Reiseliteratur weltweit

Geschichten rund um den Globus

1872 - Ernest Giles
Die Entdeckung des Lake Amadeus und der Olgas
Uluru-Kata-Tjuta Nationalpark

Sonntag, 13. Oktober. - Bei Anbruch der Nacht war es sehr schwül, und in den ersten Stunden brauchten wir keine Decken; am Morgen zeigte das Thermometer 17° C als niedrigste Temperatur. Die Pferde waren auf der Suche nach Wasser ein bißchen umhergewandert. Wir fanden sie in einer kleinen Rinne, in der ein paar Eukalyptusbäume wuchsen; an einer Stelle hatten Aborigines nach Wasser gegraben, aber das war schon länger her. Mit den Händen schaufelten wir eine Menge Sand beiseite, und ein bißchen Wasser sickerte ein, aber der Grundwasserhorizont war zu tief, um ausreichend Wasser für die Pferde zu geben; wir hatten keine Möglichkeit, den Sand beiseite zu schaffen, weil wir vergessen hatten, die Schaufel mitzubringen. Bei weiterer Suche die Rinne hinauf fanden wir in den Felsen einige Löcher von der richtigen Größe. Leider waren sie aber alle trocken. Dann bestiegen wir einen Hügel, um die Umgebung nach Anzeichen abzusuchen, wo wir vielleicht Wasser finden könnten. Am südlichen Horizont sahen wir an mehreren Stellen Feuer, und die Luft war dunstig und voller Rauchschleier. Nach langer und eingehender Beobachtung durch Rauch und Dunst sah ich fern, sehr fern im Südsüdwesten eine Hügelkette, und direkt im Rauch eines Feuers zeigte sich ein sehr hoher, oben abrupt endender Berg [die Olgas]. Im Südosten zeigten sich andere Bergrücken. Der hohe Berg war sehr weit entfernt, mindestens 70 oder 75 Meilen; es sah so aus, als ob es nichts zwischen uns und dem Berg gäbe als das, was wir in der unmittelbaren Umgebung auch hatten, nämlich Sandhügel und Buschland. Ich freute mich aber, daß ich etwas gesehen hatte, was als Ansteuerungspunkt in mittlerer Entfernung dienen konnte, und was dazu beitrug, das eintönige Aussehen der Gegend zu verändern, durch die ich nun schon so lange gezogen war. Ich halte es nicht für unwahrscheinlich, daß von diesem Berg größere Wasserläufe ausgehen, die mich endlich nach Westen führen könnten. Da ich zur Zeit in dem kleinen Tal kein Wasser bekommen konnte - obwohl ich glaube, daß man es mit einer Schaufel erreichen könnte -, entschloß ich mich zur Umkehr zum Sumpf am Glen Edith, der 55 Meilen entfernt war; ich wollte das ganze Lager an den neu entdeckten Creek verlegen; dann wollte ich wieder hierher kommen, das Wasserloch mit einer Schaufel vertiefen und auf direktem Weg zu dem gerade gefundenen hohen Berg im Süden ziehen. Bis ich zu diesem Entschuß gekommen war, war es fast Mittag geworden, da wir vor der Entdeckung des Berges mehrere Stunden auf der Suche nach Wasser in Felsen und Rinnen herumgeklettert waren. Da es bis zum Creek 34 Meilen waren, brauchten wir für diese Strecke den Rest des Tages, und es war schon spät, als wir wieder unser Lager an seinem freundlichen Ufer bezogen. Der Tag war recht warm gewesen; um drei Uhr nachmittags hatte das Thermometer bei 36° C gestanden.
    Montag, 14. Oktober. - Auch die letzte Nacht war stickig, obwohl das Thermometer um fünf oder sechs Grad niedriger war als gestern morgen. Der Morgen war kühl und angenehm, und wir konnten unseren eigenen Spuren auf dem Rückweg zum Sumpf folgen. Alex Robinson berichtete mir bei unserer Rückkehr, daß er glaube, einige Eingeborene wären während unserer Abwesenheit in der Nähe des Camps herumgeschlichen, da der kleine Hund in den letzten zwei Nächten sehr unruhig gewesen sei. Es ist natürlich möglich, daß einige Eingeborene am Sumpf Wasser holen wollten, aber da er von Felsen umgeben ist, konnten wir keine Fußspuren oder andere Zeichen ihrer Anwesenheit finden.
    Dienstag, 15. Oktober. - An diesem Morgen aßen wir zum letzten Mal an unserem freundlichen kleinen Sumpf, dessen Wasser uns so gut bekommen war; das Wasser, die reifen Feigen, die kleinen Berge und die Hänge, die wie künstliche Befestigungen aussehen, werde ich so schnell nicht vergessen: Dem Felsen gegenüber, in dem man das Wasser findet, und damit auch dem Lager gegenüber, gibt es eine Reihe von einzelnen kleinen Erhebungen, die wie ein Fort aussehen und eine Seite des Tales bilden. Die andere Seite wird gebildet aus dem Gestein des Hauptrückens, und da liegen Camp und Wasserloch. Es war wirklich ein netter kleiner Platz, obwohl es auch etwas sehr Lästiges gab, wie fast überall, wo es Nadelbäume gibt, nämlich Ameisen. Diese elenden Kreaturen krabbeln über alles und jeden, bei Tag und bei Nacht. Die Pferde soffen zum letzten Mal am Wasserloch, und wir zogen davon in Richtung auf unseren neuen Creek im Süden. Da es spät geworden war, bis wir aufbrachen, war es auch spät, als wir am Ende unserer Tagesreise, die 29 Meilen betrug, allen Pferden die Lasten abgenommen hatten; wir lagerten erst bei den besten und tiefsten Wasserlöchern. Der Vormittag war stickig und unangenehm, aber gegen Abend bezog sich der Himmel, und es wurde kalt und windig.
    Mittwoch, 16. Oktober. - Die Pferde bekamen heute einen Rasttag, und wir blieben im Lager. Ich stellte fest, daß ein Pferd sich an einem Holzsplitter verletzt hatte und lahmte. Ich habe Holz aus der Wunde entfernt, fürchte aber, das noch etwas zurückgeblieben ist. Das Thermometer stand bei Tagesanbruch höher als gewöhnlich bei 19° C. Die kleine Stute, die bei Mount Udor gefohlt und die unser aller Mitleid erweckt hatte, hat sich wunderbar erholt und ist wieder einsatzfähig. Es gibt noch eine Stute, die bald ein Fohlen bekommen wird; da sie gut genährt ist, glaube ich nicht, daß ich ihren Nachwuchs töten muß. Es gibt eine große Anzahl von Tauben an diesem Creek, und wir haben heute eine erhebliche Anzahl von ihnen geschossen.
    Donnerstag, 17. Oktober. - Heute morgen sind Mr. Carmichael und ich zu Pferde und mit Vorräten für eine Woche nach Südwesten aufgebrochen, um die Berge aufzusuchen, die wir im Südsüdwesten von unserem südlichsten Punkt gesehen hatten. Alex Robinson blieb im Lager zurück; er ist schon daran gewöhnt, und ich wollte ihn jetzt nicht dabei haben. Als Gesellschaft ließ ich ihm meinen kleinen Hund, den wir sonst tragen, wenn wir unterwegs sind. Dieses kleine Tier ist ein erstklassiger Wachhund, nicht einmal ein Vogel kann in die Nähe des Lagers kommen, ohne daß er uns warnt. Alex hat ausreichend Feuerwaffen und Munition, um sich gegen einen Angriff der Eingeborenen zu verteidigen, aber ich glaube nicht, daß es dazu kommt. Und da er mit reichlich Essen und Trinken versehen im Lager blieb, verließ ich ihn ohne Bedenken.
    Als wir aufbrachen, hatte ich vor, unseren alten Spuren bis zu dem kleinen Tal zu folgen, von wo aus ich die Berge gesehen hatte; ich ging davon aus, daß zumindest für die drei Pferde genügend Wasser gefunden werden könnte, wenn wir mit der Schaufel da graben würden, wo wir schon durch Kratzen mit den Händen ein wenig gefunden hatten. Mit Glück würden wir da vielleicht genug für alle Pferde bekommen. Dieser Platz ist 35 Meilen vom Lager entfernt. Bald nach dem Aufbruch aber sagte Mr. Carmichael, er würde lieber direkt nach Süden gehen - was östlich der vorherigen Route war -, da er meinte, daß wir dort andere Gebirgszüge finden würden und damit vielleicht eine bessere Wasserstelle als in dem kleinen Tal im Südwesten, von der wir ja wußten, das sie nicht besonders gut war. Und so änderte ich meinen Entschuß, das alte Lager aufzusuchen, und wir ritten 10 Meilen nach Süden, bis zu einer buschbewachsenen, steinigen Hügelkette. Nachdem wir die Ebene unterhalb unseres Lagers verlassen hatten, kamen wir zu Sandhügeln, die mit Kasuarinen bestanden waren, und Busch mit viel Spinifex-Gras. Der Ausblick von dem Rücken der Hügel war nicht gerade erhebend: Im Süden, weit weg, waren die Spitzen derselben Kette zu sehen, die sich bis zu unserem alten Lager im Südwesten erstreckte. Eine Spitze, ein bißchen bedeutender als die anderen, lag 10° westlicher als Süd; darauf hielt ich jetzt zu, denn der Leser muß wissen, daß man nur bei den Bergketten Wasser erwarten kann; das Land dazwischen ist dicht mit Busch bewachsen, und man muß nach Felsenbecken oder Creeks suchen, in denen man graben kann. Davon gibt es nicht viele. Bei der Hügelkette, die wir gerade erreicht hatten, war nichts dergleichen zu finden. Es blieb uns deshalb nichts übrig, als zur nächsten Kette weiterzureiten in der Hoffnung, daß wir dort mehr Glück hätten. Wir ritten deshalb weiter durch Busch und über Sandhügel; die Kasuarinen und das Spinifex zerrissen unsere Packsäcke und Kleider und schürften uns die Haut von Händen und Gesicht; immerzu mußten widerspenstige Zweige zur Seite gedrückt werden. Schließlich, nach 20 Meilen, erreichten wir die Kette und sahen sofort, daß hier kein Wasser zu finden war - nur Steine und Felsbrocken erhoben sich über dem Busch und den Sandhügeln. Nach Süden zu erstreckte sich Busch bis zum Horizont. Rechts zog sich die Kette weit hin, nach Osten lief sie in ein buschbestandenes Stück Land aus, das zwischen dieser und einer weiteren Kette lag. Der Anblick war ausgesprochen wüst und öde. Nach Südosten zu lag eine weitere Kette, höher und ausgeprägter, 10 oder 11 Meilen entfernt. Wir waren schon 30 Meilen geritten, und es war jetzt spät am Tage. Ich wollte aber unbedingt noch diese neue Kette erreichen, und nachdem wir uns durch den üblichen Busch geschlagen hatten, der auf dem Wege lag, kamen wir im Dunkeln an ihren Fuß. Da sahen wir, daß es kein Zeichen von irgendwelchen Rinnen gab, nur die felsigen Abhänge der Berge. Im Dunkeln war es zwecklos, Wasser suchen zu wollen, und so luden wir die Pferde nach 40 Meilen und ohne Wasser ab.
    Freitag, 18. Oktober. - Heute stand das Thermometer bei Tagesanbruch bei 19° C; der erste Teil der Nacht war zu warm, um unter einer Decke zu schlafen. Mr. Carmichael suchte die Pferde, während ich auf den Berg kletterte, an dessen Fuß wir übernachtet hatten. Er war ganz genau so wie Dutzende von anderen, auf die ich geklettert war – Halbwüste ringsumher, kein Zeichen eines Wasserlaufes, und, obwohl ich mehr als zwei Stunden deshalb unterwegs war, kein Loch, das groß genug gewesen wäre, um genug Wasser für eine Woche zu enthalten. Diese Bergkette war übersät mit Granitbrocken, dünn bewachsen mit Mulga und Gebüsch und bis zum Gipfel bedeckt mit Spinifex. Im Süden sah ich einen undeutlichen und merkwürdigen Horizont. Es sah aus, als ob es dort eine weite Ebene gäbe, aber wegen der Fata Morgana konnte ich nichts Genaues erkennen. Unser alter Freund, der große Berg, stand groß und unvermittelt aufsteigend ganz weit weg, von meinem Standpunkt war die Peilung S 30° W. Er war zu weit weg, als daß wir, ohne zuerst Wasser für die Pferde zu besorgen, hinreiten konnten, denn es ist möglich, daß es selbst bei einem so großen Berg kein Wasser gibt. Ich hatte heute morgen viel Zeit, über dies und jenes nachzudenken, da Mr. Carmichael erst gegen 10 Uhr mit den Pferden zurückkam; sie waren auf unseren Spuren von gestern mehrere Meilen zurückgewandert. Bei ihrer Ankunft war ich zu dem Entschluß gekommen, sofort in das kleine Tal zurückzukehren, wo wir sicher waren, daß es ein wenig Wasser gab, und das jetzt um die dreißig Meilen weit weg ungefähr in WNW lag; wir brachen auf und erreichten es früh am Abend. Der Tag war heiß gewesen, und die Pferde waren sehr durstig, aber es gab erst Wasser, nachdem wir danach gegraben hatten. Um halb drei Uhr stand das Thermometer bei 38° C im Schatten. Obwohl wir nun ein Lager hatten, war unsere Mühsal noch nicht am Ende, denn wir mußten nun in der Rinne ein Wasserloch graben. Es dauerte nicht lange, bis wir für uns selbst genug Wasser hatten, wenn es auch dick und lehmig war und ziemlich ekelerregend schmeckte; die Pferde mußten angebunden bleiben, damit sie nicht in das Loch sprangen. Zu unserem Kummer stellte sich heraus, daß wir nicht viel Wasser bekommen würden, und obwohl wir nicht besonders tief gegraben hatten, hatten wir doch eine sehr große Menge Sand bewegen müssen, damit sich Wasser sammeln konnte. Wir mußten in der Tat ein Loch graben, das sechs Fuß tief und unten 20 Fuß lang und sechs Fuß breit war - oben war es natürlich noch viel größer. Es dauerte zwei Stunden, bevor das erste Pferd getränkt werden konnte. Es konnte auch immer nur ein Pferd an das Wasserloch gelassen werden. Das Wasser sammelte sich so langsam, daß es fast die ganze Nacht dauerte, bis auch das dritte Pferd seinen Durst gelöscht hatte, und da war das erste Pferd schon wieder durstig.
    Samstag, 19. Oktober. - Heute morgen stand das Thermometer bei 21° C und bei Sonnenaufgang erhob sich ein warmer Wind. Die Pferde bekamen einen freien Tag, um sich den Bauch zu füllen, bevor wir zu den Bergen aufbrachen. Wir verbrachten den Tag damit, das Wasserloch zu vergrößern, und stellten voller Freude fest, daß es unverhältnismäßig mehr Wasser brachte, als wir hatten erwarten können; es gab so viel, daß sich jeweils ein Pferd satt trinken konnte. Wir machten einen Spaziergang hinauf in die Felsen und Schluchten und fanden eine Höhle mit den ausgesuchtesten Beispielen der Kunst der Aborigines. Einfache Schlangenfiguren waren das Hauptmotiv, aber Hände und etwas wie Schilde gab es auch. Eine Hieroglyphe war besonders interessant. Sie bestand aus den römischen Ziffern V und I, nahe nebeneinandergestellt, so daß es wie die Zahl VI aussah. Beide Zeichen waren mit Punkten beschmiert und in rotem Ocker gemalt. Mehrere Auskolkungen gab es in den Schluchten, aber alle waren seit langem ausgetrocknet. An manchen Stellen wuchsen Cypress-pines zwischen den Felsen. Der Tag war entschieden heiß. Um drei Uhr stand das Thermometer bei 38° C im Schatten, und wir mußten ein Tuch aufspannen, damit wir überhaupt Schatten bekamen. Unsere einzige intellektuelle Beschäftigung bestand darin, die kleine deutsche Karte von Australien zu studieren, die ich - unter anderem - von meinem großzügigen Förderer, Baron von Müller, bekommen habe. Herr Justus Perthes in Gotha hat sie veröffentlicht; sie enthält alle Routen der Forscher. Ich möchte hier übrigens bemerken, daß die besten Karten des Kontinents, sowohl die Gesamtkarten wie auch die Einzelkarten, von diesem Lithographen veröffentlicht werden unter der Leitung von Professor Petermann aus Gotha, der die Informationen dafür von Baron von Müller bekommen hat, der großen Autorität in australischer Geographie [Direktor des Botanischen Gartens in Melbourne]. Jeder Reisende, der etwas Neues entdeckt, sollte Unterlagen an Baron von Müller schicken, damit es seinen Platz in der nächsten Ausgabe von Dr. Petermanns Karten findet. Wir hatten nur eine kleine Karte, aber wie oft stellten wir fest, wie leicht andere Forscher mit mehr Glück als wir auf gute Creeks und große Flüsse gestoßen waren. Wir konnten sie um ihr Glück nur beneiden und hoffen, daß die Zukunft für uns auch noch eine Belohnung bereithielt.
    Sonntag, 20. Oktober. - Da unsere Pferde nicht den Wunsch gehabt hatten, sich vom Wasserloch zu entfernen, waren wir in der Lage, früh aufzubrechen; früh angesichts der Tatsache, daß wir fast drei Stunden brauchten, bevor alle drei Pferde genug getrunken hatten. Der hohe Berg, den ich schon so lange erreichen wollte, war nun unser Ansteuerungspunkt; die Peilung von hier war S 18° W; nimmt man eine östliche Abweichung von 3° an, lag er S 15° W. Ich schätzte die Entfernung auf mindestens 70, vielleicht 75 Meilen. Nicht weit von unserem kleinen Tal kamen wir aus den Hügeln heraus gleich in dichtes Buschland mit hohen Sandhügeln, die mit Kasuarinen und Spinifex bewachsen waren. Wir hielten die Richtung für 12 Meilen, bis ich feststellte, daß die Sandhügel keine Bäume mehr trugen und sich zu unserer Rechten eine kleine, vermutlich grasbewachsene Ebene zeigte. Ich nahm das als gutes Vorzeichen, daß sich die Landschaft änderte. Drei Meilen weiter stießen wir auf eine Rinne mit weißem Salz, in der hier und da Wasser stand. Beim Näherkommen stellte sie sich als Sumpf heraus, und das Wasser war salzig. Wir hielten uns zur Linken dieser Rinne, da sie sich weit nach rechts erstreckte, und fanden schließlich eine Stelle, die fest genug war, um auf die andere Seite zu wechseln. Wir verfolgten unsere alte Richtung weiter und fanden, nachdem wir einen hohen Sandhügel erstiegen hatten, daß sich zu unserer Rechten, weit nach Westen, eine riesige Salzpfanne erstreckte; es sah so aus, als ob wir direkt an ihrem östlichen Ende angelangt waren, was uns sehr erleichterte. Wir verfolgten unseren Kurs für eine oder zwei Meilen weiter über baumlose Sandhügel, bis wir entdeckten, daß wir der Salzpfanne doch nicht so einfach entkommen waren, denn sie lag nun direkt im Weg. Es sah jedoch so aus, als ob sie etwas nach links von Sandhügeln begrenzt wurde, und wir ritten in diese Richtung, aber mit jeder Meile sahen wir mehr und mehr von dem Salzsee, so daß wir immer mehr nach Osten von unserem Kurs abkamen; schließlich, nach einer Strecke von etwa 14 Meilen mit der Salzpfanne immer zur Rechten, stellte ich fest, daß Sandhügel sie verbargen, bis sie direkt vor uns lag; sie erstreckte sich von Ost nach West, wir ritten fast genau nach Süden. Ich war bestürzt, daß uns solch ein Hindernis in den Weg kam. Wir marschierten ein Stück weit auf dem Salz, und unser Gewicht schien es auszuhalten, aber als wir es mit den Pferden versuchten, versanken sie und waren fast nicht mehr zu sehen. Die Oberfläche war trockene Salzkruste, aber Sole spritzte heraus bei jedem Schritt, den die Pferde taten. Wir gruben ein Wasserloch bei einem Sandhügel, es kam aber nur Sole heraus. Dieser Salzsee scheint sechs oder sieben Meilen breit zu sein, aber ob das Gegenufer eine Insel oder festes Land war, konnte ich nicht erkennen. Wir sahen mehrere Inseln, einige davon sehr hoch, und rote Sandhügel; die Fata Morgana bewirkte, daß es aussah, als ob sie auf einem Meer aus Wasser schwimmen würden. Ein oder zwei Meilen am Ufer entlang nach Osten gab es hohe rote Sandhügel, und ich dachte, es gäbe vielleicht eine Stelle, wo die Eingeborenen Wasser finden; manchmal findet man bei diesen Salzpfannen Brackwasser, aber das war hier nicht der Fall. Als wir die roten Hügel erreichten, sah ich, daß sich der See nach Osten oder Ostsüdost erstreckte so weit das Fernglas reichte. Da es so sumpfig war, war unser Weg zu dem Berg abgeschnitten. Wir machten noch einen Versuch, die Pferde überqueren zu lassen, aber ehe wir uns versahen, zappelten alle drei in dem bodenlosen schrecklichen See herum. Ich dachte, sie würden untergehen. Wir konnten ihnen nicht helfen, da der Grund zu weich war, als daß wir an sie herangekommen wären, und wir sanken bis zu den Knien durch die Kruste in den heißen Salzmatsch. Ich konnte nur mit der Peitsche schlagen, damit sie nicht aufhörten, sich herauszuarbeiten; und obwohl es nicht sehr lange dauerte, bis sie sich befreit hatten, kam es mir wie eine Ewigkeit vor. Dann aber kamen sie aus dem Sumpf herausgestolpert, Köpfe, Rücken und Sättel voller blauem Matsch. Den hatten sie natürlich auch ins Maul bekommen. Sie waren total erschöpft, als sie schließlich festen Boden erreichten. Im Schatten einiger Quandong-Bäume ließen wir sie für eine Stunde rasten; von diesen Bäumen gab es viele am See, und wir sammelten eine große Menge reifer Früchte. Ich kann nicht behaupten, daß ich überrascht war, hier einen See zu finden, denn ich hatte beobachtet, daß das Land stetig niedriger wurde. Nach jeder Bergkette, die wir passiert hatten, lag das Land im Süden um 100 oder 200 Fuß tiefer, so daß das Seeufer etwa 700 bis 800 Fuß tiefer lag als die Gegend um Mount Udor. Ich hatte aber auf jeden Fall darauf gehofft, auf etwas zu treffen, was leichter zu überqueren war. Ich hatte mich der Hoffnung hingegeben, an einen richtigen Wasserlauf oder einen Süßwassersee zu kommen oder auch in ein Gebiet mit Salzbüschen. Aber dies hier war schlimm, insbesondere, da es mich daran hinderte, so ein lockendes Ziel zu erreichen wie den Berg, zu dem ich unterwegs war. Da ich von hier keine Möglichkeit sah, nach Süden zu gelangen, entschied ich, umzukehren bis zur ersten Salzrinne, auf die wir gestoßen waren, und herauszufinden, was ein Versuch in Richtung Westen bringen würde; diese Salzrinne lag nun etwa 15 Meilen nach NWN, und bis wir dort auf unsere Spuren zurückgekommen waren, war es dunkel.
    Montag, 21. Oktober. - Wieder war die Nacht stickig, und unter einer Decke war es nicht auszuhalten, obwohl wir natürlich im Freien lagen. Das Thermometer zeigte in der Morgendämmerung 21° C. Da wir unseren Pferden die Beine zusammengebunden hatten, fanden wir sie schnell wieder. Zunächst mußten wir um die offenen Stellen herum, danach ritten wir etwa sieben Meilen in Richtung 63° W, als wir von einem anderen, kurzen Arm aufgehalten wurden, der in Richtung Nordost verlief. Wir mußten ihm drei Meilen weit folgen, bevor wir ihn überqueren konnten. Kurz vorher hatten wir einige Hügelrücken in WSW gesehen; auf die hielten wir jetzt zu und erreichten sie nach 12 Meilen. Dort, wo wir auf den Rücken trafen, gab es keinen Wasserlauf und keine Rinne und auch keine Felslöcher. Um keine Möglichkeit zu verpassen, ritten wir um eine Hälfte des zweigeteilten Rückens herum; als wir wieder auf unsere Spuren trafen, hatten wir 30 Meilen zurückgelegt. Von der Höhe des Rückens konnten wir sehen, daß sich der See in ungeheurer Größe nach West und WSW erstreckte, mit mehreren Abzweigungen in unregelmäßigen Abständen. In einiger Entfernung nach Westen oder ein bißchen nördlicher gab es einen anderen Rücken; aber er war zu weit weg, um jetzt dorthin zu kommen, denn unsere Pferde wären dann schon zwei Nächte ohne Wasser, und wahrscheinlich würden wir dort keines finden; hinreiten wollte ich aber auf jeden Fall. Doch zuerst mußten wir zum Wasserloch in dem kleinen Tal zurück, damit unsere erschöpften Pferde trinken konnten. Von dem Rücken, auf dem wir nun standen, war die Aussicht wirklich wild und ungewöhnlich - das weiße Bett des großen Sees nahm fast den ganzen südlichen Horizont ein; die ufernahe Gegend bestand aus Sandhügeln mit dichtem Busch und Spinifex, weiter weg wuchsen Kasuarinen und Mulga. Mittag war längst vorüber, als ich wieder abstieg. Ich konnte nichts anderes tun, als zu dem einzigen Platz zurückzukehren, an dem wir sicher Wasser finden konnten; das war 21 Meilen nach Nordost, und wir ritten in gerader Linie dorthin. Meine Absicht, den hohen Berg zu erreichen, war somit vereitelt. Aber mehr denn je dachte ich, daß dieser Berg eine Möglichkeit bieten müßte, aus der elenden Gegend herauszukommen, in der wir steckten - im Moment sah es aus, als wäre das unmöglich. Der hohe Berg wurde entsprechend einem Vorschlag von Baron von Müller Mount Olga genannt, und die große Salzpfanne, die mir so im Weg war, Lake Amadeus zu Ehren zweier aufgeklärter königlicher Förderer der Wissenschaften. Die Pferde waren äußerst schwach. Die Angelegenheit im Salzsumpf hatte ihre Kraft sehr vermindert, und die letzten beiden Tage waren so heiß gewesen, daß die armen Tiere noch schwächer wurden. Das Thermometer zeigte heute 38° C im Schatten. Bis zum Wasser waren es 21 Meilen, und da die Pferde schwach und langsam waren, erreichten wir es erst spät in der Nacht. Lange 50 Meilen waren wir seit dem Morgen geritten, durch eine elende und mutlos stimmende Gegend. Beim Wasserloch gab es nur genug für ein Pferd zu trinken, und die anderen armen Kreaturen mußten angebunden werden, bis sie an der Reihe waren, da das Wasser nur sehr langsam einsickerte. Um Mitternacht waren sie schließlich zufriedengestellt und wanderten umher, um zu fressen, und wir gingen schlafen.

Giles, Ernest
Geographic Travels in Central Australia 1872 – 1874
Melbourne 1875
Übersetzung: U. Keller

Abgedruckt in:
Keller, Ulrike (Hg.)
Reisende in Australien 1623-1990
Wien 2000

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