Um 1566 - Diego de Landa
Vom Leben der Maya
Yucatán
Sie bauten ihre Häuser, indem sie sie mit Stroh bedeckten, das es in guter Qualität und im Überfluss gibt, oder mit Palmblättern, die dafür sehr gut geeignet sind. Die Dächer waren sehr steil, damit das Regenwasser nicht eindringen konnte. In der Mitte ziehen sie eine Wand, die das Haus der Länge nach teilt, mit mehreren Türen, die in die Hälfte führen, die sie die Rückseite des Hauses nennen und wo sie ihre Betten haben; die andere Hälfte wird sehr hübsch mit Kalk geweißt. Die oberen Herrschaften lassen sich ihre Wände sehr elegant bemalen; die geweißte Hälfte dient dem Empfang und der Unterbringung ihrer Gäste. Dieser Raum hat keine Türen, ist aber über die ganze Länge des Hauses offen; das geneigte Dach hängt vorn sehr tief herunter wegen der Sonne und des Regens. Die Leute sagen, dass das auch einer anderen Absicht dient, nämlich ihre Feinde von innen unter Kontrolle zu halten, wenn es nötig sein sollte. Die gemeinen Leute bauten die Häuser der Herren auf ihre eigenen Kosten; und da die Häuser keine Türen hatten, wurde es als schweres Verbrechen betrachtet, anderer Leute Häuser zu beschädigen. An der Rückseite gab es eine kleine Tür für die notwendigen Verrichtungen, und sie haben Betten aus Reisern mit einer geflochtenen Matte darauf, auf der sie schlafen; sie decken sich mit Decken aus Baumwolle zu. Im Sommer schlafen sie für gewöhnlich in dem geweißten Teil des Hauses auf einer dieser Matten, insbesondere die Männer.
Über den Hausbau hinaus besorgte die Stadtbevölkerung das Säen für die Adligen; sie bestellen auch die Felder und ernteten, was für sie und ihre Haushalte gebraucht wurde. Und wenn es auf die Jagd oder zum Fischen ging oder wenn es Zeit war, Salz zu besorgen, bekam der Herr immer seinen Anteil, denn diese Angelegenheiten wurden von der ganzen Gemeinde erledigt. Wenn der Herr starb, wurde der älteste Sohn sein Nachfolger, aber auch die anderen Kinder waren hoch geachtet und wurden unterhalten und auch als Herren betrachtet. Die vornehmen Männer, die unter dem Herrn standen, wurden entsprechend ihrer Person und der Gunst, die ihnen von ihrem Herrn erwiesen wurde, behandelt. Die Priester bekamen ihren Lebensunterhalt durch ihr Amt und durch Opfergaben. Die Herren regierten die Stadt, schlichteten Streitigkeiten, hielten Ordnung in den Angelegenheiten ihrer Gemeinden; all das geschah durch leitende Männer, denen bereitwillig gehorcht wurde und die hoch geschätzt wurden, ganz besonders die Reichen, die die Herren besuchten und in deren Haus sie Gericht hielten; hier wurden alle Angelegenheiten und Geschäfte geregelt, in der Regel spät abends. Und wenn die Herren ihre Stadt verließen, nahmen sie eine große Menge Leute mit; ebenso, wenn sie ihre Häuser verließen.
Die Indianer von Yucatán sind eine angenehm anzusehende Rasse und von großer Gestalt, robust und sehr kräftig, aber in der Regel säbelbeinig, denn als Kinder werden sie von ihren Müttern rittlings auf der Hüfte getragen. Schielen war bei ihnen ein Zeichen von Schönheit. Die Mütter erreichten das, indem sie den Kindern ein kleines Pflaster aus Pech in die Haare klebten, das zwischen ihren Augenbrauen baumelte und den Blick einfing. Wie es da so baumelte, fingen sie schließlich an zu schielen. Kopf und Stirn wurden in der Kindheit von den Müttern flachgedrückt, auch das mit Absicht. Und die Ohren wurden für Ohrringe durchstochen und waren sehr lang gezogen. Ihnen wuchsen keine Bärte; sie sagten, ihre Mütter hätten ihnen als Kindern die Gesichter mit heißen Tüchern gebrannt, damit ihnen kein Bart wüchse. Jetzt aber tragen sie Bärte, wenn auch sehr struppige, wie Rosshaar.
Sie trugen ihr Haar lang wie die Frauen, und oben auf dem Kopf brannten sie einen Fleck wie eine Tonsur, und so wuchs das Haar unten lang, während es oben kurz war. Und sie flochten es und machten daraus einen Kranz um den Kopf und ließen die Enden wie Quasten herunterhängen.
Alle Männer benutzten Spiegel, die Frauen aber nicht; wenn man jemanden als Hahnrei bezeichnen wollte, sagte man, seine Frau habe ihm die Spiegel hinten in sein Haar gesteckt.
Sie badeten häufig, ohne sich die Mühe zu machen, mehr von ihrer Nacktheit vor den Frauen zu verbergen, als man mit der Hand bedecken konnte.
Sie waren große Liebhaber von guten Düften, und sie banden deshalb Sträuße von Blumen und duftenden Kräutern, die sie mit viel Sorgfalt zusammenstellten.
Es war bei ihnen Sitte, sich Gesicht und Körper rot anzumalen, und obwohl sie damit nicht sehr gut aussahen, fanden sie doch daran Gefallen.
Ihre Kleidung bestand aus einem handbreiten Band, das als Unter- und Überhose diente. Sie wickelten es mehrere Male so um die Taille, dass ein Ende nach vorn und eins nach hinten hing; diese Enden machten die Frauen mit sehr viel Fleiß und verzierten sie mit Federn. Und sie trugen große, quadratische Überwürfe, die sie über die Schulter banden. Sie trugen Sandalen aus Hanf oder unbehandelten Hirschhäuten und trugen keine anderen Kleidungsstücke.
Das Grundnahrungsmittel ist Mais, aus dem sie verschiedene Gerichte und Getränke bereiten, und selbst als Getränk, so wie sie es bereiten, ist es Essen und Trinken zugleich. Die indianischen Frauen legen den Mais für eine Nacht in Wasser, und am nächsten Morgen ist er weich und wie halb gekocht, und Hülle und Stängel werden abgetrennt. Sie mahlen ihn auf Steinen und geben Arbeitern und Reisenden und Seefahrern große Ballen und Lasten von halbgemahlenem Mais mit, der mehrere Monate haltbar ist und bloß gesäuert wird. Davon nehmen sie ein Stück, das sie in einem Gefäß [mit Wasser] mischen. Dieses Gefäß besteht aus der Schale einer Frucht, die auf Bäumen wächst, und so hat Gott sie mit Gefäßen versehen. Sie trinken dies und essen den Rest, und es ergibt eine würzige Mahlzeit, die sehr nahrhaft ist. Von ganz fein gemahlenem Mais machen sie eine Milch, die sie auf dem Feuer eindicken, daraus entsteht eine Art Brei für den Morgen. Sie trinken diese Milch heiß, und über das, was vom Morgenmahl übrig bleibt, gießen sie Wasser, um es während des Tages zu trinken; denn sie sind es nicht gewöhnt, nur Wasser zu trinken. Sie dörren den Mais auch, mahlen ihn dann und vermischen ihn mit Wasser, was ein sehr erfrischendes Getränk gibt, dem ein bisschen indianischer Pfeffer oder Kakao zugegeben wird.
Aus gemahlenem Mais und Kakao machen sie eine Art von schäumendem Getränk, das sehr herzhaft schmeckt und mit dem sie ihre Feste begehen. Und aus dem Kakao gewinnen sie ein butterähnliches Fett, und daraus und aus Mais machen sie ein anderes Getränk, das sehr würzig und hochgeschätzt ist. Und noch ein anderes Getränk besteht aus rohem und gemahlenem Mais, das sehr erfrischend und geschmackvoll ist.
Sie machen verschiedene Sorten von gutem und gesundem Brot, das aber schlecht zu essen ist, wenn es kalt ist, und deshalb machen sich die Frauen die erhebliche Mühe, es zweimal am Tag zuzubereiten. Sie haben es bisher nicht geschafft, ein Mehl herzustellen, das man wie Weizenmehl kneten kann, und wenn sie es hin und wieder wie ein Weizenbrot machen, ist es zu nichts gut.
Sie kochen Gerichte aus Gemüse und Wildfleisch und wilden und zahmen Vögeln, von denen es eine große Zahl gibt, und aus Fisch, der auch in großer Zahl vorkommt. Und so haben sie reichlich Nahrung, besonders, seit sie angefangen haben, spanische Schweine und Geflügel zu züchten.
Am Morgen nehmen sie ihr warmes Getränk mit Pfeffer zu sich, wie schon gesagt, und während des Tages trinken sie es kalt, und die Gerichte essen sie zur Nacht. Und wenn es kein Fleisch gibt, machen sie Brühen aus Pfeffer und Gemüse. Die Männer aßen gewöhnlich nicht mit den Frauen; die Frauen aßen für sich auf dem Fußboden oder höchstens auf einer Matte, die den Platz des Tisches einnimmt. Sie essen eine Menge, wenn es reichlich gibt, und wenn nicht, ertragen sie Hunger sehr duldsam und geben sich mit wenig zufrieden. Nach dem Essen waschen sie ihre Hände und Münder.
Sie tätowierten ihre Körper, und je mehr Tätowierungen sie hatten, als desto tapferer und mutiger wurden sie angesehen, denn das Tätowieren ist mit großen Schmerzen verbunden und wurde auf folgende Art und Weise durchgeführt: Der, der die Tätowierung machte, färbte den entsprechenden Körperteil und ritzte dann fein die Zeichnungen ein, so dass mit Blut und Farbstoff die Narben auf dem Körper verblieben. Wegen der großen Schmerzen wurde immer nur wenig auf einmal gemacht, und danach waren sie richtig krank, denn die Muster schwärzten und es bildete sich Narbengewebe. Trotzdem machten sie sich über die lustig, die sich nicht tätowieren ließen.
Sie geben sich viel Mühe, zuvorkommend zu sein, und sie zeigen ein feines Wesen und natürliche Anlagen, und jetzt essen und trinken sie wie unsereiner.
Brasseur de Bourbourg, Etienne Charles
Collection de documents dans les langues indigènes, pour servir à l'étude de l'histoire et de la philologie de l'Amerique ancienne
Band 3: Relation des choses de Yucatán de Diego de Landa
Paris 1864
Übersetzung: U. Keller
Abgedruckt in:
Keller, Ulrike (Hg.)
Reisende in Mexiko
Wien 2003