1521 - Antonio Pigafetta
Mit Magellans Flotte auf den nördlichen Molukken
Am 7. November 1521, drei Stunden vor Sonnenaufgang, segelten wir in den Hafen einer Insel, die Tidore hieß. Bei Sonnenaufgang näherten wir uns dem Land bis auf zwanzig Klafter und lösten all unsere Kanonen. Sobald es Tag war, kam der König in einem Prao an das Schiff und ruderte um es herum. Hierauf fuhren wir ihm in einem Boot entgegen, um ihm Ehre zu erzeigen. Der König ließ unsere Leute in sein Prao steigen und sich neben ihn setzen, er aber saß unter einem seidenen Himmel mit Vorhängen an den Seiten. Vor ihm stand einer seiner Söhne mit einer Gerte in der Hand, und zwei angesehene Männer hielten zwei vergoldete Gefäße, um ihm Wasser für die Hände zu reichen. Zwei andere hielten vergoldete Kästchen mit Betel. Der König wandte sich jetzt an die Unsrigen und hieß sie willkommen. Er sagte, schon lange hätte er im Traum gesehen, daß einige Schiffe aus weit entfernten Ländern zu den Molukken kommen würden, und um sich noch besser zu überzeugen, hätte er den Mond angesehen und darin bemerkt, daß diese Schiffe ankommen würden, und diese seien unsere Schiffe. Unsere Leute baten ihn hierauf, sich auf unseren Schiffen etwas umzusehen, was er auch gern tat. Hier wurden ihm von allen die Hände geküßt, worauf man ihn auf das Verdeck führte und auf einen mit rotem Samt bedeckten Sessel zum Sitzen benötigte; wir bekleideten ihn auch mit einem Kleid aus gelbem Samt, und um ihm noch mehr Ehre zu erzeigen, setzten wir uns ganz niedrig neben ihn hin. Darauf sagte der König, er und seine Untertanen wollten treue und wahre Freunde des Königs von Spanien sein. Er nähme uns an als ob wir seine Kinder wären, wir sollten nur an Land kommen, als ob wir hier zu Hause wären. Auch sollte die Insel wegen seiner großen Liebe zu unserem König, der er als seinen Herrn achtete, nicht mehr Tidore, sondern Kastilien heißen. Als unsere Leute dies hörten, hatten sie eine große Freude darüber und machten dem König ein Geschenk mit dem angeführten Kleid, dem Sessel, einem Stück feinster Leinwand, vier Ellen Scharlachtuch, einem Mantel von Goldstück, einem Stück gelben Damast, verschiedenen indischen Tüchern, mit Seide und Gold gewirkt, einem Stück sehr weißer Leinwand von der Art, welche aus Cambaia kommt, sechs Schnüren Glaskorallen, drei großen Spiegeln, sechs Scheren, sechs Kämmen, verschiedenen vergoldeten Bechern und noch anderen Sachen. Dem Sohn des Königs schenkten wir ein indisches, mit Gold und Seide gewirktes Tuch, einen großen Spiegel, eine Mütze und zwei Messer, und neun anderen von den vornehmsten jedem ein seidenes Tuch, eine Mütze und zwei Messer, und noch vielen anderen Mützen und Messer. Dies ging so weit, daß der König uns endlich befahl, nichts mehr zu geben, indem er sagte; »Ich weiß nicht, was ich dem König von Spanien für so viel Freigebigkeit und Artigkeit als Gegengeschenk anbieten soll, ich müßte ihm denn meine eigene Person schenken.« Dann bat er uns, wir möchten mit den Schiffen näher zur Stadt kommen, und sollte uns jemand des Nachts zu nahe kommen, so könnten wir sie dreist mit dem Feuergewehr abhalten.
Der König war ein Mohr und schon über fünfundfünfzig Jahre alt; er war wohlgebildet und hatte königliches Aussehen, und man sagte, er wäre ein großer Sterndeuter. Seine Kleidung war, als er uns besuchte, ein Hemd von feinster Leinwand, rundherum und um die Ärmel mit reichen, aus Gold gewirkten Zierraten geschmückt. Vom Gürtel bis zur Erde war er mit einem weißen Tuch bekleidet. Er ging barfuß; auf dem Kopf trug er einen seidenen Schleier, wie eine Bischofsmütze gestaltet und ganz mit Blumen durchwirkt. Er nannte sich Raja Sultan Manzor.
Am 9. November fragte er uns, wie lange wir von Spanien weg wären. Er verlangte auch Nachrichten von unseren Gebräuchen und unser Geld, Maß und Gewicht zu sehen und fragte, ob wir ein Bild des Königs von Spanien hätten. Wir gaben ihm eine königliche Fahne, weil künftig diese Insel und eine andere namens Ternate, die er einem seiner Neffen mit Namen Colauophapia geben wollte, unter die Herrschaft von Kastilien gehören sollten. Er gelobte unverletzliche Treue und daß er für seinen Herrn bis in den Tod kämpfen wollte, und wenn er nicht mehr widerstehen könnte, wollte er mit allen Seinigen in einem seiner Fahrzeuge nach Spanien gehen. Als wir dieses hörten, freuten wir uns sehr und machten eine neue königliche Fahne mit dem Wappen von Kastilien. Jetzt bat der König auch, daß einer von uns dableiben möchte, damit er immer den König von Spanien im Gedächtnis behalten könne, wobei er auch versprach, daß der gut gehalten werden sollte. Dieser König von Tidore verlangte, wir sollten nach einer Inseln namens Bacchian gehen, um unsere Schiffe dort geschwind mit Gewürznelken zu beladen, weil er für beide Schiffe nicht genug Vorrat habe. Aber die Einwohner dieser Insel wollten an diesem Tage nicht mit uns handeln, weil eben ihr Festtag war, der immer auf einen Freitag fällt.
Die Gewürznelken wachsen auf fünf Inseln: Ternate, Tidore, Mutir [Morotai], Macchian [Majkan, Makian] und Bacchian [Batjan, Bacan]. Die vornehmste dieser Inseln ist Ternate, deren letzter König beinahe alle anderen Inseln beherrschte. Tidore, wo wir uns jetzt aufhielten, hat auch einen König. Mutir und Macchian hingegen haben keinen, sondern eine Art aristokratischer Verfassung. Wenn die Könige von Tidore und Ternate einander bekriegen, dienen die Einwohner der erwähnten Inseln als Kriegsvölker. Die Insel Bacchian hat auch einen König. Diese ganze Gegend, die die Gewürznelken hervorbringt, führt den Namen Molukken.
Hier erfuhren wir, daß ein Portugiese namens Franz Serrano [Francisco Serrão], der auf dem Wege von Osten, den die Portugiesen immer segeln, hierher gekommen war, durch seine Geschicklichkeit und seinen Mut Feldherr des Königs von Ternate geworden war und den König von Tidore gezwungen hatte, seine Tochter dem König von Ternate zur Frau zu geben, und dazu alle Kinder der Vornehmsten von Tidore als Geiseln auszuliefern. Als dann der Frieden zwischen den Königen durch diese Heirat wiederhergestellt war, ging Serrano eines Tages nach Tidore, um Nelken zukaufen, wo ihn der König mit Betel vergiften ließ. Dann wollte er ihn nach seinem Gesetz begraben lassen. Seine Leute, die Christen waren, gaben das aber nicht zu, sondern verrichteten selbst den Gottesdienst. Diese Begebenheit hatte sich nur sieben Monate vor unserer Ankunft zugetragen. Franz Serrano hatte auch eine Frau aus Groß-Java geheiratet, und einen Sohn und eine Tochter nebst 200 Bahar Gewürznelken hinterlassen [Ein Bahar entspricht 200-230 kg]. Er war ein großer Freund und naher Verwandter unseres Befehlshabers Magellan, und die erste Veranlassung, daß er den Entschluß faßte, die Molukken aufzusuchen. Denn als Serrano Feldherr des Königs der Molukken war, hatte er oft an ihn geschrieben und gemeldet, wo er sich aufhielt, ihn auch gebeten hinzukommen.
Wenige Tage nach Serranos Tod wurde der König von Ternate, der eine seiner Töchter mit dem König von Bacchian vermählt hatte, mit der aber in Krieg verwickelt war und dessen Stadt er zugrunde gerichtet hatte, von dieser Tochter vergiftet, als unter dem Vorwand Frieden zu stiften ihren Vater besuchte. Dieser König hinterließ neun Kinder.
Am 11. November kam einer von den Söhnen des Königs von Ternate mit Namen Cecile Derois, von zwei Fahrzeugen begleitet, mit klingelnden Zimbeln zu unseren Schiffen. Er war in roten Samt gekleidet und wollte nicht an Bord kommen. Eben dieser hatte die Frau und Kinder Serranos in seiner Gewalt. Sobald wir ihn sahen und erfuhren, wer er war, ließen wir den König von Tidore fragen, ob wir ihn empfangen sollten oder nicht, da wir ich seinem Hafen wären? Worauf uns der König antworten ließ, wir möchten tun was uns gefiele. Mittlerweile hatte der Sohn des Königs von Ternate Verdacht geschöpft und sich ein wenig vom Schiff entfernt. Wir ruderten daher mit unseren Booten zu ihm hin und überreichten ihm ein Stück indisches Zeug, aus Gold und Seide gewirkt, einige Messer, Spiegel, Scheren und dergleichen, die er zwar annahm, aber dabei schien er etwas unwillig. Er hatte einen getauften Juden namens Emanuel bei sich, der ein Diener eines gewissen Portugiesen Peter Alfonso de Olorosa war, der nach dem Tode Serranos von einer Insel Leanda nach Ternate gekommen war. Dieser Mensch, der Portugiesisch sprechen konnte, kam an Bord und sagte, wenn auch der König von Ternate ein Feind des Königs von Tidore wäre, sei er doch bereit, dem König von Spanien alle möglichen Dienste zu leisten. Wir nahmen ihn hierauf sehr gut auf und schrieben einen Brief an seinen Herrn, er möchte uns nur ohne Besorgnis besuchen.
Dieser König von Tidore nimmt so viele Weiber wie ihm beliebt. Eine ist aber die vornehmste, und die anderen müssen ihr gehorchen. Der König hat ein großes Haus außerhalb der Stadt mit schönen Gärten, wo zweihundert seiner Weiber und Jungfrauen mit der vornehmsten wohnen und ebenso viele als Dienerinnen haben.
Der König speist entweder allein oder mit seinen vornehmsten Weibern an einem erhöhten Ort, von dem er alle, die um ihn herum stehen, übersehen kann. Hier befiehlt er derjenigen, die ihm am besten gefällt, daß sie die folgende Nacht bei ihm schlafen soll. Wenn die Mahlzeit vorbei ist und er den Weibern befiehlt, daß sie zusammen essen sollen, so müssen sie das tun, tut er es aber nicht, so speist jede auf ihrem Zimmer. Keine darf den König ohne seine Erlaubnis besuchen, und wenn eine bei Tage oder bei Nacht in der Nachbarschaft seines Hauses angetroffen wird, tötet man sie unbarmherzig. Jede Familie ist verpflichtet, dem König eine oder zwei Töchter zu geben. Dieser hatte sechsundzwanzig Kinder, davon waren acht Söhne und die übrigen Töchter.
Gegenüber der Insel Tidore liegt eine andere große Insel namens Gilolo, die von Heiden und Mohammedanern bewohnt wird. Der König von Tidore erzählte uns, unter den Mohammedanern wären zwei Könige, von denen der eine sechshundert Kinder, Söhne und Töchter, und der andere sechshundertfünfzig hätte. Die Heiden haben nicht so viele Weiber, sind auch nicht so abergläubisch wie die Mohammedaner. Das erste, was ihnen beim Ausgehen am Morgen in die Augen fällt, ist für den ganzen Tag der Gegenstand ihrer Anbetung. Der König der Heiden in Gilolo heißt Raja Papua und besitzt viel Gold. Auf dieser Insel wächst eine große Menge einer Art Rohr, das so dick ist wie ein Bein und einen Saft enthält, der sehr angenehm zu trinken ist.
Am 12. November ließ der König von Tidore ein Haus in der Stadt herrichten, in das wir unsere Waren bringen konnten. Wir füllten es und fingen gleich an, auf folgende Art zu handeln: Zehn Ellen gutes rotes Tuch tauschten wir gegen ein Bahar Gewürznelken, fünfzehn Ellen schlechteres Tuch auch gegen ein Bahar. Fünfzehn eiserne Armringe oder 17 Catil Quecksilber gegen ein Bahar. Den ganzen Tag über kamen eine Menge Boote an das Schiff und brachten einen erstaunlichen Überfluß an Ziegen, Hühnern, Feigen, Kokosnüssen und anderen Lebensmitteln. Sie versahen unsere Schiffe auch mit sehr gutem Wasser, das heiß aus der Erde quillt, aber eiskalt wird, wenn es eine Stunde steht. Diese Quelle entspringt auf dem Berg, auf dem man die Gewürzbäume findet.
Am 13. des Monats schickte der König einen seiner Söhne namens Mosahat zur Insel Mutir um Gewürznelken zu holen, damit unsere Schiffe schneller fertig würden. Die Einwohner aber ließen dem König sagen, sie hätten ihr Gewürz schon gewissen indischen Kaufleuten verkauft. Als er diese Antwort hörte, bat er, wir möchten ihm zwei von unseren Leuten mitgeben, die er mit seinen Leuten zu diesen Indianern schicken wollte, um ihnen zu melden, daß Spanier angekommen wären. Das taten wir auch, und die Indianer wunderten sich sehr, als sie erfuhren, daß wir eine so weite Reise auf einem ganz anderen Weg als dem gewöhnlichen gemacht hatten.
Es kamen einmal einige von den Leuten des Königs von Tidore an Bord, wo sie einige Schweine sahen, die wir zum Schlachten hielten. Sie baten uns, sie doch gleich zu schlachten und versprachen uns dafür so viele Ziegen und Hühner zu geben wie wir haben wollten. Zufällig kamen einige auch unter Deck, wo wir eben ein Schwein geschlachtet hatten, das noch nicht ganz tot war. Als sie das bemerkten, verhüllten sie die Gesichter, um das nicht zu sehen oder zu riechen.
Gegen Abend dieses Tages kam ein Prao mit dem Portugiesen Peter Alfonso an. Ehe er aber bei uns anlangte, ließ ihn der König von Tidore rufen und erzählte ihm mit großem Feuer alles, was er von uns wußte. Er wollte auch mit ihm an Bord gehen, wo er von den Unsrigen umarmt und liebreich aufgenommen wurde. Alfonso erzählte uns dann viel von den Portugiesen, unter anderem, wie sie zu diesen Inseln kämen, um Gewürze zu kaufen. Nachdem er noch einige Zeit mit uns verbracht hatte, verließ er uns mit dem Versprechen, auf unseren Schiffen nach Spanien zurückzukehren.
Am 15. November sagte uns der König, er wolle nach Bracchian gehen, um Gewürze zu holen, die die Portugiesen zurückgelassen hatten. Er verlangte auch zwei Geschenke von uns, die er zwei Befehlshabern der Insel Mutir im Namen des Königs von Spanien geben wollte.
Als der König auf dem Schiff herumging, kam er an die Stelle, wo die Feuergewehre, Armbrüste und Bogen von Brasilienholz (Verzino), die doppelt so groß sind wie die gewöhnlichen, aufbewahrt wurden, und tat mit der Armbrust zwei Schüsse; das gefiel ihm besser als mit dem Feuergewehr zu schießen.
Am folgenden Sonnabend kam der mohammedanische König von Gilolo mit vielen Praos zu uns und erhielt einen damastenen Mantel, zwei Ellen rotes Tuch, Spiegel, Scheren, Messer, Kämme und zwei vergoldete Trinkgläser als Geschenk, die er mit viel Vergnügen annahm und dabei sagte, da wir die Freunde des Königs von Tidore wären, müßten wir auch die seinigen sein, denn er liebe uns wie seine eigenen Kinder, und wenn je einer von uns in sein Land käme, wolle er ihm alle erdenkliche Ehre erzeigen. Der König war sehr alt und wurde von allen für sehr mächtig gehalten, er nannte sich Raja Lussu.
Die Insel Gilolo ist so groß, daß man vier Monate damit zubringen würde, sie in einem Prao zu umsegeln.
Sonntag morgen kam der alte König wieder an Bord und verlangte unsere Waffen zu sehen, wie wir sie gebrauchten und wie die Kanonen geladen würden; das machte ihm viel Vergnügen. Als er alles gesehen hatte, verließ er uns wieder, und man sagte uns, er wäre in seiner Jugend ein sehr tapferer Krieger gewesen.
An diesem Tag ging Antonio Pigafetta an Land, um das Wachstum der Gewürznelken zu untersuchen. Die Bäume, die sie hervorbringen, sind sehr hoch und unten mannsdick, werden aber nach oben zu immer dünner. Die Zweige sind in der Mitte, wo sie sich verbreiten, ziemlich stark, laufen aber gegen das Ende ganz spitz zu. Die Blätter gleichen Lorbeerblättern und die Rinde ist olivenfarbig. Die Nelken wachsen an den Spitzen der Zweige in Häufchen von zehn bis zwanzig. Bei ihrer Entstehung sind sie weiß, in der Reife rot, und trocken schwarz. Sie werden zweimal im Jahr gesammelt, nämlich im Dezember und im Juni, weil dann die Luft am gemäßigsten ist. Aber allergemäßigsten aber ist die Hitze um Weihnachten. Wenn die Hitze sehr groß ist und es wenig regnet, sammelt man nur drei- bis vierhundert Bahar auf jeder Insel. Die Bäume wachsen bloß auf den Bergen und gehen sogleich ein, wenn man sie an einen anderen Ort verpflanzt. Die Blätter, die Rinde und das Holz haben, so lange sie grün sind, den gleichen würzigen Geschmack wie die Nelken. Wenn man sie nicht sammelt, wenn sie reif sind, werden sie so groß und hart, daß nur die Rinde brauchbar ist. So viel man weiß, wachsen auf der ganzen Welt keine Gewürznelken, ausgenommen auf fünf Bergen auf den fünf erwähnten Inseln. Man findet zwar auch einige auf Gilolo und auf einer kleinen Insel oberhalb von Tidore wie auch auf Mutir, sie sind aber lange nicht so gut wie die anderen. Wir bemerkten beinahe alle Tage, wie sich eine Wolke, die die Gewürzberge umgab und viel zur Vervollkommnung der Nelken beiträgt, in die Höhe erhob. Jeder auf diesen Inseln besitzt einige Nelkenbäume, und jeder kennt die seinen, auf deren Zucht er aber keine Sorgfalt verwendet.
Auf diesen Inseln findet man auch einige Bäume, die die Muskatnüsse hervorbringen. Sie sind unseren Nußbäumen ähnlich und tragen auch solche Blätter. Wenn die Muskatnüsse gesammelt werden, sind sie so groß wie unsere Quitten und die äußere Haut hat auch solche Farbe. Die erste Rinde ist sehr dick, wie die grüne Rinde unserer Walnüsse. Unter dieser ist ein dünnes Gewebe, das die hochrote Muskatblüte umgibt. Diese hüllt die Rinde ein, in deren Mitte sich die Muskatnuß befindet.
Die Häuser dieser Leute sind auch auf Pfählen erbaut, nur nicht so hoch über der Erde, und rundherum mit Rohr eingefaßt. Die Weiber sind häßlich und gehen nackend, ausgenommen, daß sie um die Schamteile ein Tuch aus Baumrinde tragen, das sie auf folgende Art verfertigen: sie nehmen die Rinde und legen sie in Wasser, bis sie weich wird, schlagen sie dann mit einem Holz, bis sie die gehörige Länge und Breite hat und so dünn geworden ist, daß sie einem leichten Seidenzeug gleicht.
Ihr Brot bereiten sie auf folgende Art aus dem Holz oder Mark eines Baumes: sie nehmen eine Quantität von dem weichen Holz eines gewissen Baumes, ziehen einige Fasern heraus und stoßen es dann klein; auf diese Art bereiten sie eine Gattung Brot, das mehrenteils auf ihren Seereisen gebrauchen und Sago nennen.
Die Männer waren auf ihre Weiber sehr eifersüchtig und wollten nicht erlauben, daß unsere Leute mit den Beinkleidern einhergingen, welche in Italien Mode sind.
Eines Tage kam eine Menge Boot von der Insel Ternate, mit Gewürznelken beladen; sie wollten aber nicht mir uns handeln, weil sie uns nicht trauten, sondern weil sie auf ihren König warten wollten. Am folgenden Montag kam der König mit klingendem Spiel in einem Prao und wollte zwischen unseren beiden Schiffen hindurchrudern, auf denen ihm zu Ehren alle Gewehre abgefeuert wurden. Er ließ die Gewürznelken sogleich verkaufen und versprach, in vier Tagen eine große Menge kommen zu lassen. Am 26. schickte er auch hunderteinundneunzig Catil von den versprochenen Nelken, die sie mit verschiedenen Namen wie Ganade, Buga-Lavan und Chiauche benennen.
Eines Tages sagte uns der König von Tidore, es wäre nicht gebräuchlich, daß die Könige dieser Inseln sich leicht von ihren Wohnungen entfernten und von einem Ort zum anderen gingen wie er es getan hätte. Bloß aus Ergebenheit für den König von Spanien wäre er überall selbst gewesen, damit unsere Schiffe schneller beladen würden und nach Spanien zurückkehren könnten. Er bat uns auch, möglichst bald diese Reise wieder zu unternehmen und den Tod seines Vaters zu rächen, der auf einer Insel namens Buru getötet worden war. Dann fügte er noch hinzu, wäre er gewohnt, allen Schiffen, die aus seinem Hafen abführen, ein Gastmahl zu geben; das würde er auch bei uns nicht versäumen. Wir dankten dem König auf das verbindlichste für seine gnädige Gesinnung und versicherten, wir würde seine Gefälligkeit dem Kaiser zuverlässig melden, der derselben dankbarlichst gedenken würde, und mit Gottes Hilfe würden wir bald zurückkehren, um ihn zu rächen. Für das Gastmahl, das er uns geben wollte, dankten wir ihm gleichfalls, verbaten es uns aber unter dem Vorwand, daß wir uns dort so lange nicht aufhalten könnten. Das taten wir, weil uns das unglückliche Fest noch zu erinnerlich war, das uns zu Ehren auf der Insel Zubuth [Cebu] gegeben wurde, wo wir unseren Kapitän und viele unserer Leute verloren hatten.
Nachdem nun der König viel Überredung und unter anderem auch den Grund gebraucht hatte, die Zeit zur Abreise wäre nicht günstig, wir würden auch schwerlich wegen der vielen Sandbänke und bei dem flachen Wasser segeln können, endlich aber bemerkte, daß wir unruhig geworden waren und Verdacht zu schöpfen schienen, ließ er sich seinen Koran bringen, küßte ihn, legte drei- bis viermal den Kopf darauf , wobei er einige Worte sagte, und schwur zuletzt bei dem Koran, den er in Händen hielt, daß er immer des Königs von Spanien Freund bleiben wolle, das tat er mit tränenden Augen, so daß wir sehr gerührt waren und noch vierzehn Tage an diesem Ort blieben. Wir erfuhren später, daß viele von den vornehmsten Untertanen ihm geraten hatten, uns alle umbringen zu lassen, wodurch er den Portugiesen einen großen Dienst erweisen könne. Der König hat aber immer geantwortet, er würde nie eine so schlechte Handlung begehen.
Am 27. November kam ein Befehlshaber von Macchian uns zu besuchen, der sich Humar nannte und ungefähr fünfundzwanzig Jahre alt war. Wir machten ihm einige Geschenke und er versprach, uns eine große Menge Gewürznelken zu schicken.
Am 5. und 6. Dezember kauften wir eine große Menge Nelken. Für vier Ellen einer gewissen Art Tuch bekamen wir ein Bahar Nelken. Für zwölf kleine Messingkettchen, die ungefähr zwölf Pfennige wert waren, hundert Pfund. Und da unsere Leute nichts mehr zu vertauschen hatten, fingen sie an, ihre Tuchmäntel und Hemden zu verhandeln. Am 7. dieses Monats besuchten uns drei Söhne des Königs von Ternate in Gesellschaft des Portugiesen Pietro Alonso mit ihren drei Weibern. Wir machten ihnen allerlei Geschenke, und als sie Abschied nahmen, lösten wir ihnen zu Ehren einige Kanonen. Alle diese Leute, Männer wie Weiber, gehen barfuß.
Am 9. Dezember kamen viele Leute mit dem König und seiner Gemahlin wie auch Pietro Alonso mit seiner Frau zu den Schiffen, und obwohl Alonso und die anderen uns oft nötigten, in ihre Boote zu kommen, gingen wir doch nie hinein, erlaubten es auch unseren Leuten nicht, weil wir gehört hatten, Alonso wäre ein großer Freund des Kapitäns, den der König von Portugal in Malakka unterhält, und wäre vielleicht darauf aus, uns in verräterischer Weise gefangen zu nehmen und wegzuführen.
Am 15. Dezember kam der König von Bracchian und brachte einen seiner Brüder mit, der eine Tochter des Königs von Tidore heiraten sollte. Er hatte ungefähr 120 Personen in seinem Gefolge, die viele aus roten, weißen und gelben Papageienfedern gemachte Fahnen trugen und auf Hörnern bliesen. Es waren auch zwei Praos mit vielen Jungfrauen dabei, die der Braut Geschenke überreichen sollten, und als sie an den Schiffen vorbeiruderten, begrüßten wir sie mit unseren Kanonen. Der König von Tidore kam ihnen entgegen, und weil es unter diesen Königen nicht Brauch ist, daß einer in des anderen Königreich an Land geht, kam er in dem Prao des Königs von Bracchian, der, sobald er ihn erblickte, von seinem Teppich aufstand und sich daneben hinsetzte. Der König von Tidore wollte jetzt auch nicht auf dem Teppich sitzen, sondern setzte sich auf die andere Seite, so daß der Teppich ganz leer blieb. Der König von Bacchian überreichte dem andern jetzt wegen der Verbindung zwischen seinem Bruder und des anderen Tochter fünf Patolen, das sind besondere Zeuge von Gold und Seide, die in China verfertigt werden und bei allen diesen Völkern einen großen Wert haben. Die Mohammedaner bekleiden sich immer bei feierlichen Gelegenheiten damit.
Am folgenden Tag schickte der König von Tidore dem König von Bacchian das Essen durch fünfzig schöne junge Leute, die alle vom Gürtel bis zu den Knien in Seide gekleidet waren. Die jungen Leute gingen paarweise und dazwischen immer ein Mann von gewissem Alter. Jeder trug eine große Schüssel, auf der viele kleinere mit verschiedenen Speisen standen. Die Männer aber waren mit großen Weinkrügen beladen, zehn ausgenommen, die Keulen trugen. So kamen sie zum Prao und überreichten alles dem König von Bacchian, der auf einem Teppich unter einem roten und gelben Himmel saß. Uns schickte der König von Tidore Ziegen, Kokosnüsse, Wein und andere Lebensmittel, und nun setzten wir beide Schiffe in Bereitschaft und steckten die Fahnen auf, die mit dem Kreuz des Heiligen Jakob Compostela geschmückt waren mit einem Wahlspruch, der glückliche Fahrt bedeutete.
Am anderen Tag machten wir dem König von Tidore noch einige Geschenke. Diese bestanden in einigen Flinten, vier Fässern Schießpulver und verschiedenen gläsernen Trinkgeschirren. Für jedes unserer Schiffe nahmen wir acht Tonnen Wasser ein. Der König von Bacchian, der uns eine Ehre erweisen wollte, ging an diesem Tag in unserer Gesellschaft mit einem großen Gefolge von seinen Leuten an Land. Und vor ihm gingen vier Männer mit bloßem, aufgestelltem Degen. Als wir den Ort erreicht hatten, wo der König von Tidore und das ganze Volk versammelt war, sagte der König von Bacchian so laut, daß jeder es hören konnte, daß er immer ein Freund und Diener des Königs von Spanien sein wollte und alle Nelken, die ihm von den Portugiesen gelassen, bis zu unserer Rückkehr aufheben würde, auch sollten in Zukunft keine ohne unsere Erlaubnis an andere überlassen werden. Dann schenkte er uns zehn Bahar Nelken, die wir dem König von Spanien überbringen sollten, unsere Schiffe waren aber schon so sehr beladen, daß wir nicht alle einnehmen konnten. Auch gab er uns für den König zwei schöne tote Vögel. Die waren von der Größe einer Turteltaube, hatten einen kleinen Kopf, einen langen Schnabel und spannenlange dürre Beine. Sie hatten keine Flügel, stattdessen einige lange Federn von verschiedenen Farben. Der Schwanz glich dem einer Taube, alle Federn waren von einer Farbe, braun oder rotbraun, die der Flügel ausgenommen. Dieser Vogel fliegt nur wenn der Wind weht. Die Insulaner glauben, daß er aus dem irdischen Paradies kommt und nennen ihn Manuccodiato, das heißt der Vogel Gottes. Der König von Bacchian war ungefähr siebzig Jahre alt.
Eines Tages sandte der König von Tidore zu unseren Leuten, die sich beim Warenhaus aufhielten, und ließ ihnen sagen, sie möchten nachts nicht außerhalb des Hauses sein, weil von seinen Untertanen einige bei Nacht umhergingen, um den Fremden die Hände mit einer gewissen Salbe zu benetzen oder zu beschmieren, wovon diese dann gleich krank würden und nach ein oder zwei Tagen unausbleiblich sterben müßten. Wir hörten auch von einem anderen Aberglauben dieser Leute. Ehe sie nämlich ein neu erbautes Haus beziehen, machen sie darum ein großes Feuer und bewirten alle ihre Freunde und Verwandte, und zuletzt befestigen sie unter dem Dach des Hauses ein klein wenig von allen Produkten der Insel, damit etwas von diesen Dingen den Bewohnern dieses Hauses nie mangeln möge. Man findet auf dieser Insel auch Ingwer, der grün statt Brot genossen wird, weil er unreif lange nicht so beißend ist wie getrocknet. Der Ingwer ist kein Baum, sondern eine kleine Pflanze, die Zweige, die Schilf gleichen, ungefähr eine Spanne lang aus der Erde treibt. Sie hat auch ähnliche Blätter, nur schmaler und kürzer; diese taugen zu nichts, denn bloß die Wurzel ist gut und der eigentliche Ingwer. Sie pflegen ihn in Kalk zu trocknen, damit er sich länger hält.
Weil der folgende Tag zu unserer Abreise bestimmt war, kamen die Könige von Tidore, Gilolo und Bacchian, um unsere Schiffe bis zu einer Insel namens Mare zu geleiten. Es zeigte sich aber, daß eines von unseren Schiffen sehr leck war, so daß wir noch drei Tage länger blieben. Da wir aber sahen, daß es viel Zeit und Mühe kosten würde, es wieder in Stand zu setzen, beschlossen wir, es zurückzulassen mit dem Befehl, uns so bald wie möglich nach Spanien zu folgen. [54 Mann blieben bei der Trinidad; drei Überlebende kehrten fünf Jahre später nach Spanien zurück.]
Am 21. Dezember kam der König von Tidore an Bord des segelfertigen Schiffes und brachte uns zwei schon bezahlte Steuerleute mit, die uns aus dem Hafen herausführen sollten. Er sagte uns, jetzt wäre die Zeit für die Abreise günstig, gab uns auch einige Briefe für des Kaisers Majestät mit, worauf wir unter Abfeuerung unseres Geschützes von ihm Abschied nahmen.
Der König war über unsere Abreise sehr bewegt und konnte sich nicht enthalten, mit seinem Schiff noch einmal an das unsere zu kommen um uns mit vielen Tränen zu umarmen, und nun segelten wir ab.
Pigafetta, Antonio
Erste Reise um die Welt durch Ferdinand Magelhan
In: Beiträge zur Völker- und Länderkunde
Band 4, Leipzig 1784