Reiseliteratur weltweit

Geschichten rund um den Globus

649 - Johann von der Behr
In Galle
Ceylon / Sri Lanka

Pünte [Festung] de Galle nun auf der Insul Ceilon ist 400  Meilen von Batavia, hat einen sehr bequemen Hafen, und lieget sehr gelegen den Schiffen die nach Suratten, Persien, und nach dem rothen Meer fahren, ümb daselbst sich zu refreschiren, und können die Schiffe ein gantz Jahr da hegen, mit dem Seewind ein und mit dem Landwinde wieder außlauffen, ohne daß es gefährliche verborgene Klippen hat, daher man, wann gar frembde Schiffe kommen, und zum ersten mahl daselbst einlauffen wollen, drey Schösse: so es aber vorhin da gewesen, nur einen Schoß aus einem Stück thun muß, welchen so dann wieder geantwortet wird, müssen aber warten biß der Steuermann, so auf der hohen Klippen eine Stunde von der Stadt in der See lieget, sambt seinen Matrosen allezeit Wach hält, und so er ein Schiff ansichtig wird, auf den Mastbaum der daselbst aufgerichtet, eine grosse Flagge abwehen lassen muß, zur Warnung, daß sie sich mit einem grossen Schiffe nicht so gar genau untern Wall setzen dürfften, biß er ihnen entgegen kommen, und die rechte Passage zeigete, bey Nachtzeit aber ist es gar nicht gut zu wagen, weiln die Gefahr sehr groß. An dem Hafen ist ein Fort, das schwartze Fort genant, erstlich von denen Portugesen erbauet worden, nunmehr aber von denen Holländern, die es Anno 1640 den Portugesen mit Sturm abgenommen haben, mit andern Pünten trefflich befestigst.
   Auf der lincken Seiten ist das Siechhauß, worinnen vorzeiten die Portugesen ihre Müntze gehabt. Nahe an der Stadt ist die Pünte Ackersloth, darauf 8 Stücke stehen, welche den Hafen gantz beschiessen können, besser hinauf an den Strand, ist das nurermelte schwartze Fort, hoch aufgeführet, auf welchen das Zeughauß stehet, so meistens Handwercksleuthe und Sclaven bewohnen, unter demselben ümb ein ziemliches niedriger lieget der Wasser-Paß, so gerade gegen die Schiffe gestellet, allwo sie anlauffen müssen, darauf 6 metalline Stücke stehen, deren jedes aufs wenigste 12 Pfund Eisen schiesset. Ist innerhalb mit einer Pforte, die Wasserpforte genant, beschlossen; gegenüber stehet des Herrn Gouverneurs Hauß, zur Seiten aber die Hauptwache (welche allezeit 60. biß 70. Soldaten starck) von welcher eine Gallerie auf Pfählen, mit Brettern verschlagen, und oben mit einem Tächlein verwahret, 40. Schritte lang, im Seehafen gebauet. Von dar gegen die rechte Hand, landwerths zu, allwo die Stadt mit starcken hohen Mauren umbfangen, ist ein tieffer Wassergraben achtzehen Schue lang: über der einen Aufziehebrücke ist längst diesen an der Mauren ein steinerner Absatz, gleich einem Gange, und daran die Mittelpünt, welche ieder zeit mit neun oder zehen Stücken versehen, die zum Theil die Hauptwache zum Theil das Land und die Mauer bestreichen können, unter welcher noch eine Vestigkeit (der halbe Mond genant) lieget. Die Seepünt ist die letzte an der Landseiten, daselbsten liegen die wenigsten Stücke, worauf alle Nacht ein Corporal mit 6. Mußquetierern wachen muß, der Ort wird sonsten ins gemein das Krebsloch genant. Zwischen der Seepünt und dem Packhause, entspringst auß einer Klippen auff einer Seiten eine Fontaine gut frisch Wasser, und eines Schrits breit davon, spielet die See eben an die Klippe, welches höchst zu verwundern. Es giebt auch ümb selbige Gegend viel Cocus-Bäume.

Behr, Johann von der
Reise nach Java, Vorderindien, Persien und Ceylon 1641-1650
Neu herausgeben nach der zu Breslau  im Verlag von Urb. Spalthholtz  im Jahre 1669 erschienen Original-Ausgabe
in der Reihe: Reisebeschreibungen von deutschen Beamten und Kriegsleuten im Dienst der Niederländischen West- und Ost-Indischen Kompagnien 1602-1797; Herausgegeben von S. P: L'Honoré Naber, 4. Band, Haag 1930

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