Um 1520 - João de Barros
Banda, Molukken
Die Insel Banda gleicht einem Garten von Muskatbäumen, und da diese mit einer Menge wohlriechender Kräuter und Blumen zu gleicher Jahreszeit blühen, so füllen sie die Luft um diese Zeit mit Wohlgerüchen, die mit keinen anderen zu vergleichen sind. Der Muskatbaum hat einige Ähnlichkeit mit dem Birnbaum, doch gleichen seine Blätter mehr den Blättern des Nußbaums. Wenn seine Früchte anfangen zu reifen, kommen Scharen von Papageien und anderen Vögeln von mannigfaltigstem Gefieder und Gesang, um sie zu genießen, und erfreuen das Auge und Ohr der Menschen. In der Mitte der Insel erhebt sich ein Berg, der ziemlich steil ist. Wenn man ihn aber erstiegen hat, befindet man sich oben auf einer Ebene, die nicht minder anmutig ist als die Gegend am Fuß des Berges. Der Muskatbaum ist nirgends das Eigentum besonderer Personen, sondern wächst wild in den Wäldern. Von Juni bis September, da die Frucht reift, wird jeder Ortschaft und jedem Dorfe ein gewisser Bezirk zum Einsammeln angewiesen; ein jeder sammelt für sich, und wer am fleißigsten ist, bekommt das meiste.
Die Insel hat die Gestalt eines Hufeisens. Von einem Ende zum anderen, von Norden nach Süden, ist sie ungefähr drei Meilen lang und eine Meile breit. Die Wohnungen der Insulaner und die Muskatwälder liegen am Ufer der Bucht, die die Insel bildet. Eine andere Insel, Gunoapa, liefert das Bau-und Brennholz, sie hat auch einen feuerspeienden Berg, und die Portugiesen holen von dort viel guten Schwefel. Die übrigen Inseln schicken ihre Muskatnüsse nach Banda, wo sich alle fremden Kaufleute versammeln.
Die Einwohner sind stark gebaut, schwärzlich von Farbe, glatthaarig und unansehnlicher als alle anderen Völker in jenen Gegenden. Die Männer beschäftigen sich mit dem Handel und die Frauen mit dem Feldbau. Sie werden nicht von Königen, sondern von Ältesten regiert, zwischen denen oft Händel vorfallen. Diejenigen, die in den Seehäfen wohnen, behaupten insgesamt die Oberhand, weil alle Ausfuhr und Einfuhr durch ihre Hände geht.
Soltau, Dietrich Wilhelm
Geschichte der Entdeckungen und Eroberungen der Portugiesen im Orient vom Jahre 1415 bis 1539; nach Anleitung der Asia des João de Barros
Band 3, Braunschweig 1821