1810 - Johann Ludwig Burckhardt
Bei den Zedern des Libanon
Ich wandte mich zu den Zedern, welche eine halbe Stunde weit von der geraden Linie nach Bschirrai [Bcharré] am Fuße der steilen Abhänge des hohen Teils des Berges auf unebenem Boden stehen und ein kleines Hölzchen bilden. Von den ältesten und am besten aussehenden Bäumen zählte ich elf oder zwölf; fünfundzwanzig sehr große; ungefähr fünfzig von mittlerer Größe und mehr als dreihundert kleinere und junge. Die ältesten Bäume zeichnen sich dadurch aus, daß sie die Blätter und kleinen Zweige bloß im Wipfel haben, und daß vier, fünf, ja selbst sieben aus einer Wurzel hervorwachsen. Zweige und Blätter saßen bei den anderen niedriger, doch sah ich keine, deren Blätter den Erdboden berührten, wie es bei denen in den Gärten von Kew der Fall ist. Die Stämme der alten Bäume sind mit den Namen von Reisenden und anderen Personen, die sie besucht haben, bedeckt; ich sehe ein Datum aus dem 17. Jahrhundert. Die Stämme der ältesten Bäume scheinen ganz abgestorben zu sein; die Farbe des Holzes fällt ins Graue; ich brach ein Stück davon ab, aber es wurde mir später samt einigen Mineralien, die ich nach Damaskus sandte, gestohlen.
Burckhardt, Johann Ludwig
Reisen in Syrien, Palästina und der Gegend des Berges Sinai
Band 1, Weimar 1823