Reiseliteratur weltweit

Geschichten rund um den Globus

Um 1885 - Richard Garbe
Über die europäische Haushaltsführung

Wenn ich es unternehme, einen europäischen Haushalt in Indien zu schildern, so muss ich naturgemäß von mancherlei Verschiedenheiten absehen, die in den örtlichen Eigentümlichkeiten - ob Großstadt, kleinerer Ort oder abgelegener Platz - und in dem Range oder den Vermögensverhältnissen des Hausherrn begründet sind. Der äußere Zuschnitt, namentlich die Anzahl der Diener, ist jedoch bei Europäern, die zur Gesellschaft gehören, im Großen und Ganzen übereinstimmend, soweit Abweichungen nicht durch eine größere Zahl von Familienangehörigen und Hausgenossen bedingt sind. Ich habe bei meiner Darstellung das Hauswesen eines Beamten in einer indischen Mittelstadt im Auge und entlehne die Einzelheiten zum Teil den Aufzeichnungen, die ich mir während der zwei schönen Monate gemacht habe, die ich als Gast in dem Hause des Herrn Dr. Thibaut in Benares verlebte. Ich habe dieses mit vielen anderen Haushaltungen zu vergleichen Gelegenheit gehabt, und darf es um so eher für ein indisches Normalhaus ansehen, als die liebenswürdige Gattin Dr. Thibauts über eine seltene Kenntnis einheimischer Zustände verfügte und stets mit großer Umsicht bemüht war, allen Anforderungen der Behaglichkeit ebenso wie denen der Sparsamkeit zu genügen.
   Abgesehen von den großen Städten Bombay, Kalkutta, Madras sind mehrstöckige europäische Häuser sehr selten. Die Bungalows sind große, einfache, massive weiße Gebäude, um die von allen Seiten eine Veranda läuft, gewöhnlich mit Schindeln, aber auch zuweilen noch mit Stroh gedeckt, hie und da mit plattem Dach. Sie gehören im Innern des Landes fast ausnahmslos Eingeborenen und werden von Europäern monatsweise gemietet; ein Haus von 7-8 Zimmern kostete dort zu meiner Zeit 50-100 Rupien im Monat, in Kalkutta oder Bombay jedoch wohl das Drei- oder Vierfache. Das Haus hat außerordentlich wenig Fenster, manchmal gar keine, dagegen um so mehr Türen, nach der Veranda zu Glastüren, die das Licht einlassen und von außen durch grüne Rollläden verschließbar sind. Schlösser lassen sich an indischen Türen nicht anbringen, weil die fabelhafte Feuchtigkeit der Regenzeit im Verein mit der Hitze alles Holz krumm zieht; sie werden deshalb durch Riegel, hie und da auch durch Querstangen ersetzt. Im Innern des Hauses - in der kühlen Jahreszeit bei Tage auch nach der Veranda zu - stehen die Türen gewöhnlich der besseren Ventilation wegen offen und werden nicht selten ganz entfernt; an ihrer Stelle sind einfache Vorhänge so angebracht, dass der obere Teil der Türöffnung nicht bedeckt wird. Die Zimmer sind 6-8 Meter hoch oder höher und, da das Klima Tapeten im Handumdrehen vernichten würde, einfach weiß gekalkt wie die Außenseite des Hauses. Die Decke ist gewöhnlich nicht durch Fachwerk, sondern durch starkes weißes Zeug gebildet, in Folge dessen auf den Gebrauch der nützlichen Bodenräume verzichtet werden muss. Jedes Zimmer belegt man mit einer aus dünnem Rohr geflochtenen Matte, die für den Raum besonders hergestellt wird und häufig Gefängnisarbeit ist. Ich habe nackte braune Sträflinge mit gefesselten Füßen in Privathäusern solche Matten anbringen sehen. Über diesen liegt meist ein einfacher, ebenso den ganzen Boden bedeckender Teppich. Neben jedem als Wohnraum berechneten Zimmer befindet sich ein Baderaum, der gepflastert und mit einem Loch in der Wand zum Ablaufen des Wassers versehen ist. Dieses Loch lässt eine sorgsame Hausfrau von außen vergittern, weil es als ein beliebter Eingang für Schlangen gilt. Die Badevorrichtung selbst ist meistens sehr dürftig; geräumige Stein- oder Zinkwannen habe ich nur in den größten hauptstädtischen Häusern gesehen, und auch dort sind Holzbütten, Zink- oder gar Tongefäße von mäßiger Größe üblich, mit deren Hilfe man das im Orient täglich nötige warme Bad, so gut es eben geht, durch Überspülen oder Begießen sich herzustellen bemühen muss. Die Badezimmer, in mittelgroßen Häusern gewöhnlich vier, sind natürlich in der Zahl der Wohnungsräume nicht einbegriffen. Eine Küche befindet sich nicht in dem Bungalow, da deren Gerüche und die Wärme des Herdes sehr lästig werden würden; ihre Stelle vertritt das unfern im Hofe stehende Kochhaus, häufig ein überaus einfaches Gebäude aus Lehm, den Stallungen ähnlich.
   Das Mobiliar pflegt in den indischen Haushaltungen mangelhaft und auf das Notwendigste beschränkt zu sein, nur das Empfangszimmer ist hübsch in der bekannten zwanglosen englischen Art eingerichtet. Im übrigen fragt man nicht nach vornehmer Ausstattung, sondern nach Behaglichkeit, dem ersten Erfordernis, dem alle anderen häuslichen Rücksichten untergeordnet werden. Der Europäer empfindet seine indische Wohnung eben nie als ein wirkliches Heim, und darum ist alles auf den Fall eines plötzlichen Abbruchs eingerichtet. Schon wenn ein Beamter oder Offizier versetzt wird, lohnt es bei den riesigen Entfernungen fast nie, irgendetwas von Möbeln mit sich zu nehmen. Man kauft und verkauft mit einer Leichtigkeit, die eine deutsche, an ihrer Aussteuer hängende Hausfrau zur Verzweiflung treiben würde. Kleiderschränke, Kommoden, Tische, Stühle wechseln beständig ihre Besitzer und sehen natürlich oft nicht nur sehr altväterlich, sondern manchmal auch recht schäbig aus. Ein verheirateter Oberst erzählte mir, dass er vor einigen Jahren bei einer Versetzung sein ganzes Mobiliar nebst einem Pferde für 200 Rupien verkauft habe. Da es keine Glas- und Porzellan-Fabriken im Lande gibt und deshalb alles feinere Geschirr sehr teuer ist, nimmt man es mit bestoßenen Tellerrändern nicht sehr genau; auch in den Tischdecken kann man gelegentlich Löcher sehen.
   Ein indischer Haushalt wird aus diesen Gründen mit ziemlicher Leichtigkeit in ein anderes Gebäude oder auch in Zelte übertragen. Die letzteren gewähren dem Europäer in den kühlen Monaten einen äußerst behaglichen Aufenthalt und lassen nichts von der häuslichen Bequemlichkeit vermissen. Wenn die Beamten auf den jährlichen Inspektionsreisen durch ihren Distrikt von Ort zu Ort ziehen, so werden die Zelte von den Dienern im Nu abgebrochen, samt ihrem Inhalt auf Wagen geladen, und in wenigen Stunden steht das leinene Haus an seinem neuen Bestimmungsorte genau so wie es an dem vorigen stand. Gewöhnlich wird eine Reihe von Zelten sehr geschickt mit einander verbunden und auf diese Weise eine ganze Anzahl nebeneinander liegender Zimmer hergestellt. Das Leben »in camp« wird als eine Erholungszeit von dem Beamten begrüßt und nicht selten von seiner Familie geteilt. Im Sommer wird der Aufenthalt in Zelten durch die Hitze und in den Regenmonaten durch die Niederschläge unmöglich gemacht.
   Die europäischen Häuser sind im Innern des Landes von außerordentlich großen Höfen (in Indien compounds genannt) umgeben; mit dem oft mehrere Hektar weit brach liegenden Lande scheint dem Ankömmling eine nutzlose Verschwendung getrieben zu werden. Doch ändert sich auch in dieser Hinsicht die Anschauung, sobald die kurze Spanne der kühlen Jahreszeit abgelaufen ist. In der schwülen Glutluft der folgenden Monate, in denen man vergebens nach einem erfrischenden Luftzug lechzt, würde die Beengung durch naheliegende Bauten etwas wahrhaft Erstickendes haben. Auch die im Allgemeinen übliche Kahlheit der Höfe, in denen wohl hie und da ein Baum steht, aber sonst oft weder ein Strauch noch eine Blume dem Auge eine Abwechslung bietet, erklärt sich während der Regenzeit als eine Maßregel von gesundheitlicher Bedeutung: je weniger Vegetation, desto geringer die Gefahr des Malaria-Fiebers. Gärten sind zu jener Zeit, in der man selbst den Graswuchs mit der Sense nach Kräften niederzuhalten sucht, übelriechende Brutstätten giftiger Dünste. Wenn aber auf diese Periode der unablässigen, alles überschwemmenden und zersetzenden Regen die trockene staubige Winterzeit folgt, so fehlt es an der zur Erhaltung der Gärten notwendigen Feuchtigkeit. Es ist eben in Indien alles entweder zu wenig oder zu viel. Die Beete der Gärten müssen mehrere Handbreit unter den Fußwegen liegen, damit sie durch Wasserkanäle aus dem Brunnen des Hofes gespeist werden können. Zwei Buckelochsen sind an der Arbeit, um das Wasser aus ihm heraufzubefördern. An einem über eine Winde laufenden Strick ziehen sie den Eimer aus der Tiefe, und langsamen Schrittes kehren sie, ihn wieder hinablassend, zu dem Brunnen zurück. Ende Oktober werden die Gärten in Stand gesetzt, und Mitte November beginnt die Rosenblüte, die ihren Höhepunkt um die Wende des Jahres erreicht. In dieser Zeit prangen wohl gepflegte Gärten, wie z. B. die riesigen Anlagen, die das Government College in Benares umgeben, in einem entzückenden Blumenflor; ich dachte an das heimatliche Schneegestöber, als ich an dem warmen Weihnachtsabend 1885 in einem grünenden, blühenden und duftenden Garten lustwandelte, der uns für ein deutsches Weihnachtsfest einen fruchtschweren Zitronenbaum lieferte.
   Zu den Notwendigkeiten des Lebens in Indien gehören für den Europäer Wagen und Pferde, ohne die sich auch der Ärmste nicht behilft und nicht behelfen kann. Ein unverheirateter junger Mann mag sich auf ein Reitpferd beschränken, doch wird er an den schwülen Sommerabenden die Spazierfahrt in einem bequemen europäischen Wagen schmerzlich vermissen. Auch mit Pferden wird selten in Indien Aufwand getrieben, da fremde und edlere Rassentiere sehr leicht dem Klima erliegen. In den Küstenstädten findet man die großen starkknochigen Australier häufig vertreten, im Innern sind die heimischen (country-bred) Pferde durchaus die Regel. Obwohl weder schön noch besonders ausdauernd, sind sie doch für alle praktischen Zwecke genügend und haben den Vorzug großer Billigkeit. Man kauft ein gutes junges Pferd zum Fahren oder Reiten für 150 Rupien, und die Unterhaltungskosten belaufen sich monatlich auf kaum mehr als 4 oder 5 Rupien. Wohl beinahe jedes europäische Kind erfreut sich in Indien eines eigenen Ponys; denn solch ein Tierchen hat gar wenig zu bedeuten, weil die Futterkosten da, wo mehrere andere Pferde gehalten werden, fast gleich Null sind. Viele Ponys sind von einer wahrhaft lächerlichen Kleinheit, nicht viel größer als ein stattlicher Hund, und dann schon für 10 Rupien oder noch billiger zu haben. Während meines Aufenthalts in Benares kaufte ein Missionar für seinen Sprössling ein Pony gar um vier Rupien, allerdings ein entsetzlich dürftiges und verhungertes Tierchen, das vor seiner Krippe stand, ohne das ihm vorgeschüttete Korn zu berühren. Man schickte nach dem Verkäufer und fragte ihn, was dem Pony fehle, dass es nicht fräße. »Er ist nicht an diesen Gebrauch gewöhnt,« war die Antwort; schon ganz kleine Kinder werden im sicheren Sattelstuhl, von der Kinderfrau gehalten, auf den Rücken des Ponys gesetzt, das der Stallknecht am Zügel führt.
   Außer den Pferden und den oben erwähnten Brunnenochsen muss das lebende Inventar auch einige Kühe umfassen, da die im Bazar verkaufte Milch von sehr verdächtiger Beschaffenheit und oft geradezu schädlich ist.
   Seitdem man mehr auf diesen und auf ähnliche Punkte achtet und im Allgemeinen ein vernünftigeres Leben führt als früher, ist der Gesundheitszustand der Europäer in Indien entschieden besser geworden. Ratsam ist es, in Indien verheiratet zu sein, da die nachlässigen Diener in allem und jedem beaufsichtigt werden müssen, wie es eigentlich nur das sorgsame Auge einer umsichtigen Hausfrau vermag. Erwähnen will ich als ein Beispiel, dass die kupfernen Kochgeschirre, in denen sämtliche Speisen zubereitet werden, regelmäßig alle vierzehn Tage oder wenigstens alle Monate neu verzinnt werden müssen. Viele Junggesellen sind früher, weil sie diese wichtige Maßregel entweder gar nicht oder nicht genügend beobachteten, an langsamer Grünspanvergiftung zu Grunde gegangen.
   Man isst in Indien gut und reichlich, um sich gegen das aufreibende Klima widerstandsfähig zu erhalten. Der leicht sich einstellenden Appetitlosigkeit wird durch scharf gewürzte, mit Curry zubereitete Speisen entgegengewirkt. Beim Genuss geistiger Getränke ist große Mäßigkeit ratsam. Das (für die Ausfuhr stärker gebraute) Pilsener Bier, das man mit einer Rupie für die Flasche bezahlte, hatte zur Zeit meiner Reise die anderen Biere fast völlig aus Indien verdrängt; doch bekam man in den großen Hafenstädten allerhand andere europäische Sorten, namentlich das im Orient sehr beliebte Dreher'sche Wiener Bier. Da der Genuss des Bieres leicht Unverdaulichkeit hervorruft und diese in den Tropen wie alle Magenstörungen zu ernsten Erkrankungen führen kann, genießen viele Europäer Bier nur in der kalten Zeit, im übrigen Jahre dagegen täglich eine halbe Flasche Rotwein. Auf Abendgesellschaften pflegt ausschließlich Champagner gereicht zu werden, der wegen des starken Verbrauchs in Indien kaum teurer ist als in Europa. An den namentlich bei jüngeren Männern beliebten »peg«, d. h. Whisky mit Sodawasser, tut man gut, sich nicht zu gewöhnen, da aus dem einen peg gar zu leicht mehrere werden. Ich habe meinen Durst wesentlich mit reinem Sodawasser gelöscht, das überall in Indien zu demselben Preise wie bei uns zu bekommen ist. Mit Ausschluss der kühlen Monate müssen natürlich alle diese Getränke erst durch Eis genießbar gemacht werden; in den größeren Städten sind heutzutage Fabriken zur chemischen Herstellung von Eis errichtet, in kleinere Orten wird es von dort mit der Bahn in der Nacht versendet.
   In ganz Indien ist die nachstehende Reihenfolge der Mahlzeiten üblich: Wenn man sich des Morgens erhebt, nimmt man das chota haziri (kleine Frühstück) zu sich, d. h. eine Tasse Tee mit Weißbrot und Marmelade oder rohen Früchten, so gut Indien sie in seinen Bananen, Orangen, Mangos und dergleichen zu bieten vermag. Zu den vielen Enttäuschungen, die auf den Reisenden dort drüben warten, gehört auch das Kapitel der Früchte. Der Orient bringt nicht eine einzige Frucht hervor, die nur annähernd einen Vergleich mit einem guten Apfel oder einer besseren Birnensorte aushält, geschweige denn mit unseren Erdbeeren, Pfirsichen und Weintrauben. Zwischen 9 und 10 Uhr folgt das eigentliche haziri, das ausgiebige Frühstück, das u. a. mehrere warme Fleischspeisen enthält; und zwischen ein und zwei Uhr das tiffin, die zweite etwas weniger reichhaltig bemessene größere Mahlzeit. Der Nachmittags-Tee gegen vier Uhr ist nicht allgemein üblich. Um 7 Uhr, in einigen Haushaltungen etwas später, findet das bara khana, die Hauptmahlzeit statt, bei der eine große Mannigfaltigkeit von Gerichten selbst in den einfachsten Haushaltungen geboten zu werden pflegt.
   Eine notwendige Vorbedingung für das Wohlbefinden des Europäers ist, selbst im Sommer, rasche und reichliche Bewegung im Freien, für welche die Zeit nicht fern von Sonnenuntergang und die frühen Morgenstunden zu benutzen sind. Das Tennis-Spiel entspricht den dortigen Lebensverhältnissen in ausgezeichneter Weise; denn infolge der außerordentlichen Spannung, die der Verlauf dieses Ballspiels erregt, vergisst man fast die fürchterliche Glut, in der ohne einen solchen Anreiz selbst ernste Vorsätze, soweit sie körperliche Übung betreffen, zunichte werden. Das Tennis-Spiel ist für die Bewegung eben, was scharfe Gewürze und Curry für die Mahlzeiten sind. Zwischen den spielenden Europäern, die mit ihren gewandten Bewegungen ein hübsches Bild angeregter Lebhaftigkeit darbieten, laufen die braunen halbnackten Diener hin und her, um die niederfallenden Bälle aufzulesen und den Sahibs, Memsahibs und Miss Sahibs zu reichen. Nicht nur in dem Hof fast jeden europäischen Hauses ist jetzt ein Tennisplatz hergerichtet, auf dem sich die Bekannten einmal in der Woche an einem festgesetzten Tage eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang in ihren weißen Flanellanzügen einfinden; auch von Hotels, Offizierkasinos und Klubs werden solche Plätze unterhalten. Ein Tennis-Abend pflegt einen wohltuenden Einfluss auf die Nachtruhe zu haben, und das ist in Indien noch weit höher zu schätzen als bei uns. Denn die Nachtruhe gehört auch zu den Schattenseiten des indischen Lebens.
   Zwar ist das Bett, für das man übrigens sowohl ins Hotel, als auch in das Haus, in das man zu Gast geladen wird, Kopfkissen und Decken mitzubringen hat, zum Schutze gegen die Moskitos mit Vorhängen aus ganz feiner Gaze versehen, die an einem Holzgestell angebunden und sorgfältig unter die Matratze gestopft werden; aber trotzdem finden die Quälgeister - eine der größten Plagen des Orients - nur gar zu oft ihren Weg in das Innere, sei es, dass sie gleichzeitig mit dem zu Bett Gehenden hineinschlüpfen, dass sie bei Tage schon in den Falten der Gaze sich versteckten, oder dass sich in ihr ein Loch gebildet hat. Nicht selten wird der Diener, der die Lagerstätte zubereitet, verantwortlich gemacht, wenn er die Untersuchung der Vorhänge gegen Abend nicht sorgfältig genug vorgenommen hat, und ihm ein Anna (gleich 10 Pfennigen) für den Moskito am Lohn abgezogen.
   Aber auch in den Nächten, in denen ihn die Moskitos nicht zerstechen, wird dem Europäer der Schlaf oft durch große Unruhe draußen unmöglich gemacht, namentlich wenn es anfängt heiß zu werden und man die nach der Veranda führenden Türen nicht mehr schließen kann. Das gräuliche Geschrei der hungernden Schakale ist die Einleitung, dann setzen die Pariahunde ein, nach einer Pause beginnen die Esel mit ihrem grunzenden Gebrüll, und das alles wird nicht selten, wenn man in der Nähe des Eingeborenen-Viertels wohnt, von den schauderhaften schrillen Tönen einheimischer musikalischer Instrumente begleitet. Und dazu kommen Katzen, Hunde, Fledermäuse, quiekende Moschusratten und sonstiges Viehzeug ins Zimmer. Im März werden an den Zimmerdecken die Punkhas aufgehängt. Aber wenn schon diese am Tage über der glühenden Stirn schwingen (dem Neuling übrigens in der ersten Zeit trotz der fürchterlichen Hitze allerlei Erkältungen, Halsweh, Augenentzündungen und dergleichen verursachend), sucht man doch das Übel des Nacht-Punkha, so lange es irgend geht, zu verschieben. Ich bin zuerst mit meinem Bett auf die Veranda hinausgegangen und, als es auch dort unerträglich heiß wurde, unter einen schattigen Baum im Hof, der mein Haupt gegen die gefährliche Berührung des Mondscheins schützte, die schon manchem Schläfer unter den Tropen das Gesicht verzerrt und gelähmt hat. Dort musste ich die Nachtlampe - man schläft in Indien nie im Dunkeln - höher hinaufschrauben und näher ans Bett heranrücken lassen, um durch die Helle etwaige Schlangen zu verscheuchen. Aber man gewinnt doch nur eine Galgenfrist. Nachdem man eines Nachts in der beklemmenden, durch die Gaze der Vorhänge noch erhöhten Schwüle keinen Schlaf mehr gefunden hat, entschließt man sich seufzend, in der nächsten Nacht wieder ins Zimmer hineinzugehen, die Vorhänge vom Bett entfernen und sich den Punkha dicht über der Nase ziehen zu lassen. Es heißt, dass die Moskitos durch den heftigen Luftzug verscheucht werden; doch können nur Leute, die sich eines beneidenswert festen Schlafes oder eines wenig wohlschmeckenden Blutes erfreuen, diese Behauptung verbreiten. In Kalkuttaer Häusern hat man es verstanden, den Punkha mit den Moskito-Vorhängen zu vereinigen, welche letzteren dann von einer außerordentlichen Größe sein müssen, um dem Punkha und dessen Schwingungen im Innern Raum zu gewähren. Solche das halbe Zimmer füllenden Vorhänge werden an einem Gerüst an der Decke befestigt und unten auf dem Boden durch einen Bleisaum niedergehalten. Die ganze Vorrichtung bedeutet einen sehr großen Fortschritt, doch war sie zu meiner Zeit eben leider nur in Kalkutta anzutreffen, und da sie recht kostspielig ist, auch dort nur bei sehr wohlhabenden Familien. Der Punkha über meinem Bett in Benares ist von den dazu angestellten Kulis gleichmäßig kräftig nur in ganz wenigen Nächten gezogen worden, und zu Anfang gab es dazu noch einen beständigen Streit unter den Leuten, die sich über die Ablösungszeiten nicht einigen konnten. Ich habe alles Mögliche versucht, um mir meine Nachtruhe zu sichern, und die Punkha-Kulis bald mit schrecklichen Drohungen einzuschüchtern getrachtet, bald ihnen für gutes gleichmäßiges Ziehen Bakschisch in Aussicht gestellt. Aber da hilft weder Zuckerbrot noch Peitsche. Sobald die Bewegung in der Nacht erlahmt und die Schwingungen immer langsamer werden, erwacht man schweißtriefend und nach Luft schnappend, auch wenn die Moskitos nicht, was dann gewöhnlich der Fall ist, in Schwärmen auf ihr Opfer herunterstürzen. In solchen Augenblicken verliert der gutmütigste Mensch seine Geduld. Im günstigsten Falle ermuntert man den einschlafenden Kuli mit dem Rufe: Kincho! (Zieh!) oder Lamba hath karo! (Mach die Hand lang!); meist aber schläft der Pflichtvergessene, wenn man erwacht ist, schon fest wie ein Bär. Viele Europäer, namentlich Offiziere und Soldaten, haben die Gewohnheit, für diesen Fall neben dem Bett des Abends das gesamte Schuhzeug aufzustellen und dieses in der Nacht nach dem schlafenden Punkha-Zieher zu schleudern; doch habe ich mich zu solchen menschenunwürdigen Maßregeln nicht fortreißen lassen. Zuerst versuchte ich den Kuli zu wecken, indem ich mich im Bett aufrichtete, um an dem Strick, dessen Ende der Mann in der Hand hielt, mit einem plötzlichen Ruck zu reißen. Mancher behauptet auf diese Weise den Kuli geweckt zu haben; wann aber immer ich den Versuch machte, kam der Strick, offenbar schon der erschlafften Hand entfallen, einfach auf mich zugeflogen. Rufen ist ganz ergebnislos; es hilft also nichts: man muss aufstehen und den Burschen rütteln, bis er sich grunzend erhebt und schlaftrunken zu seinem Strickende wankt. Unter den üblichen Scheltreden legt man sich nieder, kratzt an seinen Moskito-Beulen und kann froh sein, wenn der sinnige Vorgang sich nicht noch einmal in derselben Nacht wiederholt. In den zweistöckigen Häusern Kalkuttas pflegen sich die Schlafzimmer im oberen Stock zu befinden, von wo der Punkha-Strick über eine Rolle zu dem im Erdgeschoss sitzenden Kuli geleitet ist. Eine mir befreundete Kalkuttaer Familie hatte lange Zeit ein einfaches Mittel, den entschlummerten Punkha-Zieher zu wecken, angewendet; es wurde nämlich von der oberen Veranda eine Gießkanne auf den Missetäter geleert. In einer schönen Sommernacht aber fing auch daraufhin der Punkha nicht mehr an zu schwingen, und bei näherer Untersuchung zeigte es sich, dass der Kuli sich eines gesunden Schlafes erfreute - unter dem kräftigen Regenschirme des Hausherrn. Junge Kaufleute erzählen, dass sie ihre Punkha-Kulis regelmäßig vor dem Schlafengehen durchprügeln, das hielte die Leute frisch für die Nacht; ja ein geistreicher Kopf soll darauf verfallen sein, zur Vereinfachung dieser anstrengenden Tätigkeit seinen persönlichen Diener für das Verhalten der Punkha-Zieher verantwortlich zu machen und ihn am Morgen zu hauen, wenn in der Nacht zuvor die Bewegung des Punkha aufgehört hatte. Der Mann wusste wohl, - wenn anders die Geschichte wahr ist -, dass die Prügel mit Zinsen an die richtige Adresse weitergegeben worden sind. Bemerkenswert ist, dass der Fremde auch in dem Hause, in dem er gastliche Aufnahme gefunden hat, der Landessitte entsprechend seine eigenen Punkha-Zieher zu halten und zu bezahlen hat, auch dass er sich dort bei Tisch von seinem mit ihm reisenden Bearer bedienen lässt.
   Nichts ist für einen indischen Haushalt so charakteristisch wie die große Zahl der Diener, die durch die dort zu Lande übliche Arbeitsteilung auch unter einfachen Verhältnissen nötig wird. Außer den Punkha-Ziehern, die für den dürftigen Tageslohn von zwei Annas ihr einförmiges, geisttötendes Amt zu verrichten haben, sind die folgenden Diener in dem Hause des Europäers erforderlich. Ich füge den Monatslohn, wie er in Benares üblich war, bei, mit dem Bemerken, dass dieser sich in Bombay und Kalkutta um 50-75 Prozent höher stellt und dass in größeren Haushaltungen noch eine ganze Reihe weiterer Diener außer den in der nachstehenden Liste enthaltenen anzutreffen sind, so der Portier (Derwan), der Bureaudiener (Deftri) usw. Also:
1)     Koch (Bawarchi) 9 R.
2)     Haupt-Aufwärter bei Tisch (Khansamah) 10 R
3)    Zweiter Aufwärter bei Tisch (Khitmutghar) 8 R
4     Gehilfe des Kochs, Spüljunge (Masalchi) 4 R
5)     Persönlicher Diener des Hausherrn, stets mit dem englischen Worte Bearer bezeichnet, 8 R
6)    Persönliche Dienerin der Hausfrau (Ayah) 8 R
Für jedes etwaige kleine Kind ist eine weitere Ayah notwendig; auch pflegt noch daneben noch eine Unter-Ayah zur Besorgung der Kinderwäsche gehalten zu werden.
7)    Schneider (Derzi) 8 R. Nicht selten doppelt vorhanden.
8)    Kehrer (Mehtar) 5 R. Der Mann gehört einer tief verachteten Kaste an und darf sich erniedrigen - was sonst kein Hindu und auch kein indischer Mohammedaner tut - von den Speisen, die für den Tisch seines Herrn bereit werden, etwas zu genießen.
9)    Wasserträger (Bhisti) 5 R. Dieser hat nicht nur das Wasser in die Küche und in die Badezimmer zu bringen, sondern auch Kühe und Pferde zu tränken. Man sieht ihn mit seinem Schlauch aus Ziegenfell beladen langsamen Schrittes zwischen dem Brunnen und den Wohnungen hin- und hergehen.
10)    Kuhhirt (Guala) 4 R. Außer dem Weiden und Füttern der Kühe gehört auch das Melken und Buttern zu seinem Beruf.
11)    Kutscher, mit der englischen Bezeichnung Coachman gerufen; 8 R
12)    Stallknecht (Sais [Syce]) 5 R. Für jedes Pferd ist ein besonderer erforderlich.
13)    Grasschneider (Ghasyara) 4-5 R. Der Mann begibt sich zweimal des Tages, in der Morgenfrühe und gegen Abend, in die Umgegend der Stadt, wo er frisches Gras findet, und bringt dieses auf dem Kopf in großen Bündeln zum Füttern der Pferde nach Hause.
14)    Wäscher (Dhobi) 10 R. Dieser ist unzertrennlich mit seinem Esel verbunden, der in Indien ein noch freudloseres Dasein führt, als der Esel des Müllers bei uns. Trotz seiner oft wahrhaft unglaublichen Kleinheit wird der Unglückliche von seinem Herrn nicht nur mit ungeheuren Wäscheballen beladen, sondern dazu noch als Reittier benutzt; und um ihm Fluchtgedanken unausführbar zu machen, werden ihm in der dienstfreien Zeit die beiden Vorderfüße fest zusammengebunden. Die Anstellung eines Privatwäschers ist aus Gesundheitsrücksichten sehr ratsam, weil sonst die Kleidungsstücke an unprüfbaren Stellen, z. B. am Rand stinkender Sümpfe, gereinigt und mit der Wäsche ungesunder Eingeborener in Berührung gebracht werden können. Wo man sich nicht der Wohltat eines eigenen Dhobi erfreut, wird die Wäsche von den öffentlichen Wäschern zu dem geringen Preise von 4 oder 5 Rupien für 100 Stück berechnet, wobei es sich völlig gleich bleibt, ob man ihnen Kragen, Manschetten und sonstige Kleinigkeiten, oder Hosen, Jacken u. dgl. übergibt.
15)    Bote, Ausläufer (Chaprasi) 5 R.
16)    Gärtner (Mali) 5 R. Ein einziger Mann der Art reicht nur für ganz kleine Gartenanlagen aus; oft müssen deren mehrere und dazu noch Leute zum Abfegen der Gartenwege gehalten werden.
17)    Nachtwächter (Chaukidhar) 4-5 R. Gewöhnlich, wie bei uns, ein altersschwacher Mann, der zu andern Dienstleistungen nicht mehr zu brauchen ist.

   Alle diese Leute, mit Ausnahme des letzten, begeben sich abends nach ihrer Wohnung und stellen sich des Morgens wieder im Hause ihres Herrn ein; außerdem erhalten sie noch gegen Mittag einen zwei- bis dreistündigen Urlaub, den sie bei ihrer Familie zuzubringen pflegen. Um die persönlichen Verhältnisse der Diener kümmert sich der Europäer nicht, wie er ja auch weder für die Verköstigung noch für andere Lebensbedürfnisse von ihnen zu sorgen hat; nur ein warmer Rock ist ein zu Weihnachten übliches Geschenk, und denjenigen Dienern, die, wie z. B. der Kutscher, nach außen etwas vorzustellen haben, wird ein Bedientenkleid aus weißem Zeug mit buntem Besatz geliefert. Da die Fülle der fremdartigen Namen das Gedächtnis des Europäers zu sehr belasten würde, zumal da die Leute häufig wechseln, ist es in Indien fast durchweg Sitte, die Diener nicht beim Eigennamen, sondern bei der oben in Klammern beigefügten Bezeichnung ihres Amtes zu rufen. Eine vorsichtige Hausfrau achtet darauf, dass unter ihren Dienern verschiedene Kasten vertreten sind, dass namentlich ein Teil von ihnen aus Hindus und ein Teil aus Mohammedanern besteht. Unter solchen Umständen üben die Leute eine Art von Polizei übereinander aus, während sie, wenn sie alle von derselben Kaste wären, unter einer Decke stecken und ihren Herrn arg übervorteilen würden. Man vertraue keinem eingeborenen Diener! Diese Lebensregel wird dem Ankömmling vom ersten Tage an in Indien eingeschärft. Eine beständige Kontrolle wird von den Dienern nicht als eine Verletzung, sondern als etwas Selbstverständliches empfunden. Schickt man z. B. Briefe zur Post, so überstreicht man vorher die Freimarken mit Tinte oder Buntstift, wodurch sie zu anderem Gebrauche unverwertbar werden, ihre Gültigkeit auf den Briefen jedoch nach den dortigen Bestimmungen nicht aufgehoben wird. Man schützt sich durch diese Maßregel dagegen, dass der Bote oder irgendein eingeborener Postbeamter die Marken ablöst und die Briefe entweder als nicht freigemachte befördert oder gar vernichtet. Ebenso ist es ratsam, bei der zweimal des Tages stattfindenden Fütterung der Pferde zugegen zu sein oder wenigstens hie und da unvermutet bei der Gelegenheit im Stalle zu erscheinen, um sich zu überzeugen, dass der Sais das Futterkorn richtig abwiegt und in die Krippe schüttet; denn da es sich um eine auch von Menschen genossene Getreideart handelt, liegt die Gefahr sehr nahe, dass der Sais das Korn selber isst und das Pferd hungern lässt oder sich allerhand sonstiger Unterschleife schuldig macht. Von seinem persönlichen Diener pflegt man täglich genaue Rechnungsablegung zu verlangen. Wenn nun aber ein solcher Mann weiß, dass ihm unablässig auf die Finger gesehen wird, und dass jede etwaige Veruntreuung sofort entdeckt werden würde, kann man ihm getrost die Verwaltung seines Hausrats und der Geldsummen, die man im Hause hält, überlassen; denn zu einer Unterschlagung in großem Stil fehlt es den Leuten an dem erforderlichen Mut, es sei denn, dass sie bei einem alleinstehenden Herrn dienen, der erkrankt und dem Tode nahe ist.
   In einem solchen Fall nimmt jeder, was er kriegen kann, und verschwindet. Ich selbst habe einen englischen Teepflanzer kennen gelernt, der bei einem heftigen Fieberanfall von seinen Dienern, denen er dem Tode verfallen zu sein schien, in solcher Weise beraubt und verlassen wurde. Da er allein an einem entlegenen Orte lebte, räumte die Dienerschaft alles aus, was sich fortschaffen ließ, und auch nicht einer unter zwanzig blieb bei dem Todkranken, der durch einen bloßen Zufall gerettet wurde: Ein paar Reisende, die des Weges kamen und durch den Anblick des nicht verschlossenen, aber von Dienern entblößten Bungalows überrascht waren, fanden den Verlassenen im Fieber-Delirium auf dem Boden eines seiner Zimmer liegend. Es würde jedoch unbillig sein, nicht auch der guten Eigenschaften der indischen Diener zu gedenken. Wer in der Wahl seiner Leute Glück gehabt hat und kein allzu großes Gewicht auf kleine Veruntreuungen legt, wird kaum wünschen, seine indischen Diener gegen europäische zu vertauschen, da ihm diese schwerlich ein solches Maß von Bequemlichkeit verschaffen könnten. Besondere Anerkennung verdient die Geschicklichkeit der Köche, die es verstehen, selbst mit den geringsten Mitteln Mahlzeiten von mehreren Gängen herzustellen. Auf Reisen in Gegenden, wo die europäische Zivilisation ganz zu Ende ist, führen sie nur einige wenige Geschirre mit sich, stellen einen Herd dadurch her, dass sie ein paar Löcher in den Erdboden graben, und liefern, wenn sie nur Hühner, Eier und etwas Gemüse auftreiben, dem Sahib sein Frühstück, Tiffin und Abendessen ganz wie zu Hause. Ein guter Bearer lauscht in wenigen Tagen seinem Herrn alle Gewohnheiten ab und weiß sich nicht selten sehr rasch unentbehrlich zu machen - aus eigenem Interesse natürlich; denn der Mann sichert sich dadurch nicht nur eine dauernde Stellung, sondern auch einen solchen Vorrang vor der übrigen Dienerschaft, dass diese häufig zu ihm als ihrem eigentlichen Herrn aufsieht. Auch gewinnt er durch sein enges Verhältnis zu dem Europäer, wenn dieser ihm eine immer größere Selbstständigkeit einräumt, einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf Kaufleute und Händler, den er zu Privatzwecken sich nutzbar zu machen versteht. Mir, der ich für viele Eingeborene in Benares nichts anderes war als »Sobhan's Sahib«, wäre der Gedanke, diesen Sobhan, einen Mohammedaner, der mir die ganze Zeit meines Aufenthalts in Indien hindurch diente, zu verlieren und mich an einen anderen persönlichen Diener zu gewöhnen, schon nach einigen Monaten ganz unmöglich erschienen. Besonders Junggesellen verwachsen häufig mit ihrem Bearer so, dass eine junge Gattin meist nichts Eiligeres zu tun hat, als diesen Mann zu entlassen. Das wissen solche einflussreichen Bearer auch ganz genau und suchen deshalb, wenn sie den Eindruck haben, dass ihr Herr ans Heiraten denkt, durch Zaubergebräuche die gefürchtete Memsahib fern zu halten.

Garbe, Richard
Indische Reiseskizzen
2. Auflage, München 1925

Abgedruckt in:
Keller, Ulrike (Hg.)
Reisende in Indien seit 326 v. Chr.
Wien 2007

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