Reiseliteratur weltweit

Geschichten rund um den Globus

m 1506 - João de Barros
Das Reich des Monomotapa
Mosambik und Zimbabwe

Das Land, welches wir Sofála nennen, ist ein sehr weitläufiges Reich, welches von einem heidnischen Fürsten beherrscht wird, den man Benomotápa nennt. Zwei Arme eines mächtigen Stroms umgeben es und machen es zu einer Insel. Dieser Strom entspringt aus dem größten See in Afrika, nach welchem die alten Schriftsteller vielfältig forschten, weil er auch der Ursprung des Nils sein soll. Auch der Sair, welcher durch Kongo fließt, kommt aus diesem See, welcher dem westlichen Meer näher zu liegen scheint als dem östlichen, denn selbst aus dem Reich Kongo ergießen sich in denselben viele bedeutende Flüsse, welche ihn zu einem schiffbaren Meer machen, auf welchem sich eine Insel befinden soll, die 30.000 Mann ins Feld stellen kann. Derjenige Strom der nach Sofála fließt, teilt sich in zwei Arme, von welchen der eine, den wir den Rio del Espiritu Santo [Rio Mutamba] nennen, bei dem Cabo das Correntes [beim heutigen Inhambane] ins Meer fällt. Der andere ergießt sich 25 Meilen [etwa 150 km] km nördlich von der Stadt Sofála [in der Nähe des heutigen Beira] in dasselbe, und wird Kuama [Sambesi] genannt. Dieser Arm ist viel mächtiger als der andere, denn man kann 250 Meilen [1.500 km] in denselben hinaufschiffen, indem er noch sechs andere große Ströme in sich aufnimmt, welche durch das Land des Benomotápa fließen und sämtlich Gold bei sich führen. Jene beiden Ströme und das Meer machen Sofála zu einer Insel von 750 Meilen Umfang.
    Die Küste vom Cabo das Correntes bis an den Fluss Espiritu Santo ist eine große Ebene und hat zwar wegen der guten Weiden Überfluss an allerlei Vieh, aber gänzlichen Mangel an Holz. Dagegen ist längs des Kuama und im Inneren des Landes die Gegend bergig, von Flüssen bewässert, und wegen ihrer angenehmen Lage am meisten bevölkert. Wegen dieser Bevölkerung wird sie von den Elefanten gemieden, welche in großen Herden nach jenen Ebenen ziehen und daselbst in großer Menge getötet werden, daher wird sehr viel Elfenbein aus dieser Gegend ausgeführt.
    Die Goldgruben, welche Sofála am nächsten liegen, sind die von Manika in einer von Gebirge umgebenen Gegend, welche an dreißig Meilen im Umkreis beträgt. Dieser Bezirk, Matuka genannt, liegt ungefähr 50 Meilen westlich von Sofála. Das Gold ist daselbst in Gestalt von Staub und kleinen Körnern mit dem harten, dürren Erdreich vermischt und wird bloß aus ihm herausgewaschen. Die Kaffern graben selten über sechs bis sieben Palmen tief, um es zu gewinnen, und in einer Tiefe von zwanzig Palmen kommt man schon auf festes Gestein. In einer Entfernung von 100 bis 200 Meilen gibt es noch andere Goldgruben in den Provinzen Bero und Kitikui. In diesen und in den Betten der Flüsse findet man das Gold auch in größeren Körnern, welche im Winter durch die Bergströme aus den Felsritzen herausgespült werden.
    In der Provinz Torea, deren Beherrscher unter dem Schutz des Benomotápa steht, gibt es gleichfalls Goldgruben. Dieses Land grenzt an die große Ebene, und seine Minen sind die ältesten in diesen Ländern. Sie liegen in einer Ebene, in deren Mitte sich ein viereckiges Schloss befindet, dessen Mauern 25 Palmen dick sind, aber keine verhältnismäßige Höhe haben. Sie sind von ungeheuer großen gehauenen Steinen ohne alle Verbindung durch Kalk oder Mörtel aufgeführt, und über dem Tor befindet sich eine Inschrift, welche zwar von gelehrten Mauren untersucht worden ist, sie haben aber nicht erraten können, in welcher Schrift sie abgefasst ist. Rings umher liegen noch andere Gebäude von ähnlicher Bauart, unter anderen ein Turm, der über 12 Klafter hoch ist. Diese Gebäude sind ungefähr 170 Meilen von Sofála entfernt und liegen zwischen dem 20. und 21. Grad südlicher Breite. Sie haben viel Ähnlichkeit mit denen von Axum in Abessinien, und vielleicht gehörten beide in uralten Zeiten einerlei Beherrschern.
    Der Benomotápa (oder Monomotápa, wie ihn die Portugiesen nennen) hält sich gewöhnlich in dieser Gegend auf. Er unterscheidet sich nicht von den anderen durch prächtige Gewänder oder kostbares Gerät. Seine Kleidung besteht aus einem schön gewirkten einheimischen Zeug. Zum Zeichen seiner Würde trägt er in seinem Gürtel eine kleine Hacke mit einem elfenbeinernen Stiel als Sinnbild des Ackerbaus. Viele bedeutende Fürsten sind ihm untertan.
    Die Kaffern in diesem Lande gleichen an Farbe und Gestalt den anderen Negern. Sie sind aber nicht so roh und ungesittet wie die von der Küste von Sangebar. Sie glauben an ein einiges höchstes Wesen und haben keine Götzenbilder. Ihre Häuser oder Hütten bestehen aus Pfählen, welche gegen einen Ständer in der Mitte wie gegen einen Zeltpfahl gelehnt, und mit Hürden und Lehm bedeckt sind.
    Reiterei gibt es bei ihnen nicht, sondern sie streiten zu Fuß, mit Bogen, Pfeilen, Wurfspießen und Schwertern. Die Vielweiberei ist bei ihnen eingeführt. Der Benomotápa soll über 1.000 Weiber haben. Seine erste Gemahlin ist jedoch (wenn sie auch von geringerem Stande wäre) die Gebieterin über alle, und ihr Sohn ist Erbe des Reiches.

Soltau, Dietrich Wilhelm
Geschichte der Entdeckungen und Eroberungen der Portugiesen im Orient vom Jahre 1415 bis 1539; nach Anleitung der Asia des João de Barros
Band 1, 10. Buch; Braunschweig 1821

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