Reiseliteratur weltweit

Geschichten rund um den Globus

1584 - Arthur Barlowe
Die Gründung von Virginia
Roanoke Island, North Carolina

Am zweiten Juli kamen wir in flaches Wasser, das süß roch; und der Geruch war so stark, als ob wir mitten in einem feinem Garten voll duftender Blumen wären; deswegen waren wir sicher, daß Land nicht mehr fern sein könne. Wir hielten gut Ausguck, segelten mit losen Schoten und kamen am 4. an die Küste, von der wir annahmen, daß sie festes Land und ein Kontinent sei; wir segelten 120 englische Meilen [200 km] daran entlang, bevor wir eine Einfahrt oder einen Fluß fanden, der sich ins Meer ergoß. In den ersten, den wir fanden, fuhren wir hinein - wenn auch nicht ohne Schwierigkeiten - und gingen innerhalb von drei Arkebusenschüssen in der Mündung des Flusses an seiner linken Seite vor Anker. Nach einem Dankgebet zu Gott für unsere sichere Ankunft bemannten wir unsere Boote und gingen an das nächstgelegene Land, um es zu untersuchen und im Namen Ihrer allerhöchsten Majestät der Königin als rechtmäßiger Königin und Prinzessin desselben als Eigentum zu nehmen; und das taten wir entsprechend Ihrer Majestät Erlaubnis und dem Patent mit ihrer Majestät Siegel.
   Nachdem diese Zeremonie so wie in dergleichen Fällen üblich durchgeführt war, sahen wir uns an Land um; wo wir gelandet waren, war es sehr sandig und sehr flach, und es gab so viele Trauben, daß die Brandung sie überspülte; wir fanden viele, hier und auch anderswo, auf dem Sand und auf den grün bewachsenen Hügeln und in den Ebenen, auf jedem kleinen Busch und in die Kronen der höchsten Zedern kletternd, daß ich glaube, so viel Überfluß gibt es in der ganzen Welt nicht noch einmal. Ich habe selbst die fruchtbarsten Gegenden Europas gesehen und finde den Unterschied fast zu unglaublich, um ihn aufzuschreiben.
   Wir erstiegen die nächsten Hügel, die nicht besonders hoch sind, und sahen die See im Norden wie im Süden, und auf beiden Seiten kein Ende. Das Land erstreckt sich gegen Westen, und es stellte sich heraus, daß es eine Insel von zwanzig Meilen Länge und nicht mehr als sechs Meilen Breite war. Unterhalb des Rückens oder Hügels, auf dem wir standen, sahen wir Täler, angefüllt mit guten Zedernbäumen; und als wir eine Arkebuse abschossen, erhob sich ein Schwarm Kraniche (vorwiegend weiße) unter uns mit einem von vielen Echos verstärkem Geschrei, als ob eine ganze Armee zur gleichen Zeit losgebrüllt hätte.
   Die Insel hat viele gute Wälder, voll mit Hirschen, Kaninchen, Hasen und Geflügel; sogar in der Mitte des Sommers gibt es sie in unglaublichem Überfluß. Es sind nicht Wälder, wie man sie in Böhmen, Moskovien oder Herzynien [den deutschen Mittelgebirgen] findet, wüst und ohne Waldfrüchte, sondern es gibt die höchsten und rötesten Zedern der Welt, weit besser als die Zedern der Azoren, Indiens oder des Libanon. Pinien, Zypressen, Sassafras, der Lentisk oder Baum, der Mastix trägt, der Baum mit der schwarzen Zimtrinde, von dem Master Winter von der Magellanstraße mitgebracht hat, und viele andere von außerordentlichem Aroma und besonderer Qualität.
   Wir lagen zwei ganze Tage vor dieser Insel, bevor wir irgendwelche Bewohner des Landes sahen; am dritten Tag entdeckten wir ein kleines Boot mit drei Personen darin, das auf uns zu ruderte. Das Boot landete vier Arkebusenschüsse von unserem Schiff entfernt; zwei Leute blieben darin, der Dritte kam den Strand entlang auf uns zu; da wir alle an Bord waren, ging er dem Schiff gegenüber an Land auf und ab. Dann ruderten der Steuermann und Navigator der Admiral, Simon Ferdinando, der Kapitän Philip Armadas, ich selbst und noch andere an Land, wo der Mann auf uns wartete; er zeigte kein Zeichen von Angst oder Zweifel. Und nachdem er vieles geredet hatte, was wir nicht verstanden, brachten wir ihn mit seinem Willen zu uns an Bord und gaben ihm ein Hemd, einen Hut und andere Sachen, und ließen ihn unseren Wein schmecken und unser Fleisch, was ihm sehr gut gefiel. Nachdem er beide Schiffe besichtigt hatte, verließ er uns und ging zu seinem eigenen Boot, das er bei einer kleinen Grotte oder einem nahegelegenen Bach gelassen hatte. So wie er zwei Bogenschüsse weit im Wasser war, fing er an zu fischen, und in weniger als einer halben Stunde hatte er sein Boot so voll beladen, daß es gerade noch schwamm, und kam wieder an Land, teilte seine Fische in zwei Teile und deutete für den einen Teil auf das Schiff und für den anderen auf die Pinasse: Damit hatte er nach besten Kräften unsere Gaben erwidert und entschwand außer Sicht.
   Am nächsten Tag kamen verschiedene Boote zu uns, und in einem war der Bruder des Königs, begleitet von vierzig oder fünfzig Mann, sehr gutaussehenden und freundlichen Leuten; ihr Benehmen war so gut und höflich wie nur irgend in Europa. Sein Name war Granganimeo; Der Name des Königs ist Wingina, des Landes Wingandacoa (und jetzt nach Ihrer Majestät Virginia). Sein Kommen war folgendermaßen: er ließ seine Boote in einiger Entfernung von den Schiffen am Strand zurück, wie es schon der erste Mann getan hatte, und kam den Strand entlang bis auf die Höhe unserer Schiffe, gefolgt von vierzig Mann. Als er dort ankam, breiteten seine Leute eine lange Matte auf dem Boden aus, auf die er sich setzte; am anderen Ende der Matte setzten sich vier seiner Leute hin. Die übrigen Männer standen in einiger Entfernung um ihn herum. Als wir mit unseren Waffen landeten, rührten er und auch die vier sich nicht, zeigten keine Angst, daß wir ihnen Schaden zufügen könnten, sondern saßen still; er bedeutete uns, näher zu kommen und bei ihm zu sitzen, was wir auch taten. Als wir uns gesetzt hatten, zeigte er alle Zeichen der Freude und des Willkommens, strich über seinen Kopf und seine Brust, dann über unsere, um uns zu zeigen, daß wir eins seien, lächelte und zeigte, so gut er konnte, Liebe und Verbundenheit. Nachdem er uns eine lange Rede gehalten hatte, überreichten wir ihm verschiedene Dinge, die er freudig und dankbar entgegennahm. Die ganze Zeit wagte keiner aus seiner Begleitung ein Wort zu äußern; nur die vier am anderen Ende flüsterten sich gegenseitig etwas ins Ohr.
   Dem König wird Gehorsam geleistet, und seine Brüder und Kinder werden in Ehren gehalten. Der König selbst wurde, während wir dort waren, in einem Kampf mit dem König des Nachbarlandes schwer verwundet und hatte zwei Schüsse in den Körper und einen in den Oberschenkel erhalten, aber er erholte sich wieder. Deswegen, und weil er in der Hauptstadt des Landes lag, die sechs Tage entfernt war, sahen wir ihn überhaupt nicht.
   Nachdem wir seinem Bruder Dinge übergeben hatten, von denen wir glaubten, sie würden ihm gefallen, gaben wir auch den anderen etwas, die mit ihm auf der Matte saßen; aber sofort stand er auf, nahm ihnen alles ab und tat es in seinen Korb, und machte Zeichen, daß alles ihm gegeben werden sollte und daß die anderen nur Diener und Gefolgsleute seien.
   Am nächsten oder übernächsten Tag fingen wir mit ihnen Handel an und tauschten Dinge von uns gegen Felle und Häute von Gemsen, Büffeln und Hirschen. Als wir ihm unsere Waren zeigten, gefiel ihm von allem ein Zinnteller am besten, den er in die Hand nahm, gegen seine Brust hielt und, nachdem er ein Loch in den Rand gemacht hatte, um seinen Hals hängte und uns mit Zeichen zu verstehen gab, daß das ein Schutz gegen die Pfeile der Feinde sei. Denn diese Leute führen einen tödlichen und fürchterlichen Krieg mit dem benachbarten König und Volk. Wir tauschten unseren Zinnteller für zwanzig Felle im Wert von zwanzig Kronen; und einen Kupferkessel für fünfzig Felle im Wert von fünfzig Kronen. Sie boten uns sehr guten Tauschwert für unsere Beile, Äxte und Messer, und hätten alles für ein Schwert gegeben; aber wir gaben keines her. Nach zwei oder drei Tagen kam des Königs Bruder an Bord und trank von unserem Wein und aß von unserem Fleisch und unserem Brot und schätzte es sehr. Und nachdem ein paar Tage vergangen waren, brachte er seine Frau und seine Tochter und zwei oder drei kleine Kinder mit an Bord. Seine Frau war gutaussehend, von mittlerer Gestalt und sehr zurückhaltend. Auf dem Rücken trug sie einen langen Lederumhang mit der Fellseite nach innen, und vorne ebenso. Auf der Stirn trug sie ein breites Band aus weißen Korallen, wie auch ihr Ehemann es oft trug. In den Ohren hatte sie Perlenketten, die bis zur Mitte des Leibes hinunterreichten (und von denen wir Euer Hochwohlgeboren eine mitgebracht haben), und die Perlen hatten die Größe von guten Erbsen. Die anderen Frauen von besserem Stand hatten Gehänge aus Kupfer in jedem Ohr, und einige Kinder des Bruders des Königs und andere edle Männer hatten fünf oder sechs davon in jedem Ohr; er selbst hatte auf dem Kopf eine breite Gold- oder Kupferplatte; weil sie nicht poliert war, wußten wir nicht, welches Metall es war, und er erlaubte nicht, daß wir sie ihm vom Kopf nahmen; aber wenn man es anfaßte, verbog es leicht. Seine Kleidung war wie die seiner Frau, nur daß die Frauen es auf beiden Seiten lang tragen und die Männer nur auf einer. Die Leute sind von gelblicher Farbe, und die meisten haben schwarze Haare, aber es gab auch Kinder mit sehr feinem rötlichbraunem und kastanienfarbenem Haar.
   Nachdem die Frauen dagewesen waren, kamen von überall viele Leute, die Leder, Korallen und verschiedene Arten von sehr guten Farbstoffen mitbrachten; aber wenn Granganimeo, des Königs Bruder, dabei war, durfte niemand außer ihm Geschäfte machen, außer denen, die rote Kupferstücke auf dem Kopf trugen wie er selbst - denn das zeigt den Unterschied zwischen den Adligen und Regierenden und den Gemeinen. Und wir stellten fest, und Sie [Sir Walter Raleigh, der Adressat des Berichtes] haben das seither auch von den beiden gehört, die wir mitgebracht haben, daß niemand auf der Welt seinem König, seinen Adligen und Regierenden mehr Respekt entgegenbringt als diese Leute.
   Die Frau des Königsbruders hatte immer ein Gefolge von vierzig oder fünfzig Frauen, wenn sie zu uns kam, was sehr oft der Fall war. Und wenn sie an Bord kam, ließ sie die Frauen an Land zurück bis auf ihre zwei Töchter, die Amme, und eine oder zwei andere. Der Bruder des Königs verfuhr immer folgendermaßen: er machte so viele Feuer an Land, wie er Boote zu den Schiffen mitbringen wollte, damit wir wußten, in welcher Stärke und Gesellschaft er sich uns näherte.
   Ihre Boote waren aus einem Baumstamm gemacht, entweder aus Kiefern-, oder aus Pitchholz [Pechkiefer]; letzteres ist uns kaum bekannt, und es wächst auch nicht in England. Sie haben keine scharfen Werkzeuge, um sie damit zu bauen. Wenn es überhaupt welche gibt, so sind sie sehr selten, und die, die sie haben, sind zwanzig Jahre alt; die zwei Männer erzählten, sie stammten aus dem Wrack eines christlichen Schiffes, daß durch einen Sturm und schreckliches Wetter an ihre Küste getrieben worden war; kein Mensch wurde gerettet, aber das Schiff, oder ein Teil davon, wurde auf den Strand geworfen, und aus dessen Bordwänden hatten sie lange und kurze Nägel gezogen und daraus ihr bestes Werkzeug gemacht.
   Ihre Boote bauen sie auf folgende Weise: Sie brennen einen großen Baum nieder, oder nehmen einen vom Wind gefällten, und streichen zweierlei Harz auf eine Seite und setzen es dann in Brand, und wenn es ein Loch gebrannt hat, kratzen sie die Holzkohle mit ihren Muschelschalen aus, und wo es noch weiter oder tiefer ausgebrannt werden soll, legen sie Mastix auf, das das Holz wegbrennt; und so bauen sie sehr schöne Boote, und manche tragen zwanzig Mann. Ihre Ruder sind wie Löffel, und oft benutzen sie lange Stangen, wie es die Wassertiefe verlangt.
   Des Königs Bruder schätzte unsere Waffen sehr, ein Schwert und verschiedene andere Dinge, die wir bei uns hatten, und er bot uns eine große Perlenkiste dafür an; aber wir schlugen es ihm dieses Mal ab, denn wir wollten nicht zeigen, daß wir Wert auf die Perlen legten, bis wir wußten, in welchem Teil des Landes sie wuchsen; Euer Hochwohlgeboren sind sicherlich damit einverstanden
   Des Königs Bruder hielt seine Versprechen immer; oft gaben wir ihm Waren gegen sein Wort, und er kam immer noch am gleichen Tag, um sein Versprechen einzulösen. Er schickte uns jeden Tag eine oder zwei Paar fette Böcke, Kaninchen, Hasen, Fische, die besten der Welt. Er schickte uns verschiedene Arten von Früchten, Melonen, Walnüsse, Gurken, Kürbisse, Erbsen und verschiedene Wurzeln und sehr gute Früchte und vom Korn ihres Landes [Mais], das sehr weiß ist und hell und gut schmeckt und dreimal in fünf Monaten wächst. Sie säen im Mai und ernten im Juli, sie säen im Juni und ernten im August, und sie säen im Juli und ernten im September. Sie bringen das Korn in die Erde, indem sie das Gras mit einer hölzernen Hacke oder einem Pickel aufbrechen. Wir selbst machten einen Versuch mit dem Boden und brachten einige Erbsen in die Erde, und nach zehn Tagen waren sie vierzehn Inches hoch.
   Sie haben auch gute Bohnen in verschiedenen Farben und in wunderbar großen Mengen. Manche wachsen wild und manche in ihren Gärten, und es gibt sowohl Weizen wie Hafer.
   Die Erde ist die reichlichste, süßeste, fruchtbarste und gesündeste auf der ganzen Welt; es gibt mehr als vierzehn wohlriechende Bäume mit Stämmen, und der größte Teil des Unterholzes besteht aus Lorbeer und ähnlichem. Sie haben die gleichen Eichen wie wir, aber viel größer und besser.
   Nachdem sie verschiedene Male bei uns an Bord gewesen waren, gingen ich und noch sieben zwanzig Meilen den Fluß hinauf, der zu Stadt Skicoake führt; diesen Fluß nennen sie Occam. Und am folgenden Abend kamen wir zu einer Insel, die sie Roanoak nennen, sieben Leguas [40 km] von dem Hafen entfernt, wo wir eingefahren waren; und an dessen Nordende war ein Dorf mit neun Häusern, aus Zedernholz gebaut und mit spitzen Baumstämmen befestigt, um die Feinde draußen zu halten, und der Eingang ist sehr kunstvoll wie ein Schlagbaum gemacht; als wir nahe in Ufernähe waren, kam die Frau von Grangyno, dem Bruder des Königs, uns entgegengelaufen und begrüßte uns vergnügt und freundlich; ihr Mann war nicht im Dorf. Sie befahl einigen ihrer Leute, das Boot an Land zu ziehen wegen der Brandung; anderen trug sie auf, uns auf ihren Rücken ans trockene Land zu tragen, und wieder anderen, unsere Ruder ins Haus zu bringen, damit sie nicht gestohlen würden. Als wir in den äußeren Raum kamen - das Haus hatte fünf Zimmer -, ließ sie uns bei einem großen Feuer sitzen und nahm uns unsere Kleider ab, wusch sie, und trocknete sie dann wieder. Einige Frauen zogen uns die Strümpfe aus und wuschen sie, einige wuschen unsere Füße in warmem Wasser, und sie selbst gab sich große Mühe, daß alles auf beste war und beeilte sich, Fleisch für eine Mahlzeit für uns vorzubereiten.
   Nachdem wir uns abgetrocknet hatten, brachte sie uns in einen inneren Raum, wo sie Getreide in Milch gekocht, Wild gesotten und gebraten, Fisch gesotten, gekocht und gebraten, Melonen roh und gesotten, Wurzeln verschiedener Art und verschiedene Früchte auf ein Wandbrett setzte.
   Sie trinken für gewöhnlich Wasser, aber, so lange es Trauben gibt, trinken sie Wein, aber da sie keine Fässer haben, um ihn das Jahr über zu lagern, trinken sie Wasser, aber es ist gekocht mit Ingwer darin und schwarzem Zimt und manchmal Sassafras [Fenchelholz] und verschiedenen anderen gesunden und medizinartigen Kräutern und Teilen von Bäumen. Wir wurden mit aller Liebe und Freundlichkeit und aller Großzügigkeit, die sie aufbringen konnten, nach ihrer Sitte bewirtet. Wir fanden die Leute sehr höflich, liebevoll und treuherzig, ohne Arg und Betrug, so wie es Brauch war im goldenen Zeitalter. Der Boden bringt alles wie nach der Schöpfung im Überfluß hervor ohne Mühe und Arbeit. Die Leute müssen sich nur um Schutz vor der Kälte im kurzen Winter bemühen, und sich ernähren von dem Fleisch, das das Land hervorbringt; ihr Fleisch ist gut gesotten und sie machen eine sehr süße und würzige Brühe; ihre Gefäße sind irdene Töpfe, sehr groß, weiß und schön. Ihre Schüsseln sind aus feinem Holz; wo sie essen, wohnen sie auch, und darin ist auch ihr Götterbild, das sie anbeten, und von dem sie unglaubliche Dinge erzählen.
   Während wir mit dem Fleisch beschäftigt waren, kamen zwei oder drei Männer mit Pfeil und Bogen von der Jagd durch das Tor; als wir sie sahen, wurden wir wachsam, und wollten nach den Waffen greifen. Aber sobald sie unser Mißtrauen bemerkten, wurde sie sehr besorgt und schickte ein paar Mann hinaus, um ihnen Pfeil und Bogen wegzunehmen und zu zerbrechen und die armen Burschen mit Schlägen zurück vor das Tor zu treiben.
   Als wir sie am Abend verließen, weil wir die Nacht über nicht bleiben wollten, war sie sehr traurig und gab uns unser Essen halbfertig mit, Töpfe und alles, und brachte uns zum Boot, in dem wir in einiger Entfernung vom Strand die Nacht verbrachten; über unsere Vorsicht war sie sehr traurig und ließ einige Männer und dreißig Frauen die Nacht über am Strand in unserer Nähe und schickte uns feine Matten als Schutz gegen den Regen. Sie versuchte, uns dazu zu bewegen, daß wir in ihren Häusern bleiben sollten; aber weil wir nur wenige waren, wäre unsere Fahrt in großer Gefahr gewesen, wenn uns etwas passiert wäre. Deshalb durften wir kein Abenteuer wagen, obwohl es keinen Anlaß für unser Mißtrauen gab. So weit wir auch schon in der Welt herumgekommen waren, ein freundlicheres und liebevolleres Volk hatten wir nie getroffen.

Hakluyt, Richard (Hg.)
The Principal Navigations, Voiages, Traffiqves And Discoueries of the English Nation
3. Band, London 1600
Übersetzung: U. Keller

Abgedruckt in:
Keller, Ulrike (Hg)
Reisende in den USA 1541 – 2001
Wien 2002

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