Reiseliteratur weltweit

Geschichten rund um den Globus

1904 - Ludwig Burchardt
Bahrain

Die Inselgruppe Bahrein, etwa 650 qkm, ist englisches Schutzgebiet und war damals, 1903/4, Sitz eines Under Political Agents. Jetzt ist sie zur Agentur erhoben, und 20 indische Sepoys sind zu ihrem Schutze hier stationiert. Laut Vertrag dürfen Vertreter anderer Mächte in Bahrein nicht zugelassen werden. Landverkäufe an Fremde und Europäer unterliegen der Bestätigung der Britischen Regierung. Dem Schech steht das Recht zu, 5 Prozent des Wertes Einfuhrzoll zu erheben.
    Bahrein ist Hauptsitz der Perlfischerei; aber auch der Handel ist bedeutend, es kann mit Recht das Sansibar des Persischen Meerbusens genannt werden. Englische Handelshäuser gab es nicht in Bahrein, wohl aber ein deutsches Haus. Die Hamburger Firma R. Wönkhaus unterhält hier eine Filiale. Den Hauptausfuhr-Artikel bildeten natürlich die Schalen der Perlmutter. Kursierende Münzen sind Rupies, Krans und auch Maria-Theresientaler. Umgangssprache ist das Arabische, doch wird auch viel Persisch als Geschäftssprache gebraucht.
    Hauptort der Inselgruppe ist Menamah auf der gleichnamigen Insel mit etwa 20000 Einwohnern. Hier befindet sich die Britische Residenz mit dem Postamt und die American Arabian Mission mit ihrem recht ansehnlichen, gut ausgestatteten Hospital.
    Die Umgebung ist fruchtbar und sorgfältig angebaut, dank des überall reichlich fließenden Wassers. Der aus Inner-Arabien kommende unterirdische Wasserzug, dem auch die große Oase Hofuf ihr Dasein verdankt, sendet hier zahlreiche Quellen empor. Die Datteln von Bahrein gelten aber für sehr minderwertig.
    Der Schech von Bahrein wohnte auf der ungefähr 1/2 Stunde entfernten Insel Moharrek, der Ort ist wohl ebenso volkreich wie Menamah. Da gerade Bairam war, schloss ich mich dem englischen Residenten beim Gratulationsbesuch an. Der Schech soll erst nach Beseitigung mehrerer Verwandten zur Herrschaft gelangt sein.

Burchardt, Ludwig
Ost-Arabien von Basra bis Maskat auf Grund eigener Reisen
In: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde, Berlin 1906

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