Reiseliteratur weltweit

Geschichten rund um den Globus

1879 - Adolf Erik Nordenskiöld
Ceylon / Sri Lanka

In Galle langten wir am 15. Dezember an, nachdem wir auf der Überfahrt von einem ziemlich beständigen Monsunwind begünstigt worden waren. Auf der Fahrt durch die Malakka-Straße wurde nach Sonnenuntergang oft starkes Wetterleuchten beobachtet. Die elektrischen Entladungen schienen hauptsächlich von den zu beiden Seiten des Sundes gelegenen Bergeshöhen her stattzufinden.
   Ich ließ die Vega im Hafen von Point de Galle bis zum 22. Dezember verweilen, teils um die Post abzuwarten, teils um Dr. Almqvist Gelegenheit zu geben, an einigen der höheren Berggipfel im Innern der Insel Moose und Flechten zu sammeln, und dem Dr. Kjellman, um eine Untersuchung der Algenflora vorzunehmen, sowie um selbst Zeit zu seinem Besuch der berühmten Edelsteingruben Ceylons zu erhalten. Die Ausbeute war so reichlich, wie man bei unserem kurzen Aufenthalt an dieser Stelle nur erwarten konnte. Almqvists Ernte, an Moosen des höchsten Berges auf Ceylon, dem zweieinhalbtausend Meter hohen Pedrotalagalla [Pidurutalagala], war reich, und Kjellman erhielt mit Hilfe der Taucher eine nicht unbedeutende Algensammlung aus der Umgebung des Hafens. Von einem Ausflug, welchen ich zusammen mit Mr. Alexander C. Dixon von Colombo nach Ratnapura, der Stadt der Edelsteine, unternahm, wo wir von Mr. Colin Murray (Assistant Government Agent) mit außerordentlichem Wohlwollen empfangen wurden, führte ich eine hübsche Sammlung von Steinarten Ceylons heim.
   Die Edelsteine kommen auf Ceylon hauptsächlich in den Sandlagern und besonders an Stellen vor, über welche Wasserströme dahingegangen und dabei die weicheren Bestandteile des Sandes gerollt, zerbröckelt und fortgespült haben, so daß ein Geröll zurückgeblieben ist, welches bedeutend mehr von den härteren und edleren Steinlagern enthält als die ursprüngliche Sandschicht oder die Mutterkluft desselben. Da, wo das Auswaschen der Natur aufgehört hat, beginnt der Edelsteinsammler seine Arbeit. Er sucht sich ein geeignetes Tal und gräbt sich in größerer oder geringerer Tiefe unter die Erdoberfläche hinein, bis er auf das dem Felsgrund zunächstgelegene und mit grobem Sand gemischte Tonlager stößt, welches ihn die Erfahrung als Edelsteine führend kennengelehrt hat. Bei den Waschungen, welche ich sah, wurde der mit Ton gemischte Sand aus diesem Lager ausgegraben und an der Seite der Edelsteingrube aufgehäuft, bis drei oder vier Kubikmeter davon angesammelt waren. Derselbe wurde sodann in flachen, schalenförmigen Körben von einem halben bis einen Meter Durchmesser nach einem nahegelegenen Fluß gefahren und dort gewaschen, bis aller Ton aus dem Sand entfernt war. Aus diesem wurden nachher die Edelsteine ausgesucht, indem eine Person flüchtigen Blickes die Oberfläche des nassen Sandes untersuchte und davon alles einem Edelsteine mehr oder weniger Gleichende aufnahm. War dies geschehen, so wurde mit der flachen Hand die oberste Schicht des Sandes entfernt und mit dem untenliegenden auf gleiche Weise verfahren, bis der ganze Haufen durchsucht war. Die Sicherheit, mit der man sich mittels eines einzigen Blickes überzeugte, ob sich unter so vielen Tausenden von Sandkörnern etwas Verwendbares befand oder nicht, war bewundernswert. Vergebens suchte ich in einem ziemlich bedeutenden Haufen in dieser Weise flüchtig untersuchten Sandes ein einziges kleines Stückchen eines Edelsteines zu entdecken, welches dem Blicke des Durchsuchers entgangen sein könnte.
   Die Ausbeute ist sehr verschieden, zuweilen reichlich, zuweilen sehr gering, aber obgleich man jährlich auf CeyIon Edelsteine zu bedeutendem Wert einsammeln, so ist doch der Betrieb im großen und ganzen wenig lohnend, mag es auch gleich dem einen oder dem anderen Glückskinde gelungen sein, sich damit ein Vermögen zu erwerben. Die englischen Behörden sehen denselben deshalb auch mit vollem Recht für demoralisierend und als für die Entwicklung der im übrigen reichen Naturprodukte der Gegend hemmend an. Die zahlreiche bewegliche Bevölkerung wendet sich lieber dem leichten, mit der Aufregung, welche das Spiel mit sich führt, verbundenen Suchen nach Edelsteinen als den schwereren, aber sichereren Feldarbeiten zu; und wird einmal ein reicher Fund gemacht, so wird er verschwendet, ohne der Zeiten, wo die Ausbeute gering oder gleich Null ist, zu gedenken oder für dieselben zu sparen. Ein großer Teil der Edelsteine wird in Ratnapura von besonderen Steinschleifern geschliffen; die Bearbeitung ist jedoch schlecht, so daß die Steine, welche in den Handel kommen, oft unregelmäßig sind und ungleiche, bogige und schlecht polierte Flächen haben. Der größte Teil derselben dürfte auf der östlichen und der westlichen Halbinsel Indiens verkauft werden; ein großer Teil wird aber auch nach Europa ausgeführt. Unter den Edelsteinen, welche bei Ratnapura gefunden werden, kommt der Saphir am häufigsten vor; er ist gewöhnlich blau, zuweilen gelb, violett, ja sogar ganz farblos. In letzterem Fall hat er einen diamantähnlichen Glanz. Rubine sah ich hier nur in geringer Menge …
   Wohl sieht man auf Ceylon unzählige Abkömmlinge derjenigen Völker, welche von Zeit zu Zeit einen größeren oder kleineren Teil der Insel unterworfen oder auf derselben Handel getrieben haben, wie »Mohren« (Araber), Hindu, Juden, Portugiesen, Holländer, Engländer usw., doch ist die Hauptbevölkerung auf alle Fälle so ziemlich eines Stammes und besteht stets aus den zwei nahe verwandten Völkerschaften, den Tamilen und den Singhalesen, welche sich vor Jahrtausenden hier niedergelassen haben. Ihre Hautfarbe ist sehr dunkel, beinahe schwarz, das Haar nicht wollig, die Gesichtszüge regelmäßig und der Körperbau ausgezeichnet schön. Besonders die Kinder, welche, während sie noch klein sind, oft völlig nackt gehen, sind mit ihren regelmäßigen Gesichtszügen, ihren großen Augen und gesunden, fleischigen Körpern wirkliche Schönheitstypen; dasselbe gilt auch von den Jünglingen. Anstatt sich in den europäischen Hauptstädten die Berechtigung zu erkaufen, das eine oder andere »Modell«, oft genug mit Formen, welche viel zu wünschen übriglassen, und welches ohne Unterschied zu griechischen und nordischen Göttern, zu Gelehrten und Helden der Gegenwart und des Altertums benutzt werden muß, abzubilden, sollte dieser oder jener Künstler Studienreisen nach den Ländern des Südens unternehmen, wo der Mensch es nicht nötig hat, sich mit Kleidern gegen die Kälte zu schützen, und wo daher größere oder geringere Nacktheit, wenigstens bei der unbemittelten Bevölkerung, zur Regel gehört. Die Kleidung, welche hier getragen wird, ist gewöhnlich bequem und geschmackvoll. Bei den Singhalesen besteht sie aus einem um den Leib geschlungenen Stück Zeug, welches bis an die Knie hinabhängt. Männer, selbst die bemittelteren, welche fortwährend diese bequeme Nationalkleidung vorziehen, gehen mit dem Oberkörper entblößt. Das lange Haar wird mittels eines Kammes zusammengehalten, welcher quer über den Kopf geht und bei den Vornehmen einen über dem Scheitel liegenden großen Vorsprung hat. Die Frauen bedecken den oberen Teil des Körpers mit einer dünnen baumwollenen Jacke. Die Priester tragen ein gelbes Stück Zeug schief über die eine Achsel. Die nackten Kinder sind mit Armringen von Metall und mit einer Metallkette um den Leib, von welcher eine kleine Platte zwischen die Beine hinabhängt, geschmeckt. Diese Platte ist oft von Gold oder Silber und wird als ein Amulett betrachtet.

Die Hütten der Arbeiter sind gewöhnlich sehr klein, aus Erd- oder Kabook-Ziegeln erbaut und eher als zum Schutze gegen Sonne und Regen errichtete Schuppen denn als Häuser im europäischen Sinne zu betrachten. Die reicheren Singhalesen bewohnen ausgedehnte „Verandahs“, fast offen und nur durch dünne Schiebewände in Zimmer eingeteilt wie die Häuser in Japan ...
   In den Hafenstädten machen sich die Singhalesen unerträglich durch ihre Bettelei, Plauderhaftigkeit und die unangenehme Sitte, beim Handel zehnmal mehr zu fordern als das, womit sie sich dann begnügen. Im Innern des Landes sind die Verhältnisse in dieser Hinsicht bedeutend besser …
   Unter den Tempeln, welche ich besuchte, um mir Pali-Bücher zu verschaffen, befand sich auch der sogenannte »Teufelstempel« bei Ratnapura, das stattlichste Gotteshaus, welches ich auf der Insel gesehen habe. Die meisten Tempel waren aus Holz errichtet; alle waren äußerst unansehnlich und ohne eine Spur von Stil aufgeführt. Die zahlreichen Priester und Tempeldiener wohnten in ziemlich unsauberen und unordentlichen Wohnungen in der Nachbarschaft des Tempels. Sie empfingen mich freundlich und zeigten mir ihre Bücher, von denen sie zuweilen einige verkauften. Mehrmals schloß meine Unterhandlung damit, daß mir der Priester das Buch schenkte, welches ich zu kaufen wünschte, die Entgegennahme einer Entschädigung aber unter jeder Form mit Bestimmtheit zurückwies. Das eine Mal gab ein Priester zu erkennen, daß er auch durch die Gebote der Religion verhindert sei, die festgestellte Kaufsumme selbst entgegenzunehmen, daß ich sie jedoch an eine der umstellenden Personen geben könne. Bei einigen Priesterhäusern wimmelte es von Schulkindern, welche mit ihren Zeichenstiften und Schreibbüchern aus Palmblättem geschäftig hin- und hersprangen …
   Folgenden Auszug aus einem Brief von Dr. Almqvist, welcher die Reise desselben nach dem Innern der Insel schildert, kann recht aufschlußgebend und lehrreich sein:
   »Drei Stunden nach unserer Ankunft in Point de Galle war ich bereits, in gebührender Weise in die Postkutsche eingepackt, auf dem Weg nach Colombo. Meine Reisegesellschaft bestand aus einem Europäer und zwei Singhalesen. Da es schon ziemlich dunkel war, so konnte ich von der umgebenden Landschaft nicht viel zu sehen bekommen. Die ganze Nacht hindurch fuhren wir durch einen Wald gewaltiger Kokosbäume, deren dunkle Kronen sich hoch in der Luft gegen das etwas lichtere Himmelsgewölbe abzeichneten. Eigentümlich war die Menge von Feuerfliegen zu schauen, welche die Luft nach allen Richtungen durchzogen und bei jedem Flügelschlag einen starken Schein verbreiteten. Die Nachtluft hatte die laue Feuchtigkeit, welche in den Tropen so angenehm ist. Hin und wieder drang das Brausen des Meeres an unsere Ohren. Wir folgten nämlich der Westküste nach Norden. Mehr konnte zur Nachtzeit nicht wahrgenommen werden, und bald war die ganze Gesellschaft in tiefen Schlaf versunken.
   Nach einem siebenstündigen raschen Traben gelangten wir an eine Eisenbahnstation, von welcher wir unsere Reise zur Hauptstadt Ceylons, Colombo, im Eisenbahnwagen fortsetzten. Da dort nichts Besonderes zu sehen oder auszurichten war, reiste ich ohne weiteren Aufenthalt mit der dort von der Küste nach dem Innern der Insel, nach Kandy und anderen Orten abzweigenden Eisenbahn weiter. Bald wurde nun die Landschaft stattlicher und stattlicher. Wohl hatten wir schon mehrfach tropischen Pflanzenwuchs gesehen, von einer solchen Üppigkeit aber, wie sie sich hier dem Auge darbot, hatten wir keine Vorstellung. Schade nur, daß Menschen hierher gekommen sind und gerodet und gepflanzt haben.
   In dem Tiefland sah ich einige Kaneelplantagen [Zimt]. Der ceylonesische Kaneel ist sehr teuer. In Europa werden fast ausschließlich billigere und schlechtere Kaneelsorten verbraucht, welche aus anderen Gegenden kommen, und die meisten Plantagen auf Ceylon sind schon vielen Jahren niedergelegt worden. Binnen kurzem hatte der Zug das Tiefland verlassen, und wir fingen an, in die Höhe zu steigen. Das flache Küstenland, wo die Kokosbäume vorherrschten, wurde mit einer stark gewellten Landschaft vertauscht; zuerst Hügel mit dazwischen liegenden großen und offenen Tälern, bald immer höhere Berge mit unbedeutenderen, tiefen, kesselähnlichen Tälern oder offenen Hochebenen. In den Tälern wurde meistens Reis angebaut. Die Hügel und die Seiten der Berge waren wohl ursprünglich mit üppigem Urwald bewachsen gewesen, nun aber sind alle Abhänge bis an die Spitzen der Berge hinauf gerodet und mit Kaffeeplantagen bedeckt. Der Kaffeestrauch ist zwar unleugbar recht zierlich, wächst aber so dünn, daß der Boden überall hindurchschaut, ein für das üppige Ceylon recht dürftiges Gewand. [Die Kaffeepflanzen wurden Ende des 19. Jahrhunderts durch »Kaffeerost« vernichtet und durch Tee ersetzt.]
   Um 2 Uhr nachmittags kamen wir in Peradeniya, der letzten Station vor Kandy, an. In der Nähe derselben liegt der berühmte botanische Garten, dessen Vorsteher Dr. Thwaites ich aufzusuchen hatte. Dieser bejahrte, noch lebhafte und enthusiastische Naturforscher ist für botanische Forschung äußerst interessiert und gegen alle, welche auf diesem Gebiet arbeiten, sehr zuvorkommend. Ich wurde von ihm sehr freundlich aufgenommen, und es war sein Verdienst, daß das Programm für meinen Aufenthalt hier so reich wurde.
   Ein botanischer Garten in Ceylon muß natürlich etwas ganz Außerordentliches sein. Man kann auch niemals einen großartigeren und üppigeren Pflanzenwuchs als hier zu sehen bekommen. Der Garten ist insbesondere durch die Menge verschiedener Baumarten gewaltiger Dimensionen berühmt, welche derselbe aufzuweisen hat. Außerdem enthält derselbe von allen bekannteren Gewächsen die herrlichsten Exemplare. Gewürze und Drogen waren besonders reich vertreten. Hier schlängelten sich Ranken der schwarzen Pfefferpflanze an dicken Baumstämmen empor, dort gedieh die Kardamomen- und Ingwerpflanze, hier prunkte der zierliche Kaneel-, Kampfer-, China-, Muskat- und Kakaobaum, da sah ich eine frisch gepflückte Ernte von Vanille. Unglaublich viel war also zu sehen, zu lernen und zu genießen. Doch schon am anderen Tag entschloß ich mich auf Anraten des Dr. Thwaites zu einem Ausflug zu der eigentlichen Gebirgsgegend, um dort die Moosflora Ceylons besser untersuchen zu können.
   Teils mit der Eisenbahn, teils mit dem Wagen reiste ich nun nach Süden und befand mich am Abend bereits in einem 'Resthouse' bei Rambodde [Ramboda], tausend Meter über dem Meer, also in derselben Höhe einquartiert, in welcher im südlichen Norwegen der Baumwuchs aufhört. Dieses tropische Bergland erinnert hinsichtlich seiner Formen etwas an Gegenden im norwegischen Hochgebirge. Hier gibt es auch meilenlange Täler, von hohen, ihre scharfen Konturen gegen den Horizont abzeichnenden Berggipfeln und Rücken umgeben; aber alles ist mit Kaffeesträuchern bewachsen. Die Bergabhänge waren von unten bis oben so abgerodet, daß kein Baum zu entdecken war; überall, soweit das Auge reichte, nur Kaffee! [Heute liegen hier Teeplantagen.]
   Am folgenden Tag frühmorgens ging, oder richtiger gesagt, kletterte ich, von einem Singhalesen begleitet, weiter zwischen den steilen Kaffeeplantagen hinauf. Der Kaffee hört dreizehnhundert Meter über dem Meer auf zu wachsen, und wir trafen nun einige nicht besonders ausgedehnte Teepflanzungen an, über denen der Urwald seinen Anfang nahm. In einer Höhe von neunzehnhundert Metern über dem Meer befindet sich eine weite Hochebene. Hier oben liegt ein nicht unansehnlicher Ort, Novara Elliya [Nuwara Eliya], wo der Gouverneur eine Sommerresidenz hat und ein Teil der Truppen während des Sommers kaserniert wird. Unter den die Hochebene umgebenden Berggipfeln befindet sich die höchste Bergspitze Ceylons, Pedrotalegalla [Pidurutalagala], welche eine Höhe von zweieinhalbtausend Metern über dem Meer erreicht.
   Ich habe nicht wenige Berge bestiegen, nirgends aber war das Aufsteigen so leicht wie hier, denn ein Fußweg führte bis auf die Spitze hinauf. Ohne diesen Weg wäre das Aufsteigen allerdings unmöglich gewesen, denn für jeden Fußbreit, den es geglückt wäre, durch die Dschungel vorwärts zu kommen, würde man eine Stunde gebraucht haben; so dicht ist der Berg bis an die Spitze hinauf unter seinen hohen Bäumen mit Sträuchern, Schlingpflanzen oder Bambus bewachsen. Am Abend kehrte ich zu meinem früheren Nachtquartier zurück, wo ich nach dieser hübschen Promenade von sechsunddreißig englischen Meilen herrlich schlief.
   Da ich mich am folgenden Tag außerstande fühlte, eine fernere Exkursion zu Fuß unternehmen zu können, so setzte ich mich wieder in den Postwagen und fuhr nach Peradeniya zurück. Diese Fahrt machte ich in Gesellschaft eines Singhalesen, welchen aus der Nähe zu beobachten mir ein besonderes Vergnügen bereitete. Eine seiner großen Zehen war mit einem breiten Silberringe geziert, und seine Ohren waren am oberen Teil durchbohrt und mit einer Art Gehänge versehen, ebenso war der eine Nasenflügel durchstochen, um auch da die Anbringung eines Schmuckstückes zu ermöglichen. Auf dem Kopf trug er, gleich allen Singhalesen, einen Kamm, dazu bestimmt, das zurückgestrichene Haar, wie bei den kleinen Mädchen bei uns zu Hause, in seiner richtigen Lage zu halten. Da dieser Mann kein Wort Englisch verstand, so war es unmöglich, eine nähere Bekanntschaft mit ihm einzuleiten.
   Am Mittag des folgenden Tages sah ich mich infolge eines unerwarteten Ereignisses gezwungen, Hals über Kopf zur Küste zurückzukehren. Dr. Thwaites und ich waren nämlich von St. Exzellenz dem Gouverneur zum Mittagessen geladen worden. Da ich noch von meiner langen Fußwanderung sehr hinkte und auch nicht so vorsichtig gewesen war, schwarze Kleider mit mir zu führen, so betrachtete ich es als in Ordnung, diese ehrenvolle Einladung, so schwer mir dies auch werden mochte, nicht anzunehmen und meinen Weg weiterzureisen. So kam ich nach sechs der angenehmsten Tage wieder nach Point de Galle und zur Vega zurück.

Nordenskiöld, Adolf Erik
Die Umsegelung Asiens auf der Vega
Band 2, Leipzig 1882

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