Reiseliteratur weltweit

Geschichten rund um den Globus

1483 - Felix Fabri
Die Karawane zieht los
Gaza

Am 9. September früh am Morgen kamen unsere arabische Kamelführer in unseren Hof und trugen alles Zeug, das wir hatten, mittendrin zusammen, um zu überschlagen, wie viele Kamele sie haben müssten und wie sie alles Gerät auf die Kamele verteilen wollten. Und sie fanden, dass sie nicht alles Zeug auf den 22 Kamelen, die vom Calin gedingt waren. Da meinten wir, er sollte uns noch mehr stellen, denn er hatte viel bares Geld von uns eingenommen, damit er all unser Zeug wegführe, aber er meinte, wir hätten 22 Kamele von ihm und mehr wäre er uns nicht schuldig. Und darum gab es einen langen Streit. Nun merkten wir wohl, dass die Araber von ihm oder von uns mehr Geld wollten, denn sie hätten das Zeug wohl auf 22 Kamele geladen; aber damit wir loskamen, haben die Herren noch drei Kamele bezahlt, sodass wir also 25 Kamele beluden, denn der Dinge waren doch sehr viele, die da im Haufen auf dem Hofe lagen. Es war schon ein Wunder, so eine schwere Last zu sehen. Da waren viele Säcke mit Gerste, um die Kamele in der Wüste zu füttern, Säcke mit Zwieback, Fässer mit Wasser, Ziegenschläuche mit Wein, unser Bettgerät, unsere Körbe mit lebenden Hühnern, Hennen wie Hähnen, Säcke mit geräuchertem Fleisch, unsere Säcke mit Eiern, unsere Krüge mit Schmalz und unser Öl und Essig und Körbe mit Konfekt und  Arznei und aller Hausplunder, zu der Küche gehörendes und anderes Zeug, das zu einem Menschen gehört, und unsere Zelte, unter denen wir in der Wüste ruhen sollten. Das alles mussten die Kamele tragen; und dazu noch setzte man einen Pilger in einen Korb auf ein Kamel, wenn er wegen Krankheit nicht auf seinem Esel bleiben mochte.
    Als nun der Mittag kam, haben die Araber angefangen die Kamele zu beladen, und als alles Zeug aufgeladen war, da setzten wir uns auch auf die Esel, die wir von Jerusalem geritten hatten, und zogen im Namen Gottes aus der Stadt Gaza [auf den Sinai].

Fabri, Felix
Eigentlich Beschreibung der Hin unnd Wider Farth zu dem Heyligen Landt gen Jerusalem und furter durch die großen Wüsten zu dem Heyligen Berge Horeb und Sinay …
Frankfurt/M. 1557

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