland; er hat aber den Nachteil, daß man Meilen vom Landeplatz in Fremantle entfernt ist. Er ist deshalb sehr ungeeignet für die Boote der Kauffahrer und verursacht auch erhebliche Verspätungen beim Löschen der Ladung.
Gage's Roads, heißt es, ist vollkommen sicher von Oktober bis April, da während dieser Zeit Land- und Seebrisen vorherrschen.
Fremantle war zur Zeit meiner Ankunft (Oktober 1829) nur ein Lager, alle lebten in Zelten oder provisorischen Hütten. Es liegt auf ebenem Gelände, das nur aus Sand besteht, und der »bush« oder Wald ist sehr nah. Wasser war leicht zu bekommen, indem man ein paar Fuß tiefe Löcher grub; es war aber nicht sehr gut, und das Wasser, das wir bei unserer Abreise an Bord nahmen, war nicht trinkbar. Ich habe aber gehört, daß inzwischen reichliches und gutes Wasser gefunden worden ist. Die einzige Quelle in der Nähe war etwa eine Meile entfernt, und das Wasser lief schon nach ein paar Metern in den Fluß.
Einigen Berichten zufolge ist Fremantle jetzt fast völlig verlassen - die Kolonisten sind nach Perth gezogen oder auf das ihnen zugeteilte Land. Andere behaupten, es blühe und gedeihe! Wie dem auch sei, wenn man nach der Lage geht, so konnte kaum eine schlechter geeignete Stelle für eine Ortschaft gefunden werden. Auf sandigem Boden und einem unerträglichen blendenden Licht ausgesetzt, bietet sie nur wenig Anreiz, sich hier niederzulassen, es sei denn, die Umstände zwingen dazu.
Es war recht interessant, die Entwicklung der Stadt in den ersten Monaten zu verfolgen. Zelte und Hütten jeder Art; Waren aller Art unordentlich verstreut; die Siedler damit beschäftigt, Essen zu kochen, herumzustreifen oder ihre Habseligkeiten an Land zu bringen. Viele sahen sehr elend aus, aber nicht wenige sehr glücklich. Verschiedenen Arten von Tieren, gerade angelandet, sah man an, welche Strapazen sie auf einer so langen Reise hatten aushalten müssen. So sah das Bild aus, das sich mir bei der Landung an der Stelle bot, an der der zukünftige Haupthafen von Westaustralien einmal stehen soll.
An der Mündung des Swan in der Nähe von Fremantle ist eine Untiefe, wo das Wasser nicht tiefer ist als sechs oder sieben Fuß; und häufig, selbst bei wenig Wind, ist das Passieren dieser Untiefe recht gefährlich. Von dort bis nach Perth sind es ungefähr neun Meilen, und die Schiffahrt wird durch weitere seichte Stellen behindert, die sich an manchen Stellen fast ganz über den Fluß erstrecken.
Wenn man sich dem Ort nähert, kommt man an einen vom Fluß gebildeten See, der sich über mehrere Meilen erstreckt. Er würde einen guten Hafen abgeben, wenn man einen Kanal bauen könnte, der auch für große Schiffe geeignet wäre. Seine Ufer sind felsig und für den Landwirt ungeeignet. Perth, die zukünftige Hauptstadt, liegt auf einer Anhöhe; als ich da war, war diese Anhöhe baumbestanden, und zwischen den Bäumen hatten die Siedler ihre Zelte aufgeschlagen oder ihre Hütten gebaut. Die Lage ist nicht nur gut ausgewählt, sondern es gibt auch ausgesprochen interessante Ausblicke. Der Fluß ist an dieser Stelle etwa eine halbe Meile breit, vielleicht auch mehr, ist aber so seicht, daß er später mit einer Furt überquerbar gemacht werden kann. Ich habe gehört, daß der Arzt, der mit uns angekommen war, bei dem Versuch, über den Fluß zu kommen, in einem Loch steckengeblieben und ertrunken ist. Er war klein und korpulent und wurde ein oder zwei Tag später - wenn stimmt, was man mir erzählt hat - aufrecht stehend gefunden, mit dem Kopf nur ein paar Zentimeter unter der Wasseroberfläche; sein Gefährte ist sicher hinübergelangt.
Man hört viele und viele verschiedene Meinungen über den Boden in der unmittelbaren Nachbarschaft von Perth. Der Leser versteht sehr leicht, wie weit diese Verschiedenheit geht, wenn er liest, daß ein Herr sagte, es sei fetter Lehm mit einer oberen Sandschicht, und ein anderer, es sei reiner Sand bis zu einer Tiefe von mehreren Fuß! Beide waren vor Ort, weniger als 30 oder 40 Fuß auseinander, und keiner von beiden würde es mit Absicht falsch darstellen. Da kam mir eine Sägegrube gerade recht, die ich sorgfältig bis zu einer Tiefe von fast sieben Fuß untersuchte; ich stellte fest, daß die zweite Angabe völlig richtig war. Also muß einer der oben genannten Herren nur nach dem Hörensagen geurteilt haben.
Daraus kann man aber nicht schließen, daß das Land von den Kolonisten nicht kultiviert und in der einen oder anderen Weise nutzbar gemacht werden kann. Der Boden um Sydney ist viel trockener, und doch wachsen dort Früchte und Gemüse im Überfluß.
Eine oder zwei Meilen oberhalb von Perth gibt es mehrere Inseln, und an dieser Stelle ist der Fluß so seicht, daß wir aus unserem Boot aussteigen und es eine Strecke über den Schlamm ziehen oder tragen mußten. Dahinter war das Wasser wieder tief und wurde bald zu Süßwasser.
Von diesem Abschnitt des Flusses war auf eine Entfernung von geschätzten 25 oder 30 Meilen, so weit, wie wir mit dem Boot kommen konnten, die Landschaft an vielen Stellen wunderschön; die Ufer bestanden an vielen Stellen aus gutem Schwemmland, das von ausgezeichnetem Gras bedeckt war. Unglücklicherweise erstreckte sich dieser gute Boden nicht weiter als eine halbe Meile landeinwärts, häufig nicht weiter als fünfzig oder hundert Meter. In größerer Entfernung ist das Land vielleicht für die Landwirtschaft geeignet, aber die schwarze Erde verschwand, und statt dessen sahen wir nur Sand und Eisenstein.
An manchen Stellen war die Erde mit dichtem Forst bedeckt, an anderen sah sie aus wie ein schöner Park, in dem man kaum einen Baum fällen sollte. Vertraulichen Berichten zufolge ist das Land so dünn bewaldet, daß es nicht mehr als zwei Bäume pro Morgen gibt! Nichts könnte falscher sein; so ist es nur an wenigen Stellen, im allgemeinen ist das Land offenes Waldland mit Stellen, an denen die Bäume sehr dicht stehen.
Wir achteten darauf, überall dort zu landen, wo es nach gutem Boden aussah, und fanden häufig Löcher, die von Vorgängern gegraben worden waren, um den Boden zu untersuchen, und uns wurde sehr schnell klar, warum sich einige Leute so sehr getäuscht haben. Statt sich in einer geraden Linie vom Fluß wegzubewegen, waren sie in Unkenntnis des Flußverlaufs in die Nähe von Flußschlingen oder -biegungen gekommen, ohne zu merken, daß sie immer noch in der Nähe des Flusses waren; und deshalb glaubten sie, die schwarze Erde erstrecke sich mehrere Meilen weit ins Land hinein und nicht nur am Fluß entlang.
Nach etwa 40 Meilen landeinwärts, den Windungen des Flusses folgend, wurde unsere Fahrt durch umgestürzte Bäume beendet. Es heißt, die Franzosen hätten Erkundungen bis achtzig Meilen weit in das Landesinnere angestellt. Wenn das stimmt, müssen sie die Boote an dem Platz verlassen haben, wo wir hielten, und am Ufer weitergezogen sein. Zeitmangel hinderte uns, bis zur Quelle vorzudringen. Der Canning mündet wenig unterhalb von Perth auf der gegenüberliegenden Seite in den Swan und ist ihm sehr ähnlich, aber kleiner.
Wir zogen den Fluß hinauf, soweit es die umgestürzten Bäume erlaubten; das war nicht mehr als fünfzehn oder sechzehn Meilen weit von seinem Zusammentreffen mit dem Swan, schätze ich. Die Ufer sind sehr malerisch, oft romantisch; und es fiel mir auf, daß es hier mehr guten Boden gibt als am Swan. Aber selbst am Canning ist er nicht breiter als eine halbe bis eine drittel Meile, und häufig nicht einmal das. Ich kann nicht genau sagen, wie weit wir die zwei Flüsse hinaufgekommen sind, denn wir konnten es nur anhand unserer Geschwindigkeit im Rudern schätzen. Aber es kann nicht viel weiter gewesen sein, als ich angegeben habe, denn unser Ausflug dauerte nur neun Tage, von denen wir einen großen Teil mit Erkundungsgängen verbrachten oder auf der Jagd, und wir haben uns beim Rudern nicht besonders angestrengt. Vom landwirtschaftlichen Gesichtspunkt ist die Gegend zwischen Perth und Fremantle - mit Ausnahme einiger weniger und kleiner Stellen - so gut wie nutzlos, der größte Teil besteht aus Sand oder Sandstein mit Bäumen und Unterholz.
Breton, William H.
Excursions in New South Wales, Western Australia, an Van Diemens Land During the Years 1830, 1831, 1832 and 1833
London 1833
Übersetzung: U. Keller
Abgedruckt in:
Keller, Ulrike (Hg.)
Reisende in Australien 1623-1990
Wien 2000