Reiseliteratur weltweit

Geschichten rund um den Globus

1580 - Gabriel Holzschuher
Über den Pfefferhandel von Cochin
Kochi

Unsere fünf Schiffe sind gottlob alle von Lissabon stracks bis hierher gekommen, nämlich drei nach Goa und zwei direkt hierher. Jetzt sind alle hier in Cochin. Ich bin vier Wochen in Goa gewesen und habe mir dort ein Haus gebaut, von dort bin ich über das Meer 100 Meilen hierher gefahren, dafür braucht man zehn bis zwölf Tage. Der Pfeffer wird in Cochin verladen, 20 Meilen von Calicut, weswegen alle Schiffe hierher kommen müssen. Ich werde zwei Häuser führen müssen, eines in Goa und eines hier, habe mich aber noch nicht entschlossen, an welchem Ort ich selbst wohnen werde. Obwohl Goa die Hauptstadt ist, wo der Vizekönig von Portugal Hof hält, ist es verdrießlich, jedes Jahr dorthin und wieder zurück zu fahren, denn ich muss beim Pfefferhandel als der oberste unter drei Parteien dabei sein.
   Der Pfefferhandel ist feines Tun, es gehören großer Fleiß und Sorgfalt dazu, in den sechs Wochen, die wir dafür Zeit haben, den Pfeffer von unserem Freund, dem König von Cochin, zu empfangen und in die Schiffe zu laden. Nach der Abfahrt der Schiffe nach Portugal haben ich und meine Leute gar wenig zu tun. Der Pfefferhandel ist sehr nützlich, da Gott der Herr die Gnade verleiht, dass die Schiffe glücklich aus- und einfahren. Die Händler werden reiche Leute. Im Monat März fährt man von Lissabon ab und im Januar von hier nach Portugal. Dann gibt es wenig Gefahr, aber später abzufahren ist gefährlich, denn man trifft auf große Stürme, und muss überwintern, wenn die Schiffe nicht gar zugrunde gehen, was aber selten geschieht, es sei denn, dass sie auffahren, anstoßen, zerbrechen und untergehen. Davor muss man sich hüten.
   Dieses Mal werden wir wohl nicht mehr als vier Schiffe abfertigen, die an die 20.000 Zentner Pfeffer mitnehmen, obwohl wir 30.000 Zenter schicken sollten. Das Geld dafür ist eine große Summe, die so schnell nicht zu bekommen ist. Was fehlt, kann bei guter Gelegenheit nach Abfahrt dieser Schiffe für künftige Jahre gemacht werden. Von anderer Spezerei, Gewürznelken, Muskatnuss, Ingwer, Macis und Zimt, auch von allen anderen Dingen geht dieses Jahr gerade so viel wie gebraucht wird von hier nach Portugal, aber an Edelsteinen nur ganz wenig wegen der Kriege, die die hiesigen heidnischen Könige einer gegen den anderen führen; da kann das Edelgestein aus dem Land nicht in unsere Städte kommen, weil alle am Meer liegen, das Land aber den Indianern, Heiden und Mohren gehört. Wir haben zwei oder drei Könige als Freund, der Rest, der eine große Anzahl ist, sind alle unsere Feinde. Unsere Armada hat stets mit ihnen über das Meer zu streiten. Der König von Portugal ist mit seiner Macht für dieses große Land zu schwach. Der König von Spanien soll Portugal übernehmen, der wird der rechte König für dieses Land sein, ganz Indien, alle Königreiche und Provinzen bis nach China hinein, das an die Tatarei stößt.

Bösch, Hans (Hg.)
Ein Brief des Gabriel Holzschuher aus Indien im Januar 1580
in: Anzeiger für Kunde des Deutschen Vorzeit
1883, Nr. 6

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