656-1661 - Volquard Iversen
Von der Vernichtung der Nelkenbäume
Seram (Ceram), Molukken
Als ich auf Ceram lebte, lag ich in der Festung Overburg, die die Einwohner Luven nennen; sie war nur mit 24 europäischen Soldaten besetzt. Weil auf diesen und den umliegenden Molukken-Inseln und sonst nirgends die Nelken reichlich wachsen und die Holländer den Nelkenhandel gern allein haben wollen, mussten wir zu gewissen Zeiten des Jahres partienweise ausgehen und auf den Inseln, von denen die Holländern (wegen des großen Überflusses, den sie auf den näher gelegenen Inseln haben), keine Nelken einsammeln lassen wollten, die Nelkenbäume ruinieren und abschälen, damit sie verdorrten. Die kleinen Bäume, wie ein Finger dick, mussten wir mit den Wurzeln ausreißen. Zuweilen haben wie in einem Monat 15- bis 16.000 Bäume zunichte gemacht. Desgleichen tun sie auch mit den Muskatnüssen und -bäumen, dass sie oft große Haufen verbrennen. Ich habe mir's anfänglich zu Gemüte gezogen, die so reichlich verliehenen Gaben Gottes, mit denen den Nächsten gedient sein könnte, zu vernichten. Warum sie das aber tun, geben sie als Grund an: Es kostet großes Geld, Schiffe nach Indien auszurüsten, müssten es hernach dahin wagen, dass etliche, wenn mit östlichen Spezereien beladen, durch Ungewitter und anderes Unglück untergehen, dass sie also nicht allezeit glücklich zu Hause ankommen; wenn nun jedermann solcher Waren dort habhaft werden und damit handeln sollte, würden sie wegen der Mengen einen schlechten Preis [erhalten] und ihr Gewinn gar geringe sein. Denn die Wenigkeit eines Dinges erhält einen höheren Preis.
Iversen, Volquard
Ostindische Reise und unglückliche Schifffahrt
in: Olearius, Adam (Hg.)
Orientalische Reisebeschreibungen
Schleswig 1669; Nachdruck 1980