Januar 1644 - Johann Jakob Merklein
Mit einem holländischen Ostindienfahrer auf den Kapverden
Den 18. dito sind wir mit drey Schiffen, die nach Indien begehrten (denn die andere waren schon alle von uns, ein jedweder seines Wegs gefahren) zwischen den zwey Canarischen Inseln, Gomera und Teneriffa durchgefahren; daselbsten den unglaublich-hohen Berg, el Pico de Canaria genant, dergleichen man vermeint in der Welt nicht mehr zu seyn, hoch über den Wolken heraus gesehen: Und wiewol die Hitze unten auf unserm Schiff schier unerträglich war, ist doch der Berg oben gantz mit Schnee bedeckt gewesen.
Den 22. dito sahen wir die Insel de Sal (Kapverden), und kamen den 23. zu der Insel S. Jago, daselbst haben wir einen Ankerplatz gesucht, zu refreschirn; weil es aber zimlich still, und der Wind uns nicht dienen wolte, als haben die auf dem Delftischen Schiff, deß Abends einen Schuß gethan; und sind, ihre Reise zu befördern, von uns abgesegelt: Weil ihr Volk noch gesund, und der Erquickung so sehr nicht bedürftig war. Wir aber, neben dem Rotterdamischen Schiff, haben in unserm Vornehmen noch continuirt, bis auf den 26. dito; und weil wir nicht kunten an die Portugesische Stadt, die auf der Insel ligt, kommen, sind wir gegen über, nach der Insel de Fogo, auf Teutsch Feuer-insel, gesegelt: Welche Insel von den Portugesen also genant worden, wegen eines darauf ligenden Bergs, der allezeit brennet; davon man des Tags nur einen dicken Rauch, des Nachts aber die helle Glut und Flammen heraus schlagen siehet: Da es dann, so man bey Nacht vorbey fähret, gewaltig krachet und spratzet; daß es erschröcklich zu hören.
Dieweil sichs dann wieder einen Tag verzog, ehe wir auf den Ankerplatz kommen kunten, ist das Rotterdamer-schiff auch von uns abgesegelt; und wiewol wir nun gantz allein waren, hat doch unser Capitain, neben seinem Schiff-rath für gut angesehen, dieweil unsre Schiffleute sehr abgemattet, und krank waren, daselbsten zu refreschirn.
Derohalben wir den 28. dito geankert, und haben die auf der Insel wohnende Portugesen, weilen nunmehr der Fried und Allianz zwischen Holland und Portugall geschlossen, uns alle Freundschaft erwiesen, und mit Rindvieh, Geisen, Schweinen, vielerlei Früchten, als Limonen, Pomerantzen, Kürbis, Quitten, Weintrauben, welche also frisch von den Bäumen und Reben kamen, und uns im Jenner sehr fremd vorkamen, für einen zimlichen Preis, versehen: Auch unsere Fässer mit süssem Wasser, welches an der See aus einem Felsen sprang, füllen lassen.
Diese Insel ist nicht groß, und ligt auf 14. Gr. 20. Min. Nord-
werts, von der Aequinoctial-linie, ist ein sehr hoch Land; wird von etlichen Portugesen und wenig Africanen, oder Cafres, die den Portugesen dienen, bewohnt.
Den letzten Jan. sind wir unsere Reis fortzusetzen, wieder unter Segel gegangen; und den 14. February die lin. Aequinoct. gepassirt.
Merklein, Johann Jakob
Reise nach Java, Vorder-ind Hinterindien, China und Japan 1644-1653
Neu herausgeben nach der zu Nürnberg im Verlag von Johann Freidrich Endter 1672 gedruckten verbesserten Ausgabe des im Jahre 1663 zum ersten Mal erschienenen Textes
in der Reihe: Reisebeschreibungen von deutschen Beamten und Kriegsleuten im Dienst der Niederländischen West- und Ost-Indischen Kompagnien 1602-1797; Herausgegeben von S. P: L'Honoré Naber, 3. Band, Haag 1931 Merk1