1823 - James Weddell
Die Kaiserpinguine
South Georgia
Unter den Vögeln verdient vorzüglich der Königspinguin eine Bemerkung. Die Pinguine leben in Herden, sie laufen aufrecht mit watschelndem Gang an der Küste hin, sodass man sie bei trübem Wetter leicht für Menschen halten kann, und Sir J. Narborough vergleicht sie nicht mit Unrecht mit kleinen Kindern, die weiße Schürzen vorhaben, obgleich die, von denen er spricht, bei weitem nicht die Größe des Königspinguins haben. Der Königspinguin übertrifft, wenn er alle seine Federn hat, den Pfau weit an Schönheit; während der Mauser hat er ein schlechtes Aussehen, weshalb sie sich auch mit einer gewissen Verachtung voneinander trennen; sobald sie aber ihren alten Schmuck wiedererlangt haben, leben sie wieder in Gesellschaft, zu der aber keiner zugelassen wird, der nicht alle seine Federn hat. Sie betrachten sich oft von allen Seiten, scheinen sich an ihrer Schönheit zu erfreuen und entfernen sorgfältig jeden Schmutz, der sie verunreinigt hat. Zu Anfang Januar paaren sie sich und legen ihre Eier; während der Brutzeit sind die Hähne sehr eifrig, wenn die Henne Futter sucht oder sich badet, bringt sie das Ei mittels der Füße und des Schnabels zu dem Hahn, denn sie haben kein Nest, und die Henne ist deshalb zwischen dem Schwanz und den Schenkeln mit einer Höhlung versehen, in die das Ei passt. Die Jungen bleiben ein Jahr lang bei der Henne; in dieser Zeit bekommen sie alle ihre Federn. Beim Schwimmunterricht bedient sich die Henne eines eigenen Kunstgriffes; wenn das Junge nicht ins Wasser will, so lockt sie es auf einen Felsen und wirft es plötzlich in die See, was sie so lange wiederholt, bis es von selbst ins Wasser geht. Es gibt hier noch drei Pinguinarten, die alle von ziemlich gleicher Größe sind, aber nur halb so stark wie die Königspinguine. Sie haben übrigens dieselbe Gestalt ohne die schönen Federn und gehen ebenfalls aufrecht. Sie führen folgende Namen: Stutzerpinguin, Eselpinguin und Steinbeißerpinguin. Der erste soll durch seine lächerlichen Manieren einem Stutzer gleichen, was ich aber nicht gefunden habe; der zweite hat seinen Namen von dem Ton seiner Stimme, der dem Yahen eines Esels gleicht, und der dritte beißt, wenn er böse ist, in die Steine. Alle drei Arten stehlen einander vor der Brutzeit die Materialien zum Nest auf eine sehr listige Weise. Ihre Nester bestehen aus Steinen und Stängeln, sie sind gewöhnlich an der Seite der Hügel. Sie behalten ihre Jungen nur vier Monate bei sich, von Januar bis April; während dieser Zeit nehmen sie sie oft mit in die See, um sie an das Wassers zu gewöhnen, dann verlassen sie sie und gehen in die See.
Weddell, James
Reise in das südliche Polarmeer in den Jahren 1822 bis 1824
Weimar 1827