1254 - Wilhelm von Rubruk
Die Stadt Karakorum
Mongolei
Was nun die Stadt Karakarum anbelangt, so sollt Ihr wissen, daß, abgesehen von dem Schlosse des Khan, sie nicht so ansehnlich ist wie der Flecken St. Denis, und das Kloster St. Denis ist zehnmal größer als jenes Schloß. Zwei Stadtviertel befinden sich daselbst: einmal das Viertel der Sarazenen, wo die Märkte stattfinden und wohin viele Kaufleute zusammenströmen wegen des Hofes, der sich immer nahe dabei aufhält, und wegen der Menge der Gesandten, zum anderen das Viertel der Cathai, die sämtlich Handwerker sind. Außerhalb dieser Viertel liegen die großen Häuser, die den Schreibern vom Hofe gehören. Es gibt dort zwölf Götzentempel der verschiedenen Völker, zwei Moscheen, in denen das Gesetz des Mohammed verkündet wird, und eine christliche Kirche am äußersten Ende der Stadt. Das Stadtgebiet ist von einer Lehmmauer umgeben, und es hat vier Eingangstore. Am Osttor wird Hirse verkauft und andere Kornfrucht, die freilich nur selten hier eingeführt wird. Am Westeingang werden Schafe und Ziegen verkauft, am Südeingang Ochsen und Wagen und am Nordeingang Pferde.
Herbst, Hermann (Übersetzer und Herausgeber)
Der Bericht des Franziskaners Wilhelm von Rubruk über seine Reise in das Innere Asiens in den Jahren 1253-1254
Leipzig 1925