1863 - John Hanning Speke
Zusammentreffen mit Baker
Gondokoro (Ismailia), Süd-Sudan
Wir marschierten 1.000 Mann stark nach Wurungi und kamen am folgenden Tage nach einem doppelten Tagesmarsch zu Marsan im Bari-Lande an. Ich wünschte noch immer, mich in den Dörfern der Eingeborenen einzuquartieren; Muhamed jagte aber alle eine Leute in Schrecken, als er sagte, das Bari-Volk würde uns in der Nach töten, wenn wir nicht alle zusammen in einem großen Lager schliefen, sodass wir gezwungen wurden nachzugeben.
Das rechts noch immer von Bergen eingefaßte Land war wellenförmig und sehr nett bewaldet. Dörfer waren zahlreich, als wir aber vorüber zogen, flohen alle Einwohner vor uns bis auf wenige Männer, die kühner als die anderen stehen blieben und uns ansahen, als wir vorbeimarschierten. Sowohl nachts als morgens schlagen die Türken die Trommeln, und sobald sie zum Essen halten, plündern sie die Dörfer.
Allmählich vordringend und um Mittag zum Essen Halt machend, kamen wir wieder in Sicht des Nils und ließen uns in einer Station namens Doro nieder, eine kurze Entfernung von dem wohlbekannten Berge Rijeb, wo Nilreisende mit Entzücken ihre Namen einschneiden. Das Land blieb dasselbe, das Gras wurde aber auffallend kürzer und alle Tage schöner, und zwar so, dass alle meine Leute erklärten, es sei ein Zeichen unserer großen Annäherung an England. Nachdem wir uns zur Nacht eingerichtet und die Türken die nächsten Dörfer ausgeplündert hatten, hörten wir zwei Flintenschüsse, und unmittelbar darauf war der ganze Platz von Bari-Volk lebendig. Ihre Trommeln würden gerührt, ein Zeichen, dass sie uns angreifen wollten, und die Kriegstrommeln der Dörfer ringsum antworteten gleichfalls. Die Türken wurden darüber etwas beunruhigt, und als die Dunkelheit eintrat, schickten sie außer ihren nächtlichen Wachen noch Patrouillen aus. Die Wilden versuchten dann, sich zu uns hereinzustehlen, wurden aber bald weggeschreckt, als die Patrouillen ihre Flinten spannten. Als sie sich dann mit dieser Taktik besiegt sahen, sammelten sie sich zu Hunderten vor uns, steckten das Gras Brand, marschierten auf und nieder, schwenkten brennendes Gras in ihren Händen, heulten wie Dämonen und schworen, sie würden uns am nächsten Morgen vernichten.
Nichtsdestoweniger schliefen wir die Nacht herum und marschierten am nächsten Morgen nach Gondokoro hinein, wo uns Muhamed nach Abschießen einer Salve mitnahm, um einen circassischen Kaufmann namens Kurschid Aga zu besuchen. Unsere erste Erkundigung war natürlich nach Petherick. Ein mysteriöses Stillschweigen folgte. Es wurde uns mitgeteilt, dass Mr. Debono der Mann sei, dem wir für die Unterstützung, die wir auf dem Weg von Madi hierher erhalten hätten, zu danken hätten; nach warmen Begrüßungen mit Muhameds Freund, welcher Debonos Agent hier war, verabschiedeten wir uns in größter Eile, um Petherick aufzutreiben. Als wir zum Fluss hinab gingen, wo eine Reihe von Fahrzeugen vor Anker lag, rechter Hand sich wenige halb eingestürzte Schuppen mit einem aus Ziegeln gebauten Haus fanden, das frühere Missionsetablissement , sahen wir die Gestalt eines Engländers auf uns zu eilen, den wir für Simon Pure hielten, im nächsten Moment aber ergriff mein alter Freund Baker, berühmt durch seine Jagdabenteuer in Ceylon, meine Hand. Was dies für eine Freude war, kann ich kaum sagen. Wir konnten nicht schnell genug sprechen, so überwältigt waren wir von unserer neuen Begegnung. Natürlich waren wir sofort seine Gäste und erfuhren alles, was nur von Interesse sein konnte. Ich hörte hier zuerst vom Tode Sr. Königlichen Hoheit des Prinzgemahls, was über die begeisternden Worte nachdenkend machte, die er als Kompliment für mich gebrauchte, als ich ihm von Sir Roderick Murchison, kurz bevor ich England verließ, vorgestellt wurde. Dann war der schreckliche Krieg in Amerika und andere Ereignisse weniger erschreckender Natur, die uns alle überraschend nahe traten, da Jahre vergangen waren, seit wir von der zivilisierten Welt etwas gehört hatten.
Baker sagte dann er sei mit drei Fahrzeugen, einem Dyabir und zwei Nuggers, heraufgekommen, völlig mit bewaffneten Männern, Kamelen, Pferden, Eseln, Perlen, Messingdraht und allem. Zu einer langen Reise ausgerüstet, ausdrücklich, um nach uns zu suchen, sowie in der Hoffnung, wie er scherzhafterweise äußerte, uns unter dem Äquator in einer schrecklichen Klemme zu finden uns das Vergnügen zu haben, uns heraushelfen zu können. Er hatte von Muhameds Gesellschaft gehört und wartete wirklich auf ihn, um seine auf dem Rückweg begriffenen Leute bequem zum Aufbruch zu benutzen. Drei holländische Damen (die Baronesse Miss A. van Cappelan und Mrs. und Miss Tinné) waren gleichfalls, in der Absicht uns auf dieselbe Weise wie Baker zu helfen, Gott segne sie, in einem Dampfer hierher gekommen, waren aber durch Krankheit nach Khartum zurück getrieben worden. Niemand hatte auch nur für einen Augenblick an die Möglichkeit gedacht, dass wir durchkämen. Ein Italiener namens Miani war weiter als irgendjemand anders den Nil aufwärts gegangen; und es verlautete nun, dass er der Mann war, der seinen Namen in den Baum von Apuddo eingeschnitten hatte. Was aber war aus Petherick geworden? Er handelte wirklich jetzt in Nyambara, 70 Meilen gerade westlich von hier, obgleich er, seit ich ihn in England verlassen hatte, eine Subskription von 1.000 Pfund Sterling von denjenigen meiner Freude erhoben hatte, denen dies Tagebuch als die kleinste Gegengabe hochachtungsvoll gewidmet ist, welche ein dankbares Herz ihnen für den Versuch, mir zu Hilfe zu kommen, bieten kann, als sie erfuhren, dass Schicksal der Expedition in großer Gefahr war.
Statt den Nil sofort herauf zu kommen, was Petherick hätte tun können, wie mir versichert wurde, wartete er, bis ein Schiff gebaut sein würde, wo dann die Jahreszeit zu weit vorgerückt war, um ihm zu gestatten, den Fluss aufwärts zu segeln. Kurz, er verlor die Nordwinde auf dem 7. Grad nördlicher Breite und ging zu Lande nach seinen Handelsdepot in Nyambara. Vorher hatte er jedoch einige Boote unter einem Vakil hierher geschickt, der Befehl hatte, nach seinem Handelsdepot in Nyambara hinüber zu kommen und sich von da direkt südlich zu wenden; scheinbar in der Absicht, nach mir zu suchen, jedoch gegen meinen Rat, ehe ich ihn in England verließ, und in Widerspruch zu seinem selbst vorgeschlagenen Plan zu meiner Hilfe, als er um Hilfe zu meiner Unterstützung bat, und gegen die sehr entschieden geäußerten Ansichten aller in demselben Handel wie er begriffenen Europäer; denn alle sagten gleichermaßen, sie wüssten, er würde nach Faloro gegangen und von dort nach Süden vorgedrungen sein, hätte ihn sein Handel westlich vom Nil nicht dahin gezogen.
Baker bot mir nun seine Boote an, um darin nach Khartum zu gehen und fragte mich, ob da noch etwas unvollendet gelassen wäre, was wichtig genug sei, weiter zu gehen und durch Untersuchung oder sonst wie zu vollenden; denn obgleich er gern mit uns den Fluss hinab ginge, so wolle er doch nicht nach Hause gehen, ohne irgendetwas getan zu haben, was ihn für die Mühe und die Kosten belohnte, die er bei der Ausrüstung seiner großen Expedition gehabt hätte. Natürlich sagte ich ihm, wie enttäuscht ich wäre, dass ich nicht den Anblick des kleinen Luta Nzigé hätte erlangen können. Ich beschrieb ihm, wie wir beim Übergang in Chopi den Nil hätten nach Westen umbiegen sehen und ihn dann, nachdem wir die Sehne des vom Fluss gebildeten Bogens hinab gezogen wären, ihn in Madi aus Westen kommend wieder fanden; von da aus nach Süden und wenigstens bis Koshi soll er schiffbar sein, und ist es vermutlich direkt bis in den kleinen Luta Nzigé. Sollte dies der Fall sein, dann könnte, wenn man Boote in Madi oberhalb der Katarakte baute, eine ungeheure Gegend dem wohltuenden Einfluss der Schifffahrt zugänglich gemacht werden. Ich erzählte ferner Baker von meinem Kontrakt mit Kummasi und von den Sachen, dich ich mit Absicht zurückgelassen hätte: irgendeinen unternehmenden Mann hier zu finden, den ich veranlassen könnte hinzugehen und mein Versprechen zu halten und, wo nötig zur besseren Verfolgung seiner eigenen Reisen dort, meinen Anteil an den Sachen zu beanspruchen. Dies unternahm Baker sofort, obgleich er sagte, er brauche meine Sachen nicht; ich setzte ihm meine Vorschläge auf, wie er vorgehen solle. Er schloss dann Freundschaft mit Muhamed, der ihm bis nach Falero zu helfen versprach, und ich gab Muhamed und seinen Leuten drei Karabiner als Honorar.
Ich wurde würde nun sofort den Nil hinunter gegangen sein, wenn der Mond in „Distanz“ gewesen wäre, um die Breite zu bestimmen; da dies nicht der Fall war, musste ich bis zum 26. [Februar] warten, so lange bei Baker wohnend. Kurschid Aga wurde sehr befreundet mit uns, und als er uns ein Geschenk von einem Truthahn, einer Kiste Wein und Zigarren machte, sagte er, er sei für seinen Teil betrübt, dass wir einen Landsmann gefunden hätten, sonst würde er die beneidenswerte Ehre gehabt haben, uns in seinem Fahrzeug bis nach Khartum hinab zu bringen.
Der hochwürdige Mr. Moorlan und zwei andere Geistliche von der österreichischen Mission waren von ihrer Station in Kich aus zu Besuch, um ihren alten Platz noch einmal zu sehen, ehe sie nach Khartum gingen, denn die österreichische Regierung, entmutigt durch vieljähriges Misslingen, hatte die Aufhebung des ganzen Etablissements für diese Gegenden befohlen. Es war kein Wunder, dass diese Missionare zurückberufen wurden; denn von zwanzig derselben , welche während der letzten 13 Jahre den Weißen Fluss herauf gekommen waren, um das Evangelium zu verbreiten, waren 13 am Fieber, zwei an der Ruhr gestorben, und zwei hatten sich mit zerrütteter Gesundheit zurückgezogen, und doch war kein einziger Übertritt durch sie erfolgt.
Speke, John Hanning
Die Entdeckung der Nilquellen
Leipzig 1864